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BeitragVerfasst: Mi Mai 01, 2024 11:22 
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Hallo Kollegen,

letztes Jahr konnte ich den Besitz eines seltenen Geräts kommen, für 35 Euro konnte ich einen Heroton 983W in der frühen Gehäuseform kaufen, mit dem ich jetzt angefangen habe. Den Schaltplan findet man im rm.org, diesem sind die Sollwerte entnommen.

Nachdem ich die fragwürdigen Kondensatoren getauscht und die ECH42 erneuert habe (alle anderen Röhren waren nicht zu beanstanden), ergeben sich nun folgende Werte, jeweils Plan/Ist im UKW-Betrieb gemessen:

1. Elko: k.A. / 260 VDC (es folgt eine Drossel, die im Plan mit 200 Ohm angegeben ist)
2. Elko: 215 / 242 VDC
3. Elko: 190 / 211 VDC

Also insgesamt zu hohe Spannungen. Gleichzeitig ist aber auch die Leistungsaufnahme zu hoch:

45 / 60 Watt, gemessen mit Wattmeter direkt am Ausgang des Stelltrafos bei exakt 220 Volt. Nun fände ich die Planangabe bei einem Radio, das mit EF85, ECH42, EF11, EF15, EM11, EAA91, EBF11 und EL11 bestückt ist zwar sehr sparsam, aber gut, es steht da so.

Die Anodenwicklung soll unter Last 235 Volt abgeben, de facto gibt sie 240 Volt ab, im Leerlauf sind es 261 Volt. Die Heizwicklung gibt unter Last 6,6 Volt ab, im Leerlauf sind es 7,1 Volt.

Wie Ihr nun richtig annehmt, hatte ich schon den Netztrafo in Verdacht, einen Windungsschluß entwickelt zu haben, dagegen spricht, daß er mit abgehängten Sekundärwicklungen nur 6 Watt zieht und auch weder warm wird, noch komisch riecht.

Zusammengefaßt: ich messe eine zu hohe Leistungsaufnahme UND zu hohe Sekundärspannungen. Das erste spräche für einen versteckten Kurzschluß, das zweite dagegen. Eingewendet werden kann, daß ich nicht mit einem Multavi II oder einem ähnlichen Meßknochen gemessen habe, der mit 330 Ohm/Volt "glänzt", wie das im Schaltplan verlangt wird. Ich habe vielmehr mein gutes, altes Nordmende DIVO 3362 dazu verwendet. Die Leistungsaufnahme wurde mit einem digitalen Wattmeter von Telefunken ermittelt, das ansonsten völlig zuverlässig seinen Dienst tut.

Davon abgesehen ist der UKW-Empfang sehr schwach, das ist aber sekundär, ich denke, da läßt sich durch Nachgleichen noch was machen.

So recht kann ich mir keinen Reim auf das alles machen. Ich bitte um Ideen.....

Danke
Holger

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BeitragVerfasst: Mi Mai 01, 2024 12:24 
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Servus,
Kannst du den Netztrafo primärseitig auf 240V umstellen?

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Gruss aus Trient,
Volker
http://luxkalif.de.tl/


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BeitragVerfasst: Mi Mai 01, 2024 12:54 
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Ja, das geht. Allerdings hatte ich ihn bis dato mit exakt 220 Volt vom Trenntrafo beliefern können.

H.

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BeitragVerfasst: Mi Mai 01, 2024 15:23 
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Einen Windungsschluss würde ich ausschließen. Eine Kurzschlusswindung erzeugt enorme Verluste (und Wärme) und die Ausgangsspannung sinkt dabei.
Windungsschluss mit gleichzeitiger zufälliger Unterbrechung der ursprünglichen Windung würde ich als unwahrscheinlich ausschließen.

Wenn der Spannungswähler auf 150 V stünde, müsste die Ausgangsspannung noch höher sein. Also auch nicht wahrscheinlich.

Wurde der Brückengleichrichter ersetzt (Selen nach Silizium), vielleicht im ursprünglichen Gehäuse, also nicht gleich erkennbar?

Wird der Trafo normalerweise sehr warm, ist aber jetzt kalt und die Schaltung ist ausgelegt für den höheren (warmen) Widerstand des Kupferdrahts im Trafo?

Messen die Messgeräte ausreichend genau?
Bei Messungen am Netzteil hat der Innenwiderstand des Messgeräts meistens keinen merklichen Einfluss.
Stimmen die Angaben im Plan überhaupt? (Mit Heroton-Unterlagen habe ich bisher keine Erfahrung.)

Bernhard


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BeitragVerfasst: Mi Mai 01, 2024 16:56 
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Hallo Bernhard,

das Gerät war absolut original als ich es bekam, von daher schließe ich einen Ersatz des Selens aus. Alle Strippen original, alle Lötstellen unberührt und grau. Der Spannungswähler steht richtig, das hatte ich auch schon geprüft. Und wenn an seinen Beinen die Drähte vertauscht wären (also der Draht für 150 Volt am 220V-Bein und umgekehrt), müßten die Spannungen nopchmal deutlich höher sein.

Ich werde das Gerät nun mal eine Weile eingeschaltet lassen, um zu sehen, ob sich die Werte ändern und wie stark sich der Trafo nun wirklich erwärmt.

Das DIVO 3362 wurde vor einigen Jahren kalibriert, die Leistungsaufnahme habe ich mit dem Telefunken Wattmeter aus den 80ern gemessen, das bisher nie Anlaß zur Klage gab.

Das Radio hat neben der erwähnten Bestückung auch noch VIER Skalenbirnen der üblichen Sorte, die immer alle brennen, also 7V/300mA, das alleine sind rund 8 Watt. Ehrlich gesagt halte ich die Angabe der Leistungsaufnahme von nur 45 Watt auch für....tiefgestapelt.

Gruß & Dank
Holger

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BeitragVerfasst: Mi Mai 01, 2024 18:22 
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Die Heizleistung aller Röhren und die Leistungsaufnahme der Skalenlampen ergeben zusammen 25 W.
Gibt es im Schaltplan eine Angabe der Anodenstromaufnahme? Sonst könnte man die Anoden- und Schirmgitterströme der einzelnen Röhren addieren. Diese, multipliziert mit den 235V am ersten Elko, ergibt die Leistung der Anodenstromversorgung.
Beides addiert, dann geteilt durch den Wirkungsgrad des Netztrafos (hier könnte man 0,8 annehmen), ergibt die Leistungsaufnahme, die das Radio haben muss. Ich schätze, das ergibt bei diesem Radio mehr als 45W.

Lutz


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BeitragVerfasst: Mi Mai 01, 2024 19:31 
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Hallo Lutz,

direkt am Trafo, also vor dem Gleichrichter, stehen 105 mA bei 235 VAC im Schaltplan

Bei den Röhren stehen folgende Angaben für UKW:

EF85: 17mA gesamt
ECH42: 9,1 mA gesamt
EF11: 7,25 mA gesamt
EF15: 12,9 mA gesamt
EAA11 und EM11: k.A.
EBF11: 1,06 mA gesamt
EL11: 30,9 mA gesamt

Das macht zusammen 78,21 mA

Gruß
Holger

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BeitragVerfasst: Do Mai 02, 2024 20:07 
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Für die EM11 kann man bei Empfang eines starken Senders etwa 0,8 mA veranschlagen. Der Anodenstrom von 79 mA, multipliziert mit den am ersten Elko gemessenen 260 V, ergibt 20,5 W. Zusammen mit der Leistung im Heizkreis ergeben sich also 45,5 W. Bei einem angenommenen Wirkungsgrad des Netztrafos von 0,8 müsste das Radio also knapp 57 W aufnehmen.

Mit den 105 mA vor dem Gleichrichter würden sich sogar gut 63 W ergeben. Da aber der Strom dort nicht sinusförmig ist, kommt es darauf an, womit der im Schaltplan angegebene Strom gemessen wurde, deshalb hate ich diese Angabe für unsicher.

Aber mehr als 45 W nimmt das Radio in jedem Fall auf.

Lutz


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BeitragVerfasst: Fr Mai 03, 2024 6:53 
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Hallo Lutz,

vielen Dank für Deine Berechnung. Dann lag ich mit meiner Mutmaßung, dieser Wert sei zu tief angesetzt, ja richtig.

Gut, dann rücke ich als nächstes mal dem UKW-Problem zu Leibe. Wenn das Gerät dann halbwegs läuft, mache ich unter strikter Beobachtung insbesondere des Netztrafos einen 4-Stunden-Dauertest und werde berichten.

Es steht im Schaltplan, daß sie damals ein Meßgerät mit 330 Ohm/Volt verwendet haben, ich denke, das war ein Multavi 2 oder ein frühes Siemens Multizet, das waren damals die in den Werkstätten üblichen Geräte.

Gruß
Holger

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BeitragVerfasst: Fr Mai 03, 2024 16:37 
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Nachdem Du den Trafo im Verdacht hattest ....... Ich hatte hier in einem Thread Hilfe zu den Trafo-Temperaturen bekommen, weil der Trafo bei meinem Rep-Fall Tfk-Rondo55 ungewohnt heiß wurde. https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=29179&p=264697&hilit=rondo+55#p264697 Nach weiteren Infos im Thread allerdings für Telefunken normale Erhitzung bis zu Raumtemp. plus 50°C.

Es gibt eine einfache Kontrolle zur Erwärmung (inkl. evtl. Check auf Windungsschlüsse bei Temperaturanstieg), wenn man primär Ri kalt vs warm mißt. Die Genauigkeit ist pi*Daumen ausreichend, :-) , mit Infrarotthermometer grob nachgemessen. Der Trafo brummte und wurde heiß, aber nach festziehen der Bleche und Temperaturmessung (Rechnung und Infrarot) blieb der drin und läuft nach ~5 Jahren immer noch (Nachfrage beim Besitzer).

Meine EXCEL-Tab zu der Graphik lasse ich mal weg, weil die Rechnung simpel ist. Für Kupfer gilt T=[(R1/R0)-1]/0.00393 . Ergibt die Temperaturdifferenz kalt (R0) zu warm (R1) in °C oder °K. Gilt für alle Wicklungen, aber primär braucht man i.d. R. nichts ablöten und man will den Betriebsfall (Last). Da kann man im Paket eigentlich nur am Eisenkern und Wicklungspaket getrennt "Fieber messen".

Das ist jetzt nix für den Nobelpreis oder Genauigkeits-Freaks, aber es tut den Nerven ausgesprochen gut, wenn man ein altes Radio ausgiebig geprüft wieder zurück gibt. (Vor allem, wenn der Besitzer der Werkstatt-Juniorchef für die eigenen Autos ist und sehr akkurat arbeitet ..... So eine Werkstatt verliert man nicht gerne :-) ).

Gruß Peter


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BeitragVerfasst: So Mai 05, 2024 18:35 
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Peter, danke für diesen Beitrag. Damit kann man was anfangen.

H.

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BeitragVerfasst: So Mai 05, 2024 19:29 
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Bei fast allen reinen Metallen steigt der elektrische Widerstand um ca. 4 ‰/K (= 4 % / 10 K).
Bei Erwärmen um 50 K (entspr. 50 °C) steigt der elektrische Widerstand also um 20 %.

Bei gezogenem Netzstecker kann man den Widerstand der primären Wicklung messen. Und weil die primäre Wicklung üblicherweise die innerste ist, misst man damit die Kerntemperatur des Trafos.
Meistens kann man auch noch den Widerstand der Schmelzsicherung vernachlässigen, dann kann man bei vielen Geräten das Ohmmeter direkt an die beiden Netzsteckerkontakte halten.

Noch kurz zum UKW-Tuner: Leider ist in meinem Plan nicht dargestellt, welche Spulen eingestellt werden können.

EF85:
UKW-Vorverstärker. Der Kreis an „30p“ ist der breitbandige Vorkreis. Vermutlich ist die Induktivität davor einstellbar: Mit angeschlossener Dipolantenne einen schwachen Sender in Skalenmitte auf Maximum einstellen.

"8...20p" und die L und C daran bilden den mitlaufenden Zwischenkreis für UKW.

ECH42:
Triode: Oszillator
Heptode: Mischer

EF11:
Erster ZF-Verstärker. Der Kreis an "20p" ist das erste UKW-ZF-Filter

Bernhard


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