Hallo,
vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere an meinen Reparaturbericht über den
Graetz Sinfonia, den seinerzeit Forumskollege 'senseo' zu mir brachte. Damals wurde eine Kondensatorkur durchgeführt, - das magische Auge umgebaut, und eine EABC80 gewechselt. Dazu kamen dann noch einige andere sanierende Arbeiten, wie z.B. die Klangregisterreparatur.
Nun kam das Radio erneut zu mir, da sich vor ca. 2 Wochen ein Brumm ergeben hatte. Bei diesem Radio finden zwei Becherelkos Verwendung. Einer mit 50+50µF und einer mit 100µF. Der erste 50er ist der Ladeelko, - der 100er der Siebelko, - und der zweite 50er ist ein weiterer Siebelko, der nach einem Widerstand eine zweite hohe Spannung bereitstellt.
Relativ schnell stand fest, daß der 100µF Elko wohl keine Kapazität mehr hat. Durch probeweises Anklemmen eines intakten Elkos - hier mittels Elko-Kapazitätsdekade vorgenommen - läßt sich das sehr gut feststellen. Der Brumm war weg. Nur der bei Röhrengeräten übliche und kaum störende Restbrumm war noch da. Nach Ablöten und Kapazitätstest ergaben sich einige wenige nF verbliebene Kapazität.
Hmmm, - wie geht man da nun vor?
Sicher denkt ihr: "Wo ist da das Problem? Man läßt den alten Becherelko wegen der Optik drin, und lötet den neuen Elko unter dem Chassis an."
Nun ja, - das könnte man natürlich schon so machen.
Allerdings wäre das zu einfach und stünde in krassem Gegensatz zu meiner bisherigen Vorgehensweise. Schließlich habe ich bei der vorhergehenden Sanierung nicht ohne Grund axiale Kondensatoren verwendet und diese auch noch aufwendig getarnt !!
Soll ich nun meine Grundsätze über Bord werfen? Nein, nein, mein Freund, - würde Michael Holm da sagen.
Also, - dann nach alter Väter Sitte weitermachen.
Hier ist das gute Stück. Plus-Anschluß über Lötfahne. Minus über die Laschen an Chassis. Mit diesen Laschen ist der Becher auch befestigt. Die werden einfach verbogen, sodaß sie am Rand des Loches im Chassis greifen. Besser wäre gewesen, Schlitze zu stanzen und die Laschen dort durchzuführen.

Wie bei den meisten Elkos dieser und ähnlicher Bauart, ist auch hier eine Abschlußplatte und ein Dichtungsring vorhanden. Hier ergibt sich dann auch gleich das erste Problem. Bei der Herstellung wurde alles sauber eingepaßt
und dann der Rand umgebördelt. Zu keiner Zeit war vorgesehen, das jemals wieder öffnen zu müssen.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten:
a) Man biegt den Rand auf und kann dann Dichtung und Platte mehr oder weniger unbeschädigt entnehmen. Nur bekommt man diesen Rand später nie wieder so zu, wie er einmal war. Es ist mir bislang nicht gelungen, ein Verfahren zum Aufbördeln und wieder Zubördeln zu entwickeln. Und zwar so, daß man später nichts oder kaum etwas von diesem Vorgang sieht. Auch Fragen im Forum hierzu blieben ohne Resultat.
b) Man beläßt den Rand so wie er ist, und puhlt unter Inkaufnahme der Zerstörung von Dichtung und Platte alles heraus. Dann muß man später eben zusehen, wie man den Abschluß hinbekommt.
Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden.
Hier sieht man die Überbleibsel des Dichtungsringes.

Nun ist auch die runde Pertinaxplatte entfernt. Der Kondensatorwickel läßt sich nun ähnlich wie ein Fliegenfänger herausziehen. Nicht ganz so leicht, - aber so ähnlich. Kollege 'Fernmelder' hat das schon vor längerer Zeit mal vorgemacht.

Hier nochmals in der Totale.

So. Nun ist alles raus. Gibt 'ne Menge Abfall. Erstaunlich, was da so reingeht.

Nun geht's an die Neubestückung. Hier ist der neue Elko, bereits mit Anschlußdrähten versehen.

Sehr viel kleiner dürfte die Öffnung nicht sein. Der neue Elko ging gerade noch so durch. Unter dem Elko ist noch ein Distanzstück und eine Zweikomponentenmasse. Die Gummischeibe am oberen Ende des Bechers wurde wiederverwendet. Ein O-Ring zentriert den Elko. Ein Kunststoffeinsatz aus kräftiger Folie (schwach sichtbar) unterstützt dies.

Nun habe ich das Ganze noch etwas vergossen. Dient der Stabilität.

Nun kommt der neue Abschluß. Das war nun nicht so ganz einfach.
Zunächst wird eine runde Pertinaxplatte benötigt. Dann müssen zwei Lötfahnen her, denn nur die Drähte --- das wäre zuviel Bastelei.
Die stabile Drahtdurchführung ist eine Sache für sich. Ich habe da zwei Gewindehülsen aus Messingrohr hergestellt. Mit M3 Außengewinde. Dann alles sauber verschraubt und noch mit Lack gesichert.
http://img510.imageshack.us/img510/5593 ... tebpw8.jpg
Nun ist der Deckel drauf. Man könnte nun noch etwas Vergußmasse reinlaufen lassen, - aber die Sache ist bereits stabil genug.
Der eine Anschluß, der da anscheinend so gefährlich nahe am Gehäuse sitze, - das ist der Minuspol.

Keine Sorge. Verlötet ist hier noch nichts, - erst müssen die Anschlußdrähte noch durch die Lötösen hindurch. Da die Verpressung durch die Bördelung
und Dichtring nun fehlt, liegt natürlich kein Minuspol mehr am Gehäuse. Dies wird nun durch die Drahtverbindung der zweiten Lötöse realisiert.
http://img502.imageshack.us/img502/7002 ... ztbdl9.jpgNun kann der Kondensator wieder eingebaut werden.
Obwohl mir die Befestigung mittels Verdrehung der Gehäuselaschen nach wie vor nicht gefällt!
Gruß
Rocco11
PS: Edit: Mußte das letzte Bild erneuern weil Imageshack es verloren hatte.