Kurzbericht Restauration GRAETZ 171W
1)Kaufzustand
Im Kaufzustand war der Lack total vergilbt und teilweise am Abblättern, teilweise aber auch noch fest,
das Messing angelaufen und mit Flecken. Laut Verkäufer auch technisch defekt, wobei vollständig.
Ansicht von links:
Ansicht von rechts:
Ansicht von vorne:
Das Messing total angelaufen und mit Flecken
2)Lack entfernen
Mit einem Spachtel habe ich den Lack vorsichtig schabend zunächst weitgehend entfernt und vorsichtig mit 240er
Schleifpapier leicht übergeschliffen - natürlich von Hand.
An ein paar Stellen löste sich das Furnier leicht und ein an ein paar kleinen Stoßstellen war das Furnier beschädigt.
Ich habe mit Ponal nachgeleimt und die Funierstellen mit einem passenden Furnier ausgebessert.
3) Neulackierung
Zur Neulackierung habe ich zunächst das Gehäuse mit Schnellschleifgrund von Clou eingelassen und mit 240er Schleifpapier
vorsichtig von Hand geschliffen.
Eigentlich wollte ich zunächst mit Ballenmattierung von Clou arbeiten.
Das hatte ich auch noch nie vorher gemacht, meine anderen Erfahrungen waren bisher nur mit Hartöl.
Ballenmattierung muss man 3:1 mit Verdünnung V1 verdünnen. Nur stand leider nirgends was V1 eigentlich ist!
Nachdem die Ballenmattierung ziemlich nach Nitro roch, tippte ich auf Nitroverdünnung. Bei jeder Neuschicht, löste sich die
Altschicht teilweise an und wurde klebrig.
Inzwischen weiß ich: V1 ist wohl Universalverdünnung - also Terpentin-Ersatz - und V2 ist Nitroverdünner.
Kein Wunder dass der Lack sich immer wieder löste. Ich hatte den quasi in der Mischung mit drin.
Ich hab hier keine Probleme zu meinem Irrtum zu stehen wenn ich andere davor bewahre.
Nach einer Trockenphase von mehreren Tagen hab ich noch mal mit 240er Papier vorsichtig plangeschliffen und
habe mit dann an Streichschelllack von Clou versucht. Wenn man einen guten Pinsel hat, dann geht das relativ gut. Natürlich bekommt
man so keine 100% glatte Fläche sondern immer noch leichte Streifen. Nach der vierten Schicht hab ich nochmal leicht plan geschliffen
zunächst 240er und dann 400er. Natürlich von Hand mit einem Schleifklotz. Die nächsten beiden Schichten hab ich dann mit einem
Ballen aufgetragen.
Das Ergebnis ist nicht 100% toll aber für mein Erstlingswerk mit Schelllack bin ich eigentlich jetzt recht zufrieden.
4) Politur der Messingleisten.
Die Leisten, die Zierringe der Knöpfe und der
Graetz Schriftzug sind aus massivem Messing. Sie wurden mit Sidol Metallpolitur
behandelt und wurden damit wieder blitzblank. Welch ein Unterschied!
Die Halterung des magischen Auges ist Kunststoff, da durfte das Zeug natürlich nicht ran.
Die Leisten und den Schriftzug hab ich dann mit Zapponlack eingelassen. Bei den Knöpfen hab ich mich da nicht getraut, denn
Zapponlack enthält Nitro. Das hätte das Plastik der Knöpfe sich übel angegriffen.
Die Knöpfe wurden nur mit Seife und einer alten Zahnbürste abgeschrubbt. Sie werden wie neu.
5) Technische Überholung
Die Teerkondensatoren wurden alle neu befüllt, wobei ich die alten Hüllen beibehalten habe.
Wirft man die "Teeries" in kochendes Wasser, dann kann man das Innenleben einigermaßen leicht entfernen.
Die Neubeschaffung geeigneter axialer Kondensatoren, die in die Hülsen passen, war nicht immer einfach.
Teilweise passten die von Volker Friedrich (Antikradio-Restored), teilweise habe ich welche von meinem örtlichen
Händler benutzt(Mükra, Göppingen, gibt es auch im Internet), teilweise habe ich mir geeignete über das Internet besorgt.
Die Hülsen wurden an den Enden mit schwarzem Heißkleber befüllt. Man muss schon sehr genau hinschauen, um zu
bemerken, dass die Kondensatoren nicht mehr von Woche 11, 1953 sind.
Der Becherelko war auch hinüber. Über dessen Restauration habe ich ja schon berichtet.
Ferner war die Vorstufenröhre EF80 tot. Sie war völlig ohne Getterspiegel und zeigte auf dem Röhrenprüfgerät keinerlei
Emission mehr. Sie wurde durch eine NOS Röhre ersetzt.
Jetzt spielt das Radio wieder toll und ist ein echter Blickfang.
6) Was noch zu tun bleibt.
An dem Hochtöner bin ich gerade noch dran... der schweigt sich aus.
Über dessen Restauration werde ich noch berichten.
Das "Gesicht" ist jetzt aufgehübscht, das MakeUp perfekt.
Leider kann man das von den "Zähnen" nicht sagen.
Die "Aus" Taste war nur angebrochen, die habe ich mit Zweikomponentenkleber verstärkt, aber die UKW Taste ist
rettungslos kaputt, da fehlt ein Stück.
Ich bin hier immer noch auf der Suche nach Ersatz.
Die Maße der Taste stelle ich morgen ein.