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 Betreff des Beitrags: Philips Sirius 373 Bässe verzerrt
BeitragVerfasst: Fr Jan 27, 2012 23:03 
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Registriert: Fr Jan 27, 2012 22:24
Beiträge: 5
Guten Abend zusammen,

ich bin neu hier und habe mich angemeldet weil ich oft mitgelesen habe und mir der "entspannte" Ton in diesem Forum gefällt.

Zum Problem: Ich sitze an einem Sirius BD 373 A. Da eine 4A Sicherung eingesetzt war :wut: und die Kondensatoren z.T. übel aussahen, habe ich ohne Anschaltversuch erstmal alles Teergeraffel, die Bonbons, den Ratioelko und den Kathodenelko ersetzt. Siebelkos sind o.k. Dann mit Referenzröhren langsam hochgefahren und gelauscht. Die Bässe verzerren schon über Zimmerlautstärke deutlich.
Ich hatte das Steuergitter der EL 84 im Verdacht, mit der eingebauten EL84 steigt die Gitterspannung langsam auf fast 1,5 V an, die sollte doch praktisch 0 V haben, oder?
Mit einer anderen Röhre bleibt die Spannung bei ca 30 mV, die Verzerrungen sind aber immernoch da. Koppel-C ist getauscht, die Widerstände im Bereich der EL84 habe ich gemessen.
Die im Plan angegebenen Spannungen hab ich gemessen, sind eigentlich alle o.k.
Kann es sein, dass evtl. der Übertrager so defekt ist, dass das Gerät zwar spielt, aber der Ton leidet? Da fehlt mir als Autodidakt und Gelegenheitsreparateur leider die Erfahrung.
Oder steht ein Abgleich an? (Den ich mangels Ausrüstung und Knowhow nicht selbst machen kann)
Ach ja, fast vergessen, der Versuch mit einer externen Tonquelle (Philips Mignon) war irgendwie nicht so richtig eindeutig, der bringt diese tiefen Frequenzen nicht, habe ich das Gefühl.

Ich würde mich freuen, wenn ich von Euch ein paar Hinweise bekäme, wonach ich noch suchen soll. Das Gerät soll ein Geschenk werden :?

Grüße

Heiko


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BeitragVerfasst: Sa Jan 28, 2012 8:24 
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Registriert: Do Apr 22, 2010 18:33
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Wohnort: Lemgo
Verzerrt es denn auch mit einem Signal (MP3player) über den TA Eingang?
Dann lässt sich ein fehlerhafter Abgleich ausschließen.

Gruss
Frank


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BeitragVerfasst: Sa Jan 28, 2012 10:25 
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Registriert: Fr Jan 27, 2012 22:24
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Guten Morgen,

danke Euch für die schnelle Reaktion ... ja, Lautsprecher von einem zweiten Sirius probiert, keine Besserung. Mit dem i-pod hab ich gerade intensiv getestet, es verzerrt, wenn ich die Klangfarbe Richtung dunkel drehe hört man auch, dass Amy McDonalds Gesang leidet, also nicht nur die Bässe, es klingt einfach unsauber. Gitterspannung ist wieder langsam auf 1,3 V gestiegen.

Jo, vielleicht bringe ich als "Workaround" den zweiten Sirius provisorisch ans Laufen und wenn der tut wird der generalüberholt.

Grüße

Heiko


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BeitragVerfasst: Sa Jan 28, 2012 10:44 
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Hallo Heiko,
@...Gitterspannung ist wieder langsam auf 1,3 V gestiegen.
Verändert sich auch die Kathodenspannung?. wie hoch ist sie anfangs?
M.f.G
eabc

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M.f.G.
harry

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- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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BeitragVerfasst: Sa Jan 28, 2012 11:30 
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Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
hier mal die Unterlagen zum Sirius 373:

Philips_Sirius_BD373.zip

_________________
Gruß,
Jupp
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Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)


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BeitragVerfasst: Sa Jan 28, 2012 12:53 
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So, ich nochmal, @ eabc: die Kathodenspannung steigt mit dem Röhrenheizen schnell auf die 5 V die laut Plan da sein sollten, und dann langsam über ca. 2-3 Minuten auf 5,7 V. Dann hat auch das Gitter 1,3-1,4 V.
Franz-Josef, danke für die weitergehenden Unterlagen, davon kann man nie genug haben.

Grüße

Heiko


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BeitragVerfasst: Mo Jan 30, 2012 20:13 
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Guten Abend zusammen,

ich hab das mit dem Abhängen des Koppel-Cs probiert, die Spannung bleibt unbeeindruckt vorhanden, dann mal an einem anderen Gerät mit EL84 gemessen, auch da sind diese 20-30 mV. Scheint so sein zu müssen.

ABER: beim Rumprobieren hab ich die neue "Referenz-EL-84" gegen eine andere getauscht, und siehe da, der Klang ist da. Wieder zurück, Fehler wieder vorhanden. Das ist natürlich heimtückisch. Die nagelneue Röhre hat offensichtlich einen Fehler. Es ist eine von diesen namenlosen in neutraler Verpackung.
Aber jetzt bin ich froh, dass das Gerät tut. Habe etliche Kondensatoren und drei Pressmaterial-Widerstände getauscht, eine kalte Lötstelle aufgespürt, den Siebelko formiert und die Heizspannung reduziert. Der Abgleich wäre sicher das Tüpfelchen auf dem i, vielleicht lerne ich das auch noch.

Danke an Euch für die Tipps, dadurch bin ich drangeblieben.

Grüße

Heiko


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BeitragVerfasst: Mo Jan 30, 2012 20:32 
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Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Der Fehler, den diese EL84 hat, wird als "thermische Gitteremission" bezeichnet. Er kommt bei verschiedenen Endstufenröhren vor und besteht darin, dass das Steuergitter so heiß wird, dass es auch wie die Kathode beginnt, Elektronen zu emittieren. Folge ist ein (kleiner) Stromfluss von der Anode zum Steuergitter. Da dieses sehr hochohmig angeschlossen ist, entsteht dort eine positive Spannung, die wiederum die Röhre weiter aufsteuert. Dadurch steigt der Anodenstrom (und somit auch die Kathodenspannung) weiter an und die Röhre wird noch heißer, der Effekt verstärkt sich also selbst.

Die Auswirkung ist die gleiche wie bei einem defekten Koppelkondensator: der Anodenstrom ist zu hoch. Das führt einmal zu übermäßiger Belastung des Netzteils und der Röhre selbst. Dadurch, dass sie nicht im richtigen Arbeitspunkt (nicht mehr im linearen Bereich der Kennlinie) betrieben wird, entstehen Verzerrungen.

Ob dieser Effekt auftritt, hängt von der Betriebstemperatur der Röhre ab. Diese wird u.a. durch den Anodenstrom bestimmt, der je nach Dimensionierung der Endstufe in verschiedenen Radios unterschiedlich hoch sein kann. Deshalb kommt es durchaus vor, dass eine Röhre in einem Gerät diesen Fehler zeigt, in einem anderen nicht.

Lutz


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BeitragVerfasst: Do Feb 02, 2012 21:16 
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Registriert: Fr Jan 27, 2012 22:24
Beiträge: 5
Hallo Lutz,

sehr gut erklärt, ich habe die betreffende EL mal versuchsweise in ein anderes Gerät gesteckt, und siehe da, sie tut, scheint also wirklich auch vom "Umfeld" abzuhängen. meinen Sirius mag sie jedenfalls nicht ... wieder was dazugelernt.

Danke für Deine Ausführungen und Gruß

Heiko


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BeitragVerfasst: Fr Feb 03, 2012 20:10 
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Kann aber sein, dass sie auch in dem anderen Gerät nicht allzu lange störungsfrei funktioniert. Zumindest die Kathodenspannung solltest Du kontrollieren.

Lutz


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BeitragVerfasst: Sa Feb 04, 2012 6:38 
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röhrenradiofreak hat geschrieben:
Der Fehler, den diese EL84 hat, wird als "thermische Gitteremission" bezeichnet. Er kommt bei verschiedenen Endstufenröhren vor und besteht darin, dass das Steuergitter so heiß wird, dass es auch wie die Kathode beginnt, Elektronen zu emittieren. Folge ist ein (kleiner) Stromfluss von der Anode zum Steuergitter. Da dieses sehr hochohmig angeschlossen ist, entsteht dort eine positive Spannung, die wiederum die Röhre weiter aufsteuert. Dadurch steigt der Anodenstrom (und somit auch die Kathodenspannung) weiter an und die Röhre wird noch heißer, der Effekt verstärkt sich also selbst......



Lutz, das ist ein sehr interessanter Beitrag, DANKE.
Darüber wusste ich noch nichts, habe aber ein ähnliches Phänomen wie der TE bei meinem Grundig 4088, der mich einfach nicht ruhen lässt.
Bislang tippte ich dort auf einen zeitweisen Windungsschluss des AÜ, da das Gerät manchmal bereits ab mittlerer Lautstärke bassseitig verzerrt, trotz Kondensatorkur.


Gruß
k.

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k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)


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BeitragVerfasst: Sa Feb 04, 2012 9:07 
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Verzerrungen können verschiedene Ursachen haben. Nur eine Messung hilft hier weiter.

Lutz


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BeitragVerfasst: Sa Feb 04, 2012 21:19 
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röhrenradiofreak hat geschrieben:
Verzerrungen können verschiedene Ursachen haben. Nur eine Messung hilft hier weiter.

Lutz


Richtig. Die Spannungen stimmten, zumindest nichts vordergründig fehlerhaftes.
Man möge mir verzeihen, dass ich in dem Sirus-fred nun auf den Grundig springe, indes geht es mir tatsächlich nur um das vom TE geschilderte, bei meinem Gerät identische Phänomen.
Die EL84 war mehrfach getauscht, alle Kondis neu, alle Widerstände gecheckt, die Lautsprecher testweise durch andere ersetzt. Dennoch trat nach bereits recht kurzer Betriebszeit das Phänomen auf, dass oberhalb der Zimmerlautstärke das Wummern der Bässe den Klang verzerrte. Etwas Linderung schaffte nur ein völliges Wegdrehen der Bässe (Grundig Wunschklangregister).

Nun also dem durch Lutz beschiebenen Phänomen folgend die Spannungen aufgenommen:
Uh 6,7 - 6,8 V
EL84:
Uk -6,5 V, bei hoch aufgedrehter Lautstärke nicht stabil, zeitweise über -7V. Kathodenwiderstand hat 170 Ohm und zeigt bei Ohmmessung perfekten Wert (172).
Ua 285 V
Ug2 225 V
Auffallend, dass das Schaltbild bereits 270 Volt für die Anode der EL84 ausweist (bei UKW). Die gemessenen höheren Spannungen dürften der heute höheren Netzspannung geschuldet sein, der Trafo hat keine 240V-Stellung.
Grenzspannung für die EL84 laut Franzis RTT 300 V, "normal" bei 250 V.

Vorgehen für den TESTbetrieb:
1.) Spannungsregler vom Fernmeldewerk Bautzen vorgeschaltet und Gerät über 2 h mit deutlich reduzierter Netzspannung laufen lassen (Anzeige: 210 V Netzeingangsspannung), um die EL84 versuchsweise mit weniger "Saft" laufen zu lassen (nur als Grobtest).
Ergebnis: Wow ! Besserer Klang, keine Verzerrungen, Gerät läuft stabil.

2.) Spannungsregler weg, und......und....... da kommt das böse Wort: Vorwiderstand vor den Trafo ( :twisted: ich weiß: Reizwort).
100 Ohm, wir befinden uns noch im TESTbetrieb:

Spannung am Netz: ca. 236 V während der Testphase
Gerätespannungen:
Netzeingangsspannung nach 100 Ohm: ca. 215- 217 V
Uh ca.6,22V (mit Digi-Multimeter), ca. 6,18 V mit IRU (Hartmann& Braun)
EL84:
Ua 238 V
Ug2 208 V
jeweils nahezu identische Werte mit IRU gemessen
Uk: vergessen zu messen :roll:

Mehrstündiger Betrieb heute. So gut lief das Gerät seit Kauf noch nie :shock: .
Test wird fortgeführt, Ergebnis noch nicht belastbar.
Unterheizung der Röhren: 3% wären mir wurscht, wenn das Gerät so läuft, wie es soll.

Gruß
k.

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k. steht für klaus

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