Seibt Tannenberg 214W (1934)

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Niko
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Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von Niko »

Hallo,
ich habe was ganz tolles gefunden :D

Bild

Das ist ein Seibt Tannenberg 214W aus den Jahren 1934/1935. Und es ist aus vielen Gründen ein fast sensationeller Fund:

- Die Elektronik ist vollständig, 100% im Originalzustand, inkl. Netzkabel und Stecker
- Das Gerät wurde sehr lange nicht mehr benutzt (Wachskondensatoren sehen sehr gut aus)
- Das Gehäuse ist - für das Alter - in einem super Zustand

Erstaunlich ist, dass der Spannungswähler auf 115 Volt steht. Ich weiß nicht warum, aber die (vermutl. originalen) Sicherungen sind in Ordnung, sodass ich nicht von einem Trafoschaden o.Ä. ausgehe.

Ein einziges Problem habe ich bis jetzt festgestellt: die zwei kleinen Kunststoffräder vom Skalenseil sind spröde und rissig, die Mechanik sitzt fest. Aber das sollte alles lösbar (ha ha, doppeldeutig) sein.

Bild


Die wunderschöne RENS1284, man traut sich kaum, sie anzufassen. Auf dem Sockel sind Prüfdatum und -ergebnis vermerkt. Die 33138 habe ich noch nicht angerufen :wink:

Bild


Mal schauen, wo ich anfange. Ich freu mich jedenfalls auf die Restauration!
Viele Grüße,
Niko
Zuletzt geändert von Niko am Di Dez 05, 2023 17:55, insgesamt 1-mal geändert.
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holger66
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von holger66 »

Hallo Niko,

toll ! Ein absolut interssanter Fang. Erzählst Du uns, wie Du drangekommen bist ? Ein Radio mit einen anno 1934 geradezu revanchistischem Namen. Ich weiß nicht, ob ich außer vorsichtigen optischen Retuschen daran überhaupt was machen würde.

Zu der Telephonnummer auf der Röhre (die sieht so verschrumpelt aus, wie ein alter Apfel, oder eher wie eine alte Birne): vielleicht guckst Du mal irgendwo in alte Telephonbücher von Mainz (Stadtarchiv ?). Dann kriegst Du vielleicht raus, wie lange es die Firma noch gegeben hat.

Bitte weiter berichten, was Du machst....

H.
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Niko
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von Niko »

Hallo Holger,
drangekommen bin ich durch die Haushaltsauflösung, die ich unter "Biete" eingestellt habe. Die anderen Geräte werden alle verkauft, aber bei aller Liebe zum DRF, dieses Stück musste ich mir selbst reservieren :wink:. Ich muss nochmal genauer nachfragen, evtl. ist es sogar aus erster Hand!

Ich werde es allerdings restaurieren. Wenn ich schon so ein schönes Gerät habe, muss es auch funktionieren wie 1935. Ich gebe mir natürlich mehr Mühe als je zuvor, schon allein wegen des Alters. Inzwischen bin ich schon etwas weiter mit dem Zerlegen, und freue mich immer wieder auf's neue: der Drehko ist total leichtgängig, die Skalenlampe ist noch ganz, die Bakelit-Drehknöpfe glänzen sogar. Der Skalenhintergrund ist nicht angeschweißt (Saba....) sondern ganz einfach festgeschraubt. Bravo, Herr Dr. Seibt!!!

Mir ist nicht ganz klar, wie die Skala aussieht, wenn sie leuchtet. Der Skalenhintergrund ist auf einer Seite schwarz und verläuft dann ins Weiße. Die Skalenlampe leuchtet von einer Seite auf den Zeiger. Der "Zeiger" ist ein schräges, futuristisch aussehendes Metallteil, das auf der beleuchteten Seite weiß ist. :haeh:

Die verformten Umlenkrollen werde ich wahrscheinlich aus Messing neu drehen. Hat das schonmal jemand gemacht? Ich habe weder über Google noch über die Forensuche etwas gefunden. Es stellt sich nämlich die Frage, wie ich die neuen Rollen dann befestige.

Ich halte euch natürlich auf dem Laufenden!

Viele Grüße
Niko
Zuletzt geändert von Niko am Di Dez 05, 2023 17:54, insgesamt 1-mal geändert.
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paulchen
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von paulchen »

Hallo Niko!

Das nenne ich mal einen schönen Fang!!
Sieht alles machbar ohne große Probleme aus. Sehr, sehr schön!

Wegen der Skale.
Kann sein, daß sie so eine Zelluloidskale ist wie hier.

http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=10425

Sieht beleuchtet richtig geil aus.

paulchen
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Niko
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von Niko »

Hallo paulchen,
hier ist eigentlich nichts aus Zelluloid, alles Glas und Metall. Dann lass ich mich mal überraschen wie es aussieht.

Zurück zum Problem:

Bild

Das ist natürlich kein spröder Kunststoff, sondern Zinkpest. Am anderen Rädchen war es noch stärker ausgeprägt, das ist richtig zerbröselt.

Bei den Kondensatoren bräuchte ich eure Beratung. Ich habe exemplarisch bei einem die Kapazität geprüft, und wenn, wovon ich ausgehe, der aufgedruckte Wert die cm-Angabe ist, weicht dieser nur 3% von seiner Sollkapazität ab. Jetzt stehe ich vor der Entscheidung: alle tauschen und das Gerät ist 100%ig in Ordnung, oder die alten drinlassen und nur selten einschalten?

Eins werde ich sicher nicht original lassen, nämlich die 2A-Sicherung. Völlig überdimensionert, zumal der Netzschalter nur für 1,5 A ausgelegt ist.

Niko
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holger66
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von holger66 »

Hallo Niko,

kannst Du diese Kondis auch auf Isolation prüfen ? Wenn auch das noch OK sein sollte, hast Du das achte Weltwunder vor Dir.

Wie groß sind die Röllchen ?

H.
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Niko
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von Niko »

Hallo Holger,
Isolation ohne Weiteres nicht... vielleicht finde ich jemanden, der einen Iso-Tester zum Forentreffen mitbringt.
Die Kondensatoren haben die ganz normale Größe, wie man sie kennt. Hier ein Ausschnitt des Chassis:

Bild

Noch eine Frage dazu: der Metallklotz in der Bildmitte ist ein normaler Blockkondensator, aber was ist das links? Auch ein Kondensator? Wenn ja, ein hermetisch dichter? Der verlötete Metallkasten lässt sich jedenfalls nicht so einfach öffnen.

Inzwischen traue ich diesem Gerät alles zu. Am Ende ist der Netzelko noch in Ordnung :D.

Die Röllchen haben einen Außendurchmesser von 24 mm, Innendurchmesser 4 mm, Dicke 2 mm.

Niko
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paulchen
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von paulchen »

So sich keiner findet, bringe ich gern einen Isoprüfer mit. Kannst Dir aussuchen, ob Netz- oder Batteriebetrieben. Ich tendiere mal zur Batterie, dann muß ich weniger schleppen :mrgreen: .

Die Zinkpest sieht ja grauenhaft aus. Kenne ich auch so von meinen Blaupunktgeräten. So es nur solche Rädchen sind, sollten sich die aus Messing doch prima und stilecht nachmachen lassen (Drehbank).
Das Bauteil links sollte sich doch ganz einfach mit Hilfe des Schaltplans raus finden lassen. Plan hast Du?

paulchen
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von edi »

Die Kondis sehen ja aus... wie aus dem Laden...!

Wenn das Gerät immer warm und trocken gestanden hat, könnten die durchaus gut funktionieren.
Sterben werden sie allerdings recht schnell, da bin ich sicher. Das Material alterte, auch wenn das Radio jahrzehntelang nicht benutzt wurde. Siehe Zinkpest.

Einen Extra- Isolationsprüfer wäre schön, aber es tut auch ein Kapazitätsmeßgerät plus ein gutes Ohmmeter- es muß nur einen möglichst hohen MOhm- Bereich haben, wenn es geht x 10 MOhm oder höher.

Ja, wäre schön, wenn man die Kondis so neu befüllen könnte, daß sie genauso aussehen, wie auf dem Foto.

Das links ist übrigens auch ain Blockkondi.

Edi
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Niko
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von Niko »

@ paulchen: Ja, das wäre nett. Batteriebetrieben reicht, ich wollte sie nicht mit 230V AC prüfen ;)
Die Rädchen nachzufertigen, das ist kein Problem, aber wie befestige ich sie? Ich sehe keinen Weg, sie auf die alten Halterungen zu montieren.

Den Schaltplan habe ich, bin allerdings auf die Schnelle nicht dahintergekommen, was in dem linken Klotz steckt. Schließlich finden sich in diesem Radio auch sonderbare RC-Kombinationen, die aussehen wie Kondensatoren, das ist etwas unübersichtlich. Was für eine Sorte Kondensator ist es denn?

Ich habe ein Ohmmeter bis 200 Megaohm, morgen messe ich die anderen Kondis mal durch.

Niko
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von paulchen »

Ich habe das doch richtig verstanden? Die Rädchen gehören zum Skalenantrieb?
Dann auf die alten Achsen wieder rauf (wo sonst) und mit einem passenden Sprengring (Sicherungsring) gegen abspringen gesichert. So Du in der Lage bist, da noch eine kleine Nut in die Achsen zu bringen, wäre es perfekt. Ansonsten muß der Ring ja nichts halten, sondern das Rad nur am dem abspringen hindern.

Ohmmeter ist schon ganz gut, allerdings gehört da eine Mindestprüfspannung ran. Unter 40-50V würde ich da nicht prüfen.
Das Ding was ich mitbringe (hatte ich hier schon mal erwähnt - ISO 51) macht 250-500V. Bisher konnte ich damit alle ISO Fehler finden.

paulchen
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von drahtfunk »

Hallo Niko,

Glückwunsch zu dem Gerät. Ein schönes Schmuckstück.

Dieses Gerät hatte ich auch mal. Kostste mich Mitte der 90er 30,-DM.
Meins war in schlechterm Zustand. Wurmlöcher im Gehäuse. Aber die Skale sehr schön. Recht schwer für seine Größe. Die Eisenkernspule hatte Unterbrechung. Habe es schließlich vor knapp zehn Jahren wieder verkauft.

Der Name Tannenberg hatte in der Zeit der Herstellung des Gerätes einen geschichtlichen Bezug.
Im selben Jahr starb der Reichspräsident, der im ersten WK nahe der gleichnamigen Ortschaft einen militärischen Erfolg für sein Reich verbuchen konnte.
Ein Jahr vorher hatte er einem Wahlsieger zu seiner Nachfolge verholfen, der als einer der schlimmsten Tyrannen des letzten Jahrhunderts bekannt werden sollte. Dieser entzog sich im Angesicht des unausweichlichen Fiaskos durch Freitod seiner schweren Verantwortung.

drahtfunk
Schützt unsere Muttersprache!

Im übrigen:

Unerlaubtes Drehen am Radioapparat führt zu schweren Verstimmungen beim Hausherren, und ist daher bei Strafe verboten!
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von Niko »

Hallo paulchen,
paulchen hat geschrieben:Ich habe das doch richtig verstanden? Die Rädchen gehören zum Skalenantrieb?
Dann auf die alten Achsen wieder rauf (wo sonst) und mit einem passenden Sprengring (Sicherungsring) gegen abspringen gesichert.
Nee das geht nicht. Die sind nicht, wie üblich, mit einem Sprengring befestigt. Die "Abspringsicherung" lässt sich scheinbar garnicht abnehmen, es sei denn ich habe etwas übersehen.
Da es schon so spät ist, hier eine grobe Skizze des Ganzen. Auf dem schmalen Teil sitzt das Rädchen:

Bild

Niko
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von fotoralf »

Niko hat geschrieben:vielleicht finde ich jemanden, der einen Iso-Tester zum Forentreffen mitbringt.
Ich hatte angeboten, mein Precision RPG mitzubringen, dass neben Röhren auch Kondensatoren auf Feinschlüsse prüft und dabei sehr empfindlich ist.

Bisher hat niemand Interesse bekundet. Ich kann es ja mal ins Auto packen...

Ralf
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Re: Seibt Tannenberg 214W (1934)

Beitrag von paulchen »

Hallo Niko!

Das ist dann wohl ran genietet. Wenn Du Dir das von hinten anschaust, wirst Du wohl sehen, daß da irgendetwas gegengedrückt/geschlagen hat.
Vorschlag meinerseits.
Versuchen, die Achsen aus dem Chassis raus zuholen. Dann in die Löcher eine passende Achse (wieder Drehbank) zu pressen. Das eventuell mit richtigem Kleber noch fixieren.
Oder eben sich solche Achse nachbauen und ebenso befestigen. Zur Not hinten länge machen, ein kleines Gewinde rauf und von hinten mit einer Mutter konteren.
Den Kopf bei den alten einfach abschleifen geht wohl nicht oder nur sehr schlecht?
Ich kenne Deine Möglichkeiten im mechanischen nicht.

paulchen