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Dampfradioforum • Thema anzeigen - Restauration eines Blaupunkt London H4053

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BeitragVerfasst: So Nov 12, 2017 17:42 
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Guten Abend,

Ich wurde in einem anderen Thread darum gebeten die Überarbeitung meines Blaupunkt London vorzustellen, ein sehr seltenes Gerät, ganz besonders im Süden von Deutschland. Genau das mache ich jetzt und hoffe das es interessant für alle Leser ist. :)

Zur Vorgeschichte: Ich suche diesen Empfänger schon sehr sehr lange, ich habe mich in das Gerät "verguckt" als ich ganz frisch mit der Überarbeitung von Radios angefangen habe. Die "fette" Endstufe mit der EL12, die Lautsprecherbestückung und die Optik sagten mir sehr zu. Das war damals das beste was man von Blaupunkt kaufen konnte, die lisen sich das natürlich vergolden. Für 590DM (!!!) war es 1953 zu haben. Nur um ein Gefühl zu bekommen: Für das gleiche Geld gab es damals einen Grundig 5010, für unwesentlich mehr einen Freiburg WIII. Dafür bekam man aber auch eine tolle Ausstattung, 2x KW, drehbare Ferritantenne, (das war damals noch was besonderes) automatische UKW Scharfabstimmung und einen Mechanischen Senderspeicher. (Trotzdem boten die anderen Hersteller für meinen Geschmack mehr, wohl auch der Grund warum davon so wenige gebaut wurden) Der Röhrenradiofan freut sich das er nicht die Standard Bestückung der 50er zu sehen bekommt, ECC81 und EC92 im UKW Tuner sowie eine EAA91 im Demodulator. Bei 8 verbauten Röhren haben wir 4 Unterschiedliche Sockel: Noval, Miniatur 7 Pin, Rimlock und Stahlröhre. beachtlich, wird aber vom Bodensee WIII übertroffen. (5 Sockel 8 Röhren)
Das Gerät gab es noch mit 2x EC92 im Tuner und einer EM85 als Magisches Auge. Meins hat eine EM80 verbaut (Leider, die EM85 wäre die Krönung gewesen) ECC85 gab es damals noch nicht.

Letzte Woche hatte ich Urlaub und stöberte am Mittwoch durch die Kleinanzeigen und entdeckte dieses Gerät. Sofort den Verkäufer kontaktiert, ja, ist noch vorhanden, können Sie Freitag ansehen. Der einzige Hacken: Ich musste sehr weit mit dem Auto fahren. An dem Tag saß ich über 4 1/2h im Auto wegen der Kiste. Aber es hat sich gelohnt. Das Gerät sieht fast aus wie neu, der Lack ist perfekt erhalten. Kein kleiner Kratzer, keine Stoßstelle. Es reichte ein bisschen Möbelpfleger aufzubringen um dem alten Lack wieder seinen Glanz zu geben. (ich verwenden den von Ruja) Das Gerät hat nie feucht gestanden, der Staub ließ sich nahezu vollständig mit dem Kompressor reinigen. Bis zuletzt hatte es in der Wohnung eines Studenten gestanden, scheinbar auf dem Dachboden gefunden auch wenn es nicht so aussah. Leider hat jemand ein Loch in die Rückwand gebohrt um den Lautsprecher abschalten zu können, ansonsten ist das Gerät im Originalzustand gewesen. Der Alte Netzstecker verrät: das Gerät war schon sehr lange nicht mehr am Netz. So sieht das Chassis mit abgenommenen Bedienelementen aus:

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Blaupunkt setzte damals Kondensatoren im silbernen Aluröhrchen ein, die Seiten wurden mit Pappe (?) verschlossen. Auch wenn sie nicht im "Kleine Kondensatorkunde: Gute und defekte C's im Röhrenradio" vorkommen, die müssen raus. In dem Gerät wimmelt es davon, viel schlimmer ist aber das sie teilweise schwer zugänglich verbaut sind. Das ist absolut kein Anfängerfreundliches Gerät! Die Kondikur dauerte 2 Tage. (Ich halte nichts davon die Bauteile abzuzwicken und mit den Stummeln die neuen Teile zu verlöten. Das zerstört für mich das Gesamtbild der Elektronik) Verbauen tue ich nur Axiale Styroflex (Ebay) oder schwarze Axiale Folien von ATR. Ich habe noch Restbestände von den Gelben Folien, die zerstören mir das Gesamtbild vom Gerät aber zu sehr. Deshalb verpacke ich sie oft in Schrumpfschlauch:

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Bild

Ein Kabel hat sich glaube ich am Antenneneingang gelöst, das schwarze mit dem Pfeil markierte. Es geht unter dem Chassis zu einer Induktivität, das andere Kabel gegen Masse. Mir war es bisher nicht möglich herauszufinden wo es mal angelötet war, ich würde fast sagen garnicht. Die Lötstellen in der Umgebung habe ich geprüft, konnte aber nichts finden. Hat jemand eine Idee?

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Die Skalenscheibe ist mit einer Schirmenden Folie versehen um den Lautstärkeregler, man muss beim ausbau vorsichtig sein und diese ablöten:

Bild

Die Skalenscheibe wird nur "geklemmt" 4 Bügel am Chassis müssen für den Ausbau umgebogen werden. Schrecklich primitiv.

Nach dem Tausch aller defekten Kondensatoren wurde das Chassis langsam über einen Stelltrafo in Betrieb genommen, die Skalenbelechtung geht an, das Auge glimmt ganz schwach, die ersten Töne kommen aus dem Testlautsprecher. So mag ich das. :hello:
Bei 220V Netzspannung war die NF immernoch etwas schwachbrüstig, schnell war auch klar warum. Statt 270V wie im Schaltplan waren unter 200V Anodenspannung zu messen, die Stromaufnahme war aber unauffällig. Ganz klar ein platter Selengleichrichter. Auf einer Lötleiste wurden 4x 1N4007 als Brückengleichrichter verschaltet, mit 4,7nF parallel zu jeder Diode entstört. Der Vorteil: Die Lötleiste sieht vom Baustil aus wie original, es müssen keine Veränderungen am Chassis vorgenommen werden. Wichtig: In Verbindung mit dem Siebelko wirkt der Gleichrichter wie ein Spannungsverdoppler über den Dioden. Diese müssen mindestens 1000V Sperrspannung abkönnen, die Kondensatoren sollten auch 1000V Typen sein. 630V reichen nicht! Der Spannungsabfall über den Dioden ist wesentlich geringer als über dem alten Selenbauteil, die Anodenspannung wäre zu hoch. Ein 120 Ohm Widerstand passte auf Anhieb, statt 270V messe ich 268V Anodenspannung bei 220V Netzspannung. Der ist neu und aus den 40er Jahren, sollte wohl ein Heizvorwiderstand sein. Endlich hat er, nach über 68 Jahren bei meinem Großvater in einer Schublade schlummernd, eine Aufgabe bekommen. :D
Schleift man ihn in die Masseleitung ein muss man sich über Isolation zum Chassis keine Gedanken machen. Ich möchte noch beobachten wie heiß er wird, momentan hebt er nur an der Lötstelle. Nicht das er sich selbst entlötet. (glaube ich aber nicht, so viel Verlustleistung setzt er nicht um)
Der Siebelko ist neu, ich traue den alten Teilen nicht. Ich hatte keinen 2x 50µF mehr, jetzt sind 2x 100µF drin, dank dem neuen Gleichrichter garkein Problem.

Bild

So sieht das hinter der Skala aus. Gefällt mir außerordentlich gut:

Bild

Die Potis sind Spezialteile und enthalten ein Skalenseil, wenn die mal defekt sind hat man ein echtes Problem. Allgemein ist die Mechanik bei Blaupunkt oft sehr "preiswert" entworfen worden. Sich nicht drehende Umlenkrollen, die Schalter am Tastenagregat, die Lampenfassungen... Aber gut, immerhin lebt es heute noch. Die Kontakte wurden mit Isopropanol geflutet und mehrmals betätigt, das löst die Oxidschicht an und macht die Kontaktflächen wieder blank. Der Alkohol verdampft rückstandsfrei.

Bild

Ein paar kleine Sachen gibt es nächste Woche noch zu tun:

-> Der Höhenregler ist mit den Bandfiltern gekoppelt, die Mechanik dahinter klemmt. Ich komme im Moment nicht darauf warum, wenn die Bandfilter geöffnet sind ist alles Ok.
-> Der Bassregler funktioniert zu stark, dreht man ihn leicht auf verzerrt schon der ganze Ton. Der Testlautsprecher verliert bei unter Zimmerlautstärke fast seine Membrane so stark schwingt er.
-> Es sind Auffällig wenige Sender über 94Mhz zu empfangen, allgemein bekomme ich keinen Sender scharf. OK, es ist nur eine Kurze Leitung als Antennen angeschlossen.
Ich hoffe mal das sich das mit dem tausch der EC92 oder ECC81 erledigt hat, die EC92 ist ja bekannterweise verschleißfreudig.
-> Die neue EM80 die es bekommen hat zeigt ein verzogenes Leuchtbild. Es soll eine Originale neue Röhre bekommen, wenn es ein Gerät verdient hat dann dieses. SOwas ist aber nicht leicht zu finden, nicht wegen dem Preis sondern weil es bei gefühlt 99% der Angebote für EM80 in Wirklichkeit die Russische Röhre als Ersatzteil ist.

Sobald es weiter geht gibt es mehr Bilder die das Gerät im ganzen zeigen.

Gruß,
Jan

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Igitt! Da ist ein Transistor in meinem Röhrenradio! (-;


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BeitragVerfasst: Mo Nov 13, 2017 6:55 
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Schöner Bericht!
Wo der fehlende Draht hinkommt habe ich Dir eingezeichnet

Bild

Zur Info, auch ich habe das Modell mit ECC81.
Die verzogene EM80 wird wohl mal ein Magnetfeld gesehen haben. Die muß dann mit einer Entstördrossel entmagnetisiert werden.
Welche Rollen drehen sich bei Dir nicht? Ich habe da lediglich die Umlenkpunkte der Seilführung an den Klangreglern bzw den Schauzeichen. Aber das sind Umlenkpunkte :wink: . Weiterhin haben die gezeigten Umlenkrollen noch Potential nach oben was die Sauberkeit betrifft. Will heißen, da ist noch Leichtigkeit versteckt :wink: .
Noch ein Tip.
Schaue Dir die Qualität der Skalenseile alle genau an. Nicht das es da eine böse Überraschung nach ein paar Wochen gibt. Ist mir als Schwachpunkt dieser Baureihen bei BP aufgefallen.

paulchen


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BeitragVerfasst: Mo Nov 13, 2017 19:54 
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Guten Abend Paulchen,

Zitat:
Wo der fehlende Draht hinkommt habe ich Dir eingezeichnet


Klasse, ich danke Dir! Da wäre ich nie draufgekommen, da fehlte gut 1cm bis zu dem Lötpunkt. Als ich ihn erwärmte sah man aber deutlich die Drahtreste. Das muss jemand herausgezwickt haben.

Zitat:
Die verzogene EM80 wird wohl mal ein Magnetfeld gesehen haben. Die muß dann mit einer Entstördrossel entmagnetisiert werden.


Ich habe mir eben eine Drossel improvisiert, die fürs entmagnetisieren von Tonköpfen ist zu schwach. Eine Kabelrolle (50m 0,5mm^2) und ein Märklin Eisenbahntrafo. Der hat einen Bimetallschalter, ist kurzschlussfest und gibt eine regelbare Wechselspannung aus. Das Auge in die Rolle gehalten und vorsichtig aufgedreht bis man die Röhre "vibrieren" spürte. Dann langsam herausgezogen und abgeschaltet. Das Ergebnis ist ein perfektes Leuchtbild. :super:

Zitat:
Welche Rollen drehen sich bei Dir nicht? Ich habe da lediglich die Umlenkpunkte der Seilführung an den Klangreglern bzw den Schauzeichen. Aber das sind Umlenkpunkte :wink: .


Genau die meinte ich. Eine von denen sah aus als wäre sie vom Vorbesitzer zurechtgebogen worden. (die Halterung, nicht die Rolle) Genau die die den Seilzug zu den Bandfiltern steuerte. Das war wohl das Problem, ich habe sie jetzt so geradegebogen das bei voll aufgedrehtem Höhenregler die Seile in den Bandfiltern gerade so maximal ausgezogen sind. Es geht am ende immernoch schwerer, das scheint aber von den Federn in den beiden Bandfiltern zu kommen und wird so normal sein. (kann fast nicht anders sein)

Zitat:
Noch ein Tip.
Schaue Dir die Qualität der Skalenseile alle genau an. Nicht das es da eine böse Überraschung nach ein paar Wochen gibt. Ist mir als Schwachpunkt dieser Baureihen bei BP aufgefallen.


Die Seile sind unauffällig, zumindest nicht mechanisch beschädigt. Meinst Du das? Die Umlenkrollen werden noch gereinigt, keine Sorge. Erstmal muss die Technik aber wieder leben. :wink:

Ich habe dem Gerät einen Satz neue Röhren gegeben (bis auf die beiden EF85, die habe ich nicht mehr da, die ECC81 wurde von einem Freund auf einem RPG getestet ist aber gebraucht) Das Ergebnis: Viele viele UKW Sender mit improvisierter Antenne zu empfangen. Teilweise aber noch verrauscht, mal sehen ob das an der Antenne liegt. (hoffentlich muss man nicht nachgleichen) AM ist Tot, mit der Ferritantenne ändert sich das hoffentlich. die ist im Moment abgeklemmt.
Was aufgefallen ist, der UKW Tuner macht Probleme, zumindest zeitweise. Man kann bis ~96Mhz einstellen, danach ist Plötzlich der Ton aus. Selbst das rauschen zwischen den Sendern ist weg, dreht man ein paar Mhz zurück ist plötzlich wieder Empfang da. Da scheint der Oszillator auszusteigen, nach 5 Minuten Betrieb habe ich das Problem nicht mehr beobachten können. Die ECC81 sollte der Oszillator sein, ich besorge eine neue Röhre und teste nochmal. Hoffentlich hat es sich damit erledigt.

Gruß,
Jan

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BeitragVerfasst: Di Nov 14, 2017 6:43 
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Stichwort Skalenseil.

http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=19954

Nicolai scheint hier nur noch sporadisch aufzutauchen, aber ich denke er könnte dazu auch was sagen.
Die alten Seile (nicht die Stahlseile) rödeln sich im Laufe der Jahre auf und reißen dann Faser für Faser. Ich hatte das bei einem Paris und Notturno (2x). Bei meiner Romanze steht es eigentlich auch an, aber die ist hier nur Deko.
Spätere Modelle waren da nach meiner Beobachtung besser.

Stichwort Drossel. Für solche Zwecke habe ich mir mal für über 30 Jahren ein altes Postrelais (meinem Bruder sei Dank) umgebaut. Vorteil ist hier das man einen schönen schlanken Körper hat, den man auch super an Tonköpfe führen kann. Wenn Bedarf ist kann ich das ja mal photographieren.

In den Tuner bin ich noch nicht eingetaucht, lediglich den Teer-C´s habe ich da gewechselt. Aber insgesamt habe ich außer den Wechsel der Problemkandidaten noch nicht viel gemacht. Das Gerät steht bei mir seit dem Sommer auf dem "Arbeitsplatz".

paulchen


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