Hallo Freunde des guten Geschmacks!
Hier mal wieder eine kleine Wortmeldung meinerseits zu einem Radio, welches ich hier über das Forum bekam. Vielen Dank an Lutz (röhrenradiofreak)!!
Wir haben es hier mit einem richtig schweren Jungen zu tun. Zehn Röhren, 3 richtig große Lautsprecher und ein Gehäuse wie eine Festung ergeben knapp 26 kg. Auch die Abmaße sind nicht übel. 66x45x31 cm sprechen schon die Region von Großsupern an.
Genug der Protzerei.
Wie kam das Gerät zu mir? Es spielte auf den Wellen so lala. Zwar war ganz guter Empfang zu verzeichnen, aber im Vergleich mit anderen Geräten waren da mit Sicherheit noch Reserven. Der Klang war eigentlich ohne großen Bassanteil, aber sauber. Vor mir wurden schon die Koppelkondensatoren der beiden EL84 gewechselt, der Koppel C der EABC80 sowie der Ratioelko. Soweit die Bestandsaufnahme der technischen Seite. Optisch fehlte die Zierleiste an der unteren Kante. Der Lack hatte seine beste Zeit auch schon hinter sich. Stoff war noch sehr gut in Form.
Also auf zu dem üblichem. Zerlegen, sichten, säubern, ölen, fetten, polieren etc. Da will ich nun nicht groß darauf eingehen, den Ablauf kennt hier glaube ich jeder.
Aber eventuell ein paar Eigenheiten des Gerätes. Beim der Demontage des Chassis fluchte ich im Stillen vor mich hin über die Konstruktion des Gerätes. Trafo und Chassis waren getrennt eingebaut und recht umständlich verlötet. Dazu noch die sehr eigne Trennung von Lautsprechern und Chassis.
Als dann endlich alles draußen war ging es weiter mit der Demontage der Skalenscheibe. Das war relativ normal und schnell erledigt. Aber dann wieder so ein Ding. Hinter der Skalenscheibe befindet sich eine Milchglasscheibe.
Sehr gut.
Aber wie die eingebaut ist – sehr abenteuerlich. Nur eingequetscht zwischen 4 Blechzungen, die allerdings so starr sind, dass man Angst hat, die Scheibe könnte beim biegen platzen.
Nach einigem Gefummel hatte ich auch die Scheibe heil raus.
Der Clou des gesamten Chassis ist aber die Pertinaxplatte oben drauf. Die kann man nach links anklappen um an sämtliche Kontakte der Tastatur zu kommen. So etwas hatte ich bisher noch nicht (glaube ich jedenfalls).
Unterm Chassis gingen dann die lustigen Eigenheiten weiter. Wie man bei genauerer Betrachtung erkennen kann, sind dort immer so kleinen vorgefertigte Baugruppen verbaut. Anfangs hatte ich noch überlegt, ob dies für mich günstig ist. Abschließend kann ich sagen, dass es sich auch nicht schlechter wechselt, als bei normalen Chassisaufbau.
Als Servicefreundlich kann man auch den Netzschalter betrachten (Hallo Holger!). Offne Konstruktion und super zugänglich. Sehr vorbildlich gemacht für uns!
Als anfangs gewöhnungsbedürftig und schon fast einmalig kann man den AÜ bezeichnen. Dieser hat 14! Anschlüsse. Der musste ja raus, da ich meine Chassis ja zur Reinigung immer gerne „bade“.
War mit dem Einbau eine nette Fummelei… Dieser Trafo ist aber nötig und logisch, da das hier verbaute Chassis auch in der Musiktruhe „Tannhäuser“ und in der „Meistersinger“ verkauft wurde. Und da braucht man eben ein wenig mehr. Ebenso macht dann wieder das Anschlußpaneel des Netzteils Sinn. Muß man sich aber auch erstmal erarbeiten die Logik.
Nach all diesen Für und Wider stehe ich heute auf dem Standpunkt, dass die Kiste doch nicht so schlecht konstruiert ist, wie ich es anfangs dachte.
Noch ein Wort zu den Lautsprechern und dem Klang.
Die hier verwendeten Seitenlautsprecher wurden in anderen Geräten sehr oft als Hauptlautsprecher benutzt. Hier sind es „nur“ die Seitentröten. Der verbaute Frontlautsprecher ist nochmals um einiges größer.
Der entstehende Schalldruck ist schon gewaltig! Bass ist hier kein Thema, Höhen vermisse ich jedenfalls nicht und das Klangbild kann als gewaltig und angenehm betitelt werden. Ich will sogar soweit gehen, daß der Klang sich mit einem großen „West-Super“ in keiner Hinsicht verstecken muß. Dies will ich nicht als Ausnahme hinstellen, sondern nur mal die Neugierde auf was Neues reizen. Denn wer mal Stradivari und Co gehört hat, wird mir zustimmen, dass diese Geräten vielen anderen angeblichen Großsupern im Klang was vormachen. Dieses Exemplar gehört auf jeden Fall in diese Kategorie.
Wer ein Klangregister vermisst, kann sich ja mal mit dem Nachfolger dieses Monsters auseinandersetzen, dem „Globus“.
paulchen