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 Betreff des Beitrags: Siemens Großsuper 54 1236W
BeitragVerfasst: So Mai 30, 2010 15:59 
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Hallo Freunde des glühenden Fadens!

Vor etwa einem halben Jahr bekam ich mehr widerwillig von Jean ein Siemens 1236W Großsuper 54 „aufgedrängt“. Im ersten Anlauf wollte ich eigentlich nicht, da bei mir immer akuter Platzmangel herrscht und dieses Baby beim ersten Anblick gaaanz schlimm aussah.
Aber dann machte mir Jean ein Fast-Geschenk und ich war um einen Boliden reicher.

Der Zustand lässt sich kurz wie folgt beschreiben. Viele kleine und große Stoßstellen im Furnier durch massive Anstoßungen. Viele, viele Lackprobleme. Man muß dazu wissen, das dieses Exemplar schon einmal ganz tief im Container war. Im positiven gab es zu vermelden, dass das Gerät vollständig und unverbastelt war.


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Was und wie ich da etwas machen wollte war mir nicht ganz klar. Aber zumindest sauber musste es werden.

Mein erster Gedanke war, es vom technischen Standpunkt her fertig zu machen und es als Garagenradio zu missbrauchen.
Das hatte dann allerdings ein 1135W geschafft das zwischenzeitlich zu mir kam.
Hier beim 1236W hatte ich mich Ende letzten Jahres dazu entschlossen, den Lack zu entfernen und erstmal zu schauen, wie es darunter aussieht. Nach dem ersten Eindruck war klar, daß ich dieses Gehäuse retten musste.
Dazu habe ich dann als erstes die Messingteile zur Motivation geputzt und die Schallwand gesäubert.
Nun waren die vielen kleinen Anstoßungen dran. Denen ging ich soweit es ging mit Wasserdampf zu Leibe. Bis auf ein paar sehr massive Druckstellen ist dies auch ganz gut gelungen. Die verbliebenen Druckstellen habe ich mit Wachs und Holzspachtel verschlossen.
Damit stand das Gehäuse erstmal vorbereitet in der Ecke. Alle Anbauteile und die Skalenscheibe waren jetzt auch schon sauber.


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Blieb das Chassis.
Das war eigentlich an zwei Tagen gerichtet. Ein Grobmotoriker hatte mit dem „Büchsenöffner“ hinten schon mal das Chassis geöffnet, weil er mit der Tastatur nicht klar kam. Das Loch habe ich gelassen und die Funktionen der Tastatur gerichtet.
Alle Teerbomben gewechselt und die mechanische Leichtgängigkeit wieder hergestellt. Ist bei diesen Konstruktionen die reinste Freude. Alles für ein zweites Leben gebaut. Ein Traum!
Noch Schrammen in der Skalenscheibe bearbeitet und unsichtbar gemacht. Ran ans Chassis damit!



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Zu diesem Zeitpunkt traf ich meinen alten Kumpel Micha im Supermarkt. Bei einer Tasse Kaffee am Bäckerstand konnte ich ihn überreden, für mich nochmals ein Gehäuse zu lackieren. Würde allerdings dauern, da die Heizung in der Lackierstube gerade defekt war. Er arbeitet in einer Tischlerei.
Macht nichts, ich habe Zeit…


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Und so zog diese ins Land und ich erinnerte mich vor ein paar Tagen wieder an das Gehäuse. Kurzer Anruf – ja ist fertig. Also abgeholt und gestaunt. Ist schön geworden wie ich fand. Micha fand es nicht so toll. Na ja, bei dem Preis kann ich nicht meckern.
Also ab nach Hause und optisch ein wenig noch Tuning betrieben. Das hieß hier eine Politur für den Lack. Danach das Gehäuse wieder zusammengesetzt.

Jetzt das Chassis erstmal reingesetzt und geschaut, wie es so klingt.
Wow……!!!
Das musste ich erstmal sacken lassen. Unheimlich bulliger Bass (kein Wunder bei dem Basschassis) aber auch wunderbare Höhen. Unglaublich unangestrengter Klang. So etwas liebe ich. Musik die mit einer Leichtigkeit einfach nur so dahinschwappt aber eben auch absolut sauber klingt. Alles ohne 3-D und Klangregister. Nur ein Bass und ein Höhenregler.

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UKW Empfang ist absolut super, KW ist das Ohr zur Welt und MW+LW ist auch i.O. Herz was willst Du mehr.
Wenn man es übertreibt mit dem Bass- und Lautstärkeregler lernt man ohne Probleme nach kurzer Zeit seine Nachbarn kennen. Da schwingt nicht nur das Gehäuse, da schwingt die ganze Umgebung des Radios im Takt. Mächtig beeindruckend!
Qualitativ sollte man eventuell noch sagen, das alles was ich an diesem Radio in die Finger bekam für die Ewigkeit gebaut ist. Das Gehäuse ist trotz seiner leidvollen Vorgeschichte eine Burg und hat wohl auch nur seiner Massivität wegen dem Untergang getrotzt.

Schlußendlich noch ein Wort zu den Röhren. Da ich hier die originale Röhrengarantiekarte von dem Gerät habe, kann ich sagen, das hier die erste Bestückung drin ist. Dies lässt auf wenige Betriebsstunden schließen. Alle Röhren haben noch satte „GUT“ Werte. Selbst die EM34 hatte noch ca. 60-70% der Leuchtkraft. Da ist jetzt aber schon eine Taghelle drin. Gehört sich einfach so bei diesem Gerät. Ist auf den Fotos leider nicht zu sehen, da ich die vorher gemacht hatte.

Dieses Radio ist jetzt das insgesamt 4 Siemens Großsuper innerhalb von 2 Jahren hier. Ich kann nur positives über all diese Boliden berichten. Klang, Empfang und Qualität sind oberste Liga und stehen mit anderen Spitzengeräten auf einer Höhe.
Wobei das 1115W noch ein Stück über allen schwebt…


paulchen


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 Betreff des Beitrags: I like it
BeitragVerfasst: So Mai 30, 2010 17:01 
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Hi Paulchen.
zuerst mal Glückwunsch zu diesem tollen radio und der sehr gelungenen Restauration.
Das finish bekommet dem Burschen sehr gut... wirkt auch nicht so kitschig und überrestauriert aus- was man lieder sehr oft auf der Szene sieht :wink:
Sieht nicht nach DD-lack aus? ich vermute es handelt sich hier um NC - Lack??
Habe auch noch einen Siemens in meiner Schatzkammer abgebunkert
er heisst Siemens Luxussuper 54?
Aber Du hast recht die geräte sind sehr solide und wertig verarbeitet auch der Korpus.
Besonders attraktiv sind die Flanken... hier sind symetrisch parallel 2 ''Ahornadern`` einelegt das gibt zu dem schön gemaserten Nussbaumfurnier einen coolen Hell- Dunkel Effect 8_)

Thja Paulchen was soll ich sagen jetzt bestrafst du mich wieder mit einem schönen apparat den ich sehn darf- aber nicht hören kann...

PS ich kann mir gut vorstellen wie verhunzt die Kiste vorher ausgesehn hat( das nächste mal schiesst Du ein Pic im Urzustand!) :D

MFG Bero


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BeitragVerfasst: So Mai 30, 2010 17:46 
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Hallo Bero!

Danke für die Blumen.
Was da jetzt genau für ein Lack genommen wurde, kann ich Dir echt nicht sagen. Ich hatte wie gesagt nur den blanken Korpus hin gegeben und Monate später dann dieses Ergebnis abgeholt. Aber Du hast recht, sieht nicht so überrestauriert aus, wie man es bei Eb.. so oft zu sehen bekommt. Ist auch nicht so mein Ding.

Was Du da im Kämmerlein hast, ist der kurz von mir angesprochen 1135W (Garage). Ist auch so eine dolle Kiste, kommt allerdings beim Klang hier nicht ran. Dazu braucht man kein HIFI-Ohr, das hört ein Laie. :lol:

Bilder vom Fundzustand hätte ich ja gemacht, aber ich hatte nie vor, darüber zu schreiben. Von daher habe ich es nicht für nötig gehalten :oops: .

Das Ding dudelt jetzt schon den ganzen Nachmittag hier neben mir. Auch bei Sendern, die weiter weg sind ist der Klang super. Echt beeindruckend, was die Endstufe da noch für Volumen reinzaubert.

paulchen


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BeitragVerfasst: So Mai 30, 2010 21:16 
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Glückwunsch auch von mir zur gelungenen Restauration :super:
Ich staune ja immer wieder wie du die Geräte optisch und technisch wieder flott machst, wirklich sehenswert ! Ist natürlich auch praktisch wenn man jemanden hat, der einem beim Gehäuse behilflich ist. Da hab ich mich bisher noch nicht so richtig rangetraut. Ich will demnächst mal einen mir privat bekannten Möbelrestaurateur ansprechen in Sachen Gehäuse u.s.w. mal sehen was draus wird.


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BeitragVerfasst: Mo Mai 31, 2010 6:43 
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Uwe hat geschrieben:
Ist natürlich auch praktisch wenn man jemanden hat, der einem beim Gehäuse behilflich ist.


Uwe, das ist richtig, fachkundige Hilfestellung ist immer gut.

Sein Vorteil - das o.a. Ergebnis kann Paulchen auch ohne fremde Hilfe bewerkstelligen. Habe einige seiner Geräte schon live begutachten dürfen und zwei seiner "Ehemaligen" bei uns in der Sammlung stehen, erste Klasse :wink:

Wie immer eine gelungene Restaurierung, Paulchen :super: Da bekomme ich richtig Lust, mal wieder an unserem Siemens Phonosuper weiterzumachen, der schon etwas länger wegen vorrangigeren Tätigkeiten auf dem Abstellgleis geparkt ist.

_________________
Gruß
Schumi

Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln:
Erstens durch Nachdenken, das ist der Edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist der Leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist der Bitterste.


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BeitragVerfasst: Mo Mai 31, 2010 14:45 
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Hallo Uwe!

Ja, bei einem Restaurator hat man gute Chancen, eine prima Lackierung zu bekommen. So sehr schwer ist dieser "Endschliff" eigendlich nicht. Nur die Vorbereitung zu diesem ist in der Regel aufwendiger als die endgültige Deckschicht. Wie auch immer die aussieht.

Hallo Schumi!

Auch dir ein Danke, wie auch Uwe, für Dein Lob.

Ob ich immer diese Ergebnise auch so hinbekomme, lasse ich mal so im Raum stehen :wink: , was mir hier aber eindeutig gefehlt hat, war die Möglichkeit zu lackieren. Was man in seinem Zimmerchen machen kann, mache ich ja auch. Aber lackieren mit Pistole geht hier nicht.

Mache Dich mal ruhig an das Siemens ran. Ich finde die Technik von denen immer sehr gut machbar. Dies allerdings nur etwa bis zum Jahre 1959/60. Richtig geil waren die hier gezeigten Jahrgänge bis 1954/55.

paulchen

PS.: Grüße ans Frauchen und meinen ehemaligen "Babys" :lol:


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BeitragVerfasst: Di Jun 01, 2010 16:34 
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Dazu jetzt mal was aktuelles am Thema vorbei...

Ich habe vor etwa 3 Wochen einen neuen Wagen bekommen. 5 Tage später ist mir eine Tante von der Diakonie rein gedonnert. Na ja, nur Schrammen an der vorderen Stoßstange.
Also Termin beim Lacker gemacht und heute Morgen hin gebracht. Soeben das Ding abgeholt - alles chic.

Und jetzt zum Thema. Den Jungen mal vorsichtig gefragt, was die eventuelle Lackierung eines Röhrenradios kosten würde, wenn ich alle Vorarbeiten machen würde. Sagt der doch ganz trocken dreistellig, konkreter etwa 100,- Euro.

Uwe, gehe bloß in eine Tischlerei. Die sind billiger...

paulchen

immer noch den Kopf schüttelnd


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BeitragVerfasst: Di Jun 01, 2010 19:38 
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paulchen hat geschrieben:
Uwe, gehe bloß in eine Tischlerei. Die sind billiger...
paulchen


Also einfach so Tischlerei darf ich da nicht sagen, er ist "Möbelrestaurateur" :-). Leider habe ich im Moment keine Zeit mich diesen Sachen zu widmen, hab beruflich argen Stress im Moment.


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BeitragVerfasst: Mi Jun 02, 2010 6:05 
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Hallo Uwe!

Da hast Du natürlich recht.
Profane Tischlereien gibt es an jeder Ecke :wink: .
Aber wenn der gute Mann Restaurator ist, sollte man ihn auch damit anreden :lol: .

Dann komme mal wieder zur Ruhe und widme Dich dem Hobby.

paulchen


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BeitragVerfasst: Mi Jun 02, 2010 19:01 
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Hallo Bero!

Habe heute durch Zufall doch noch einige Bilder gefunden, die aus der Arbeitsphase des Radios stammen.
Ist nicht ganz der "Fundzustand", aber mehr ist von außen leider nicht zu haben.


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Und hier noch ein Bild für die Leute unter uns, die meinen, unter Großsupern geht es großzügig mit Platz zu :lol: .
Hier die Ecke mit der NF-Stufe.


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Andere Sachen sind da auch noch, aber ich denke mal, sooo interessant ist das nun auch wieder nicht.

paulchen


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BeitragVerfasst: Mi Jun 02, 2010 19:53 
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Registriert: Mi Apr 28, 2010 23:51
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Jessas, wie bist du denn da an die Cs dran gekommen?


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BeitragVerfasst: Mi Jun 02, 2010 21:06 
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Das ran kommen ist hier eigentlich weniger das Problem. Das passiert bei mir immer mit einer vernünftigen Pinzette und zur Not einem kleinem Seitenschneider.
Hier mußte ich mehr mit letzterem arbeiten, da die Drahtenden doch sehr in die Lötösen verdrillt waren. Einfach Lötkolben ran und ab das Bauelement ist hier nicht :? .
Aber noch eher ist eigentlich hier eine Eigenart von Siemens zu erwähnen.
Siemens hatte die aus heutiger Sicht unangenehme Angewohnheit, die Kondensatoren so dicht wie möglich am Chassis zu platzieren. Bis hierhin nichts Ungewöhnliches.
Hat ja eigentlich jeder versucht - Abschirmung.
Nur hat Siemens hier auch noch die C´s im Produktionsablauf mit Klebstoff fixiert. Und dieser Kleber klebt auch heute noch. Das hat zur Folge, daß man entweder die Kondensatoren nur abklemmt und sie am Platz belässt, oder mühsam rauspopelt.
So mache ich das immer. Es ist danach einfacher, die neuen Bauelemente zu plazieren. Ist aber ein nicht zu unterschätzender Zeitfaktor das ganze.

paulchen


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