Hallo Freunde des glühenden Fadens!
Vor etwa einem halben Jahr bekam ich mehr widerwillig von Jean ein Siemens 1236W Großsuper 54 „aufgedrängt“. Im ersten Anlauf wollte ich eigentlich nicht, da bei mir immer akuter Platzmangel herrscht und dieses Baby beim ersten Anblick gaaanz schlimm aussah.
Aber dann machte mir Jean ein Fast-Geschenk und ich war um einen Boliden reicher.
Der Zustand lässt sich kurz wie folgt beschreiben. Viele kleine und große Stoßstellen im Furnier durch massive Anstoßungen. Viele, viele Lackprobleme. Man muß dazu wissen, das dieses Exemplar schon einmal ganz tief im Container war. Im positiven gab es zu vermelden, dass das Gerät vollständig und unverbastelt war.
Was und wie ich da etwas machen wollte war mir nicht ganz klar. Aber zumindest sauber musste es werden.
Mein erster Gedanke war, es vom technischen Standpunkt her fertig zu machen und es als Garagenradio zu missbrauchen.
Das hatte dann allerdings ein 1135W geschafft das zwischenzeitlich zu mir kam.
Hier beim 1236W hatte ich mich Ende letzten Jahres dazu entschlossen, den Lack zu entfernen und erstmal zu schauen, wie es darunter aussieht. Nach dem ersten Eindruck war klar, daß ich dieses Gehäuse retten musste.
Dazu habe ich dann als erstes die Messingteile zur Motivation geputzt und die Schallwand gesäubert.
Nun waren die vielen kleinen Anstoßungen dran. Denen ging ich soweit es ging mit Wasserdampf zu Leibe. Bis auf ein paar sehr massive Druckstellen ist dies auch ganz gut gelungen. Die verbliebenen Druckstellen habe ich mit Wachs und Holzspachtel verschlossen.
Damit stand das Gehäuse erstmal vorbereitet in der Ecke. Alle Anbauteile und die Skalenscheibe waren jetzt auch schon sauber.
Blieb das Chassis.
Das war eigentlich an zwei Tagen gerichtet. Ein Grobmotoriker hatte mit dem „Büchsenöffner“ hinten schon mal das Chassis geöffnet, weil er mit der Tastatur nicht klar kam. Das Loch habe ich gelassen und die Funktionen der Tastatur gerichtet.
Alle Teerbomben gewechselt und die mechanische Leichtgängigkeit wieder hergestellt. Ist bei diesen Konstruktionen die reinste Freude. Alles für ein zweites Leben gebaut. Ein Traum!
Noch Schrammen in der Skalenscheibe bearbeitet und unsichtbar gemacht. Ran ans Chassis damit!
Zu diesem Zeitpunkt traf ich meinen alten Kumpel Micha im Supermarkt. Bei einer Tasse Kaffee am Bäckerstand konnte ich ihn überreden, für mich nochmals ein Gehäuse zu lackieren. Würde allerdings dauern, da die Heizung in der Lackierstube gerade defekt war. Er arbeitet in einer Tischlerei.
Macht nichts, ich habe Zeit…
Und so zog diese ins Land und ich erinnerte mich vor ein paar Tagen wieder an das Gehäuse. Kurzer Anruf – ja ist fertig. Also abgeholt und gestaunt. Ist schön geworden wie ich fand. Micha fand es nicht so toll. Na ja, bei dem Preis kann ich nicht meckern.
Also ab nach Hause und optisch ein wenig noch Tuning betrieben. Das hieß hier eine Politur für den Lack. Danach das Gehäuse wieder zusammengesetzt.
Jetzt das Chassis erstmal reingesetzt und geschaut, wie es so klingt.
Wow……!!!
Das musste ich erstmal sacken lassen. Unheimlich bulliger Bass (kein Wunder bei dem Basschassis) aber auch wunderbare Höhen. Unglaublich unangestrengter Klang. So etwas liebe ich. Musik die mit einer Leichtigkeit einfach nur so dahinschwappt aber eben auch absolut sauber klingt. Alles ohne 3-D und Klangregister. Nur ein Bass und ein Höhenregler.
UKW Empfang ist absolut super, KW ist das Ohr zur Welt und MW+LW ist auch i.O. Herz was willst Du mehr.
Wenn man es übertreibt mit dem Bass- und Lautstärkeregler lernt man ohne Probleme nach kurzer Zeit seine Nachbarn kennen. Da schwingt nicht nur das Gehäuse, da schwingt die ganze Umgebung des Radios im Takt. Mächtig beeindruckend!
Qualitativ sollte man eventuell noch sagen, das alles was ich an diesem Radio in die Finger bekam für die Ewigkeit gebaut ist. Das Gehäuse ist trotz seiner leidvollen Vorgeschichte eine Burg und hat wohl auch nur seiner Massivität wegen dem Untergang getrotzt.
Schlußendlich noch ein Wort zu den Röhren. Da ich hier die originale Röhrengarantiekarte von dem Gerät habe, kann ich sagen, das hier die erste Bestückung drin ist. Dies lässt auf wenige Betriebsstunden schließen. Alle Röhren haben noch satte „GUT“ Werte. Selbst die EM34 hatte noch ca. 60-70% der Leuchtkraft. Da ist jetzt aber schon eine Taghelle drin. Gehört sich einfach so bei diesem Gerät. Ist auf den Fotos leider nicht zu sehen, da ich die vorher gemacht hatte.
Dieses Radio ist jetzt das insgesamt 4 Siemens Großsuper innerhalb von 2 Jahren hier. Ich kann nur positives über all diese Boliden berichten. Klang, Empfang und Qualität sind oberste Liga und stehen mit anderen Spitzengeräten auf einer Höhe.
Wobei das 1115W noch ein Stück über allen schwebt…
paulchen