Ein Beitrag zum Thema:
ich besitze seit etwa 30 Jahren den Mende 215 W von 1935, der hat Bakelitgehäuse und dürfte etwa baugleich zum hier behandelten Mende 210 sein.
Die Leistung des Geräts bezeichne ich als außerordentlich empfangsstark, auch ohne Langdrahtantenne. Ich habe das Gerät früher sogar nur über eine Erdleitung betrieben, die ich damals in die Antennenbuchse steckte. Diese Leistung besitzen nicht alle damals gebauten Reflexempfänger, ein Körting Reflex aus meinem Bestand kommt da bei weitem nicht heran; der Mende scheint hier eine gute Ausnahme.
Wichtig ist, dass die Röhren sauber funktionieren. Die gezeigte RENS 1294 hat definitiv keine Verbindung mehr zum ABSCHIRMUNGSLACK auf dem Glaskolben, lässt sich aber wieder herrichten: - Sockel verkleben - losen alten Lack der Röhre entfernen - den oberhalb des Sockels umlaufenden Draht etwas blank machen - Graphitlack anrühren: Klarlack aus dem Baumarkt mischen mit Graphitpulver, bis honigzähe Konsistenz erreicht (Mischungsverhältnis etwa 2/3 Lack zu 1/3 Pulver, maximal 50:50). Dann deckend aufstreichen (aber nicht zu dick), beginnend mit dem umlaufenden Draht hoch bis etwa 0,5 cm über den noch vorhandenen, festsitzenden Abschirmungslack der Röhre und trocknen lassen.
Das war jetzt die Kurzvariante, wie man's machen könnte (gibt natürlich auch andere Methoden).
Zu bedenken: ich habe in meiner Bastelpraxis auch schon defekte AB1 gehabt.
Prüfen: die beiden Keramiktrimmer, die auf dem Drehkondensator für die Senderwahl sitzen.
Empfangsspulen: diese sind abgleichbar, aber Vorsicht: die großen Abgleichelemente sitzen zumeist fest und der Kunststoff (beim 215W wird ein Kunststoffeinsatz mit einliegendem Kern gedreht) bricht leicht, wenn man zuviel Kraft aufwendet.
Lichtantenne: das Gerät hat ab Werk eine eingebaute Netzantenne (Lichtantenne). D.h., ein Kondensator liegt zw. 230 Volt und Antennenbuchse und ist geschaltet, solange kein Bananenstecker in die Antennenbuchse gesteckt wird: würde ich entfernen oder durch ein sehr (!) spannungsfestes Teil ersetzen.
Sperrkreis: die Geräte boten oft die Möglichkeit, einen Sperrkreis nachzurüsten (Aufpreis). Dieser wird bei Mende oft ins Gerät eingesteckt, und zwar in 2 dafür vorgesehene Buchsen. Der Sperrkreis sitzt damit schaltungstechnisch unmittelbar zwischen der Antennenbuchse und der 1. Empfangsspule. Falls ein solcher drin sitzt: zur Fehlersuche entfernen (ist meist eingesteckt) und die dann freigewordenen Buchsen zueinander überbrücken. Und damit sind wir auch zugleich bei einer häufigen Fehlerursache, falls bereits verbastelt wurde: ich kenne den 210 W nicht, aber etliche Mende - Geräte (so auch mein 215) haben den Sperrkreis nicht und die dafür vorhandenen Buchsen sind ab Werk durch einen Kurzschlussstecker überbrückt. Dieser fehlt manchmal oder wurde, wie ich's schon bei einem 151WL erlebte, mittels eines eingesteckten Klingeldrahts ersetzt. Das hat dann auf Dauer kaum Kontakt und Du hast keine saubere Verbindung der Antenne zum Gerät. Folge: kaum Empfang.
"Lautstärkepoti": Du erwähntest dies in Deinem Eröffnungsbeitrag. Das Gerät hat kein Poti (wenn es denn noch original ist), sondern 2 Differentialkondensatoren, mittels derer man die Lautstärke bzw. die Rückkopplung regelt.
Das waren jetzt einige Hinweise, die Dir vielleicht bei der Fehlersuche schonmal weiterhelfen. Wie gesagt: einem intakten Mende 210 müsste eigentlich einiges an Leistung zu entlocken sein.
k.
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k. steht für klaus
Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur. (Friedrich II.)
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