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 Betreff des Beitrags: Dieses Radio macht mich fertig...
BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2011 12:30 
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Nun bin ich schon seit Tagen an meinem UPEL-Radio zugang und komme einfach nicht mehr weiter.

Kurz zum Gerät: Superhet mit Vorstufe, Lang-, Mittel- und Kurzwelle, ZF 125 kHz, Baujahr 1935. Es gibt keine Schaltunterlagen. Fragen nach dem Hersteller in diversen Foren haben nix ergeben. Bestückung: 80, 6D6, 6A7, 6D6, 6B7 und 6V6. Die 6V6 ist nicht die Originalbestückung, sondern über einen darunter gelöteten Sockel adaptiert. Die ursprünglich dort eingesetzte Röhre hat einen 6poligen Sockel. Was könnte das gewesen sein?

Die Röhren sind laut RPG (Kurzschluß, Gitter und Emission) alle in Ordnung. Die Hochspannung ist ebenfalls OK. Die kritischen Kondensatoren sind ausgetauscht. Ebenso alle hochohmigen Widerstände. Das Gerät empfängt auf allen Bereichen - mit Einschränkungen:

Die Oszillatorspannung nimmt bei allen Bereichen zum niederfrequenten Ende hin erheblich ab. Auf KW setzt der Oszillator unterhalb von ca. 6 MHz völlig aus.

Der Gleichlauf ist, besonders auf MW, nicht OK. Wenn ich den Ausgang der Vorstufe auf den Oszillofürsten lege, liegen die Empfangsfrequenz (also die Frequenz, bei der das Signal zu hören ist) und das Signalmaximum am Ausgang der Vorstufe rund 20 kHz auseinander - will heißen: die Vorstufe ist am niederfrequenten Ende der MW rund 20 kHz zu niedrig abgestimmt. Am oberen Bandende ist alles bestens und der Empfang hervorragend. Und jetzt kommt das Problem: die Spulen sind nicht abgleichbar. Keine Kerne, nix. Nur jeweils ein kleiner Trimmer. Die sind jedoch zu klein, um am unteren Ende etwas zu bewirken. Bei MW und LW zusätzlich noch ein etwas größerer Trimmer am Oszillatorkreis. Für so eine Billiglösung ist mir das Gerät eigentlich zu aufwendig.

Außerdem gibt es ein Problem mit der Regelspannung. Die ist mir, vor allem ohne und bei schwachem Signal, zu positiv. Am unteren Ende der MW und auf KW verhält sich das Gerät fast so, als hätte es eine Rauschsperre. Erst ab einer gewissen Signalstärke setzt der Empfang klirrend ein und wird mit zunehmendem Signal normal. Völlig perplex stehe ich immer noch vor dem in den Bildern sichtbaren Poti auf der Rückseite. Das liegt mit dem 'heißen' Ende an der Kathode der 6B7 (HF-Demodulator und Vorstufe, Spannung etwa 10 Volt), mit dem anderen Ende an Masse und der Schleifer geht über 500 kOhm an die Regelspannung. In Richtung Masse gedreht, setzt der Empfang noch früher aus.

In den Bereichen, wo der Empfang funktioniert, ist er ganz ausgezeichnet. Vor allem die Trennschärfe ist für so ein Altertümchen erstaunlich gut.

Ich muß zugeben, ich bin mit meinem Latein am Ende. Was sagen die alten Hasen?

Ralf

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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2011 12:56 
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Hallo Ralf!

Bei belgischen Geräten passt vom Baujahr und von der Häufigkeit sehr gut die 42 (http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_42.html9) in die Endstufe. Hatte ich auch gerade erst bei einem Belgier.

Zu Deinem Abgleichproblem.

Kann es sein, das da noch Trimmer in Reihe zu den Spulen eingebaut sind? Also nicht parallel wie Du es kennst sondern eben in Reihe geschaltet bei den Spulen ohne Kerne (Serientrimmer)? Dies hat man früher gerne und notgedrungen gemacht, weil es noch keine passende Ferritkerne gab. Diese Trimmer werden wie der L-Abgleich behandelt.
Sollte der Gleichlauf sich nicht durch Abgleich angleichen lassen, bleibt noch den Dreko abzugleichen. Das ist aber fummlig.
Auch kann es noch Paddingkondensatoren geben beim Dreko.
All diese Trimmer verlieren gerne ihre Kapazität. Die keramischen eher als die üblichen Quetscher bei den frankophilen Geräten.
Das fällt mir so auf die Schnelle ein.

paulchen


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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2011 13:24 
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paulchen hat geschrieben:
Bei belgischen Geräten passt vom Baujahr und von der Häufigkeit sehr gut die 42 (http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_42.html9) in die Endstufe. Hatte ich auch gerade erst bei einem Belgier.


Die werde ich mir gleich einmal ansehen.

Nachtrag, 16.45 Uhr: Die paßt auch vom Sockel her.

Zitat:
Kann es sein, das da noch Trimmer in Reihe zu den Spulen eingebaut sind? Also nicht parallel wie Du es kennst sondern eben in Reihe geschaltet bei den Spulen ohne Kerne (Serientrimmer)? Dies hat man früher gerne und notgedrungen gemacht, weil es noch keine passende Ferritkerne gab. Diese Trimmer werden wie der L-Abgleich behandelt.


Das könnte die größeren Zusatztrimmer am Oszillatorkreis bei MW und LW sein. Allein, am Vor- und am Zwischenkreis sind nur die kleinen vorhanden.

Zitat:
Auch kann es noch Paddingkondensatoren geben beim Dreko. All diese Trimmer verlieren gerne ihre Kapazität. Die keramischen eher als die üblichen Quetscher bei den frankophilen Geräten.


Am Drehko selbst sind definitiv keine Trimmer, und es sind alles Quetscher.

Ralf

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Zuletzt geändert von fotoralf am Do Jun 02, 2011 15:55, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2011 13:31 
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Ich denke, bei einem solchen Gerät ist es ratsam (und für`s eigene Archiv auch überaus nützlich, die Schaltung aufzudröseln, und einen Schaltplan zu kritzeln.

Als erstes fallen einem natürlich die Trimmer ein, keine Frage. Paulchens Hinweise, klar, genau das waren die Schwachpunkte in diesen Oldies.

Ich habe beim Umbau eines SABA- Dreikreisers auch Schwingkreise neu aufbauen müssen, und dazu prüfen, ob die überhaupt da ankommen, wo sie sollen.
Das geht am besten mit Meßsender, Oszillograph und 2 Kondis, etw 1- 2 pf.
Einfach die HF oszillographisch darstellen, und die höchste (= Resonanz-) Amplitude suchen.

So kann man erst mal bestimmen, wo die einzelnen Schwingkreise liegen, und dann Fehler suchen, eben welcher Schwingkreis aus der Reihe tanzt.

Das mit dem Poti zur Regelspannung... einstellbare verzögerte Regelung ?
Verz. Regelung: Nicht zeitlich verzögert, sondern Abregelung ab einem Schwellwert.
Kenne ich so nicht, aber die haben das vielleicht wirklich gemacht.

Schaltplan aufdröseln ist mühselig- aber dann- sieht man plötzlich richtig Land.

Bild

Edi


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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2011 13:46 
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Hallo Ihr Drei.

Hier habe ich eine Schaltung aus der Zeit eingestellt.#
Besser als der Tod sagten die Bremer Stadtmusikanten.


http://www.weltklang-world.de/download/ ... /Oldie.pdf

johann


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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2011 14:11 
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Radiowerkstatt hat geschrieben:
Hier habe ich eine Schaltung aus der Zeit eingestellt.


Ja prima! Das deckt sich weitgehend mit dem, was ich hier vor mir habe. Wenn in den Spulen keine verstellbaren Kerne sind, haben wir genau die Situation wie bei meinem Gerät. Auch die Zusatztrimmer im Oszillatorkreis sind, wie in dem Schaltbild, vorhanden. Wie gleicht man sowas ab, wenn der Vorkreis am unteren Ende 20 kHz zu tief liegt...?

Wer hat eine Idee, warum auf allen Bereichen die Oszillatorspannung am unteren Ende in die Knie geht?

Ralf

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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2011 16:10 
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Kenntnisstand: **Zutreffendes Feld fehlt**
wenn die Spulen alle keine Kerne haben wird das L-C Verhältnis am Bandende ungünstig, zuwenig L für zuviel C.
Geringere Güte = kleinere Oszillatorspannung.

Den 20kHz Fehler könnte man durch Ändern bzw Einfügen von einem Verkürzungskondensator bessern.

nette Grüße
Martin


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BeitragVerfasst: Sa Jun 04, 2011 21:41 
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paulchen hat geschrieben:
Zu Deinem Abgleichproblem.

Kann es sein, das da noch Trimmer in Reihe zu den Spulen eingebaut sind? Also nicht parallel wie Du es kennst sondern eben in Reihe geschaltet bei den Spulen ohne Kerne (Serientrimmer)? Dies hat man früher gerne und notgedrungen gemacht, weil es noch keine passende Ferritkerne gab. Diese Trimmer werden wie der L-Abgleich behandelt.


Das war der entscheidende Hinweis. Ich habe mir das alles daraufhin noch einmal genau angesehen, und die bis daher so logisch erscheinende Anordnung war danach nicht mehr ganz so logisch, dafür aber schlüssig. :-)

Jetzt funktioniert er auf allen Bereichen wieder ganz ausgezeichnet und spielt so manches neuere Gerät lässig an die Wand. Erstaunlich bei einem Radio, das immerhin gut 75 Jahre alt ist. Noch erstaunlicher, wenn man bedenkt, daß der ganze Rundfunk gerade einmal ein Dutzend Jahre alt war. Der hat im Grunde alles schon gehabt und das, was dann noch kam, waren eigentlich nur Detailverbesserungen.

Ich habe jetzt auch wieder die originale 42 als Endröhre drin. Funktioniert tadellos. Jetzt machen wir noch die Skala neu, und dann kommt das Gehäuse dran.

Nochmals allerheftigsten Dank, Paulchen.

Ralf

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BeitragVerfasst: Sa Jun 04, 2011 21:57 
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Na das freut mich doch, daß so ein schönes Gerät wieder erklingt!

Ja, es ist schon erstaunlich, daß damals schon fast alles gewußt und gebaut werden konnte nach der kurzen Zeit der Rundfunkeinführung.

Ähnliches hatte Johann mal berichtet nach Einführung der HF Stereofonie. Die haben es eigentlich mit den Decodern gleich richtig gemacht am Anfang.

Viel Spaß mit dem Gerät!

paulchen


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