Unbekannter Netztrafo:
Für uns Oldie- Radio- Restaurateure: Wir haben oft eine mehrfach angezapfte Netzwicklung. Diese ist immer die unterste Lage, wenn dies irgendwie erkennbar ist (ich hab`s nie anders gesehen).
Im Zweifelsfalle sind die (ohmmäßig) am weitesten auseinanderliegenden 220 V. Isses 240 V- ist es ja kein Problem, da wir heute 230 V haben, meist etwas mehr.
Bei 220 V und 110 V haben wir 2 Wicklungen mit gleichen Gleichstrom- Widerstand. Eine übliche Anzapfungen wäre sonst noch 127 V.
Wenn wir obere, dicke Wicklungen als Heizwicklungen identifizieren können, kann man, wie Jean_Berlin angibt, diese mit Heizspannung 4 oder 6 V versorgen, und an Primär- und Anodenwicklung sollten dann in etwa die entsprechenden Spannungen liegen- zum Glück "funktioniert ein Trafo auch rückwärts"
Also unterster Draht, 110, 127, 220 und das obere Ende der untersten Wicklung 240 V wäre max. möglich.
Die Anodenwicklung ist für Zweiweg- Gleichrichtung auf jeden Fall wieder eine exakt mittelangezapfte Wicklung. Weitere Anzapfungen kommen nur sehr selten vor.
Bei Anzapfungen müssen nicht zwangsläufig 2 Drähte herausgeführt sein; Ich habe es während meiner Ausbildung Trafos wickeln müssen, und auf Weisung meiner Lehrmeister anders gelernt- verlöten an eine Litze als Herausführ- Draht (Litze = weniger Bruchgefahr).
Die Anodenspannungswicklungen haben meist 2 x 250 V oder höher- Netzspannung an diese Seite, hat man auf der anderen eite 200 V oder weniger- solche Anodenspannungen kommen nur in Geräten der 20er Jahre vor.
So kann man schon mal Netz- und Anodenwicklungen ermitteln.
Oldie Radio- Trafos haben also eine Wicklung mit max. 5 Anschlüssen (max. 3 Anzapfungen), und eine Anodenwicklung mit nur einer exakten Mittelanzapfung. Dann in der Regel 2 Heizwicklungen, manchmal 3.
Nur wenige Radios haben mehr.
Was geben die Wicklungen her ?
Wichtig sind auf alle Fälle die Anodenwicklungen, deren Dicke wir vielleicht nicht sehen können, weil an dickere Herausführ- Drähte gelötet.
Da hilft ein ein Wechselspannungs- Voltmeter (billige Baumarkt- "Sanduhr", Drehspul- Meßwerk, reicht), an der zu testenden Anoden- Wicklung aber nur an einer Hälfte). Das mißt erst mal die Leerlaufspannung... z. B. 270 V. Nun schnappen wir uns ein Wechselstrom- Milliamperemeter (billige Baumarkt- "Sanduhr" Drehspul- Meßwerk, reicht), und schalten dies in Reihe mit einem richtig fetten Drahtpoti 10 KOhm, oder einen der riesengroßen Keramik- Uralt- Drahtwiderstände mit Abgriff- dies auf 10 K gedreht und das an die Wicklung, parallel zum Voltmeter ("spannungsrichtige Messung"). Besser: Einen Hochlast- R 5 KOhm in Reihe mit 5 K- Drahtpoti und Milliamperemeter.
2 Meßgeräte sollten also schon vorhanden sein.
Genau genug beschrieben ? Ich habe z. Z. keinen Scanner.
Dann den Widerstandswert des Drahtpotis runterdrehen.
Üblich sind Anodenströme 50- 100 mA, letztere sollten an 270 V bei 2,7 K erreicht sein.
Aber langsam runterdrehen... wenn die Leerlaufspannung auf
87% abgesunken ist, das sind 235 V- und die Nominalspannung der Wicklung- lesen wir den Strom ab- das ist der Maximalstrom der Anodenwicklung.
Natürlich kann man auch an den auseinanderliegenden Enden der Anodenwicklung messen, aber 540 V... Ich würd's nicht tun.
Eigentlich geht mehr- dieser Wert ist bereits sicher gerechnet.
Hersteller geben für diese Trafogrößen 16-20 % Abfall der Spannung an, hier also 13%. Bei kleineren Trafos ist die Differenz sogar noch weitaus höher (Dünnere Wicklungen = größerer Innenwiderstand des Trafos).
Würde genauso mit der Heizwicklung gehen- aber diese Wickeldrähte sind meist so herausgeführt, und anhand der Dicke kann man den Strom aus Tabellen ablesen, z. B. diese, bei
Jogi
Die Größe des Netztrafo- Kernes gibt auch einen Hinweis auf die Gesamtleistung. Was alle Wicklungen zusammen leisten, kann die Leistung, die durch den die Kerngröße möglich ist, nicht überschreiten.
Siehe auch hier die Jogi- Tabellen.
Übliche Kerngrößen sind z. B. M85-102a, diese decken den Bereich 50-62 Watt und 100-120 Watt ab. (dazwischen gibt es aber auch 95mm- Kerne)Alle (Sekundär-) Wicklungsleistungen (jeweils Nennspannung x Nennstrom) zusammen müssen unter diesen Maximalwerten sein.
Auch hier ist bei Jogi ein Beispiel angegeben. (Edi: Schätzung- da fehlt bei Jogi die Angabe der Leerlaufleistung, die kan man aber mit 1-5 Watt annehmen).
Dies ist als grobe Schätzung zu betrachten. Im Zweifelsfalle lieber weniger Strom annehmen. Wie wenn Sie einen Reifen unbekannter Herkunft ohne Geschwindigkeitsangabe auf ein sehr schnelles Auto aufziehen- da sollte man die Autobahn- Richtgeschwindigkeit 130 wohl besser nicht überschreiten (gibt sogar Reifen für noch weniger, aber die sind als Arbeitstier- Reifen erkennbar...)
Das beste Kriterium ist die Erwärmung unter einigen Stunden der ermittelten Nominallast.
Es wurden hier allerdings Geräte vorgestellt, dessen Trafos schon heftig heiß liefen (60° C)... ich denke, bis 50° wäre zumutbar.
Hilft auf jeden Fall, wenn man schonmal eine untere Wicklung als Netzwicklung, darüberliegende als übliche Röhren- Heizwicklungen identifizieren kann.
Unbekannte Trafos mit vom Üblichen abweichenden Wicklungen, Unmengen von Anzapfungen, vom üblichen abweichenden Spannungen, usw. sind wahrscheinlich nicht aus Radios- und würde ich wahrscheinlich nicht verwenden.
Edi