Hallo Jörg,
Binser hat geschrieben:
Um weitere Anpassungen vornehmen zu können, möchte ich die Eingangskapaziät des Verstärkers wissen, bzw. berechnen. Diese wird ja vermutlich nur nach dem Miller-Effekt gebildet.
Nun liegt das Problem in der Betrachtung der Verstärkung über zwei Stufen hinweg, ....
...jein.
Deine Überlegungen würden in etwa für nicht gegengekoppelte Verstärkerstufen gelten. Im TA-Vorverstärker gibt es jedoch eine (frequenzabhängige) Gegenkopplung, die speziell bei den höheren Frequenzen sehr stark ist. Also dort, wo eine Eingangsparallelkapazität wirken soll. Die starke Gegenkopplung verringert den Millereffekt auf einen Wert, der in diesem Zusammenhang wahrscheinlich vernachlässigbar ist. Man kann das im Prinzip berechnen, die Berechnung 'von Hand' ist aber sehr umständlich. Schneller würde es mit einem Schaltungssimulationsprogramm gehen. Falls Du ein solches beherrscht, würde ich dazu raten.
D.h. als Eingangskapazität könntest Du die übliche Verdrahtungskapazität annehmen von wenigen 10pF.
Aber Dein Problem wird wahrscheinlich auch durch die genaueste Berechnung der Eingangskapazität nicht gelöst.
Bedenke:
der Frequenzgang der 'im Kopf' wahrgenommen wird, ergibt sich aus der Überlagerung von einem halben Dutzend verschiedener Frequenzgänge.
Zunächst ist da Dein subjektiver Frequenzgang, bestimmt durch Hörgewohnheiten und -vorlieben und nicht zuletzt durch Deinen persönlichen Gehörfrequenzgang. (Furchtlose können den beim HNO-Arzt ermitteln lassen.)
Dann gibt es den Frequenzgang der jeweiligen Aufnahme, der vom Tonmeister zu verantworten ist.
Dann gibt es den Frequenzgang des TA + Abschlußbeschaltung.
Dann den Frequenzgang des Vorverstärkers + Endverstärker.
Schließlich den Frequenzgang Deines Lautsprechers, beeinflußt durch die spezielle Akustik Deines Hörraums.
'Beulen' in jedem dieser Frequenzgänge können sich addieren oder kompensieren. (Murphy sagt, sie addieren sich.) Es ist jedenfalls sehr unwahrscheinlich, daß man durch Drehen an einer einzigen Schraube (Eingangskapazität) einen gewünschten Frequenzgang erreicht.
Abhilfe, die mir gerade einfällt wäre
a) wie offenbar schon geschehen, kapazitätsarme Verdrahtung, eventuell Einbau eines separaten Vorverstärkers in den Plattenspieler und weitere Versuche mit anderen z.B. steckbaren Parallelkapazitäten.
b) die Verwendung eines TA-Systems, das nicht so stark auf die Wirkung einer zusätzlichen Eingangskapazität angewiesen ist. Meist wohl Systeme mit relativ niedriger Induktivität. Praktisch alle MC-Systeme zählen hierzu. Wohl auch sog. high-output-MC-Systeme.
c) die Verwendung einer Testschallplatte und eines geeigneten Equalizers, mit dem man den Überalles-Frequenzgang auf größtmöglichen Gefallen hinbiegt.
Testschallplatten werden heute m.W. nicht mehr hergestellt.
Theoretisch ließe sich eine Testschallplatte durch einen kleinen Widerstand (z.B. 10 Ohm) ersetzen, Dieser Widerstand wird dann in die gemeisame Masseleitung des TA-Systems eingeschleift und sollte Teil eines Spannungsteilers sein mit einem 'oberen' Widerstand von z.B. 1kOhm. Über den Spannungsteiler wird ein Signal aus einem Tongenerator mit bekanntem Frequenzgang eingespeist. Am Ausgang der gesamten Verstärkerkette kann dann der Überalles-Frequenzgang bis zum Lautsprecher kontrolliert werden.
Das wäre - wie gesagt - eine theoretische Möglichkeit für Tüftler. Ich selber habe so etwas noch nicht probiert.
Gruß
Heinz