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Dampfradioforum • Thema anzeigen - Grundig TK245 Automatik geschenkt bekommen

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BeitragVerfasst: Sa Mai 05, 2018 12:27 
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Hallo zusammen,
ich habe vor einigen Tagen ein Tonbandgerät Grundig TK 245 Automatik geschenkt bekommen.
Das Gerät ist optisch gut erhalten und hat auch immer trocken gestanden. Auch ist das Gerät innen kaum verstaubt. Alle Regler und Knöpfe sind vorhanden und es ist nichts abgebrochen. Das Gerät stammt von ca. 1967 und ist wider Erwarten noch mit Röhren bestückt.

Nach erster Inbetriebnahme musste ich mit 15cm Spulen folgendes feststellen:

A: Der schnelle Rücklauf hat Probleme das Band bis zum Ende zurück zu spulen. Mit 18cm Spulen wird es hier sicher noch problematischer. Ich habe mit abgenommenen Gehäusedeckel getestet und gesehen, dass die Gummirolle an der Motorwelle nicht ausreichend greift. Der lange Geweberiemen scheint in Ordnung zu sein.

B: Der schnelle Vorlauf funktioniert nicht. Der rechte Wickelteller wird nicht nach rechts geschoben und somit wird der Geweberiemen auch nicht gespannt.

C: Der Gerät hat bereits dann hohe Laufgeräusche, wenn nach dem Einschalten nur die Capstanwelle dreht. Evtl. müssen hier sämtliche Lager gereinigt werden. Bei hoher Drehzahl (für 19cm/sec) sind die Geräusche indiskutabel. Bei Wiedergabe wird es dann noch lauter.

D: Die Wiedergabe ist indiskutabel. Aufgrund starken Ruckeln des rechten Wickeltellers und ungleichmäßigen Bandlaufs aufgrund zu großen Schlupfes an der Andruckrolle ist nur ein Jaulen hörbar. Der Verstärker scheint zu funktionieren.

E: Bei Betätigung der Pausentaste läuft das Band weiter.

Ich gehe davon aus, dass ich die Gerätemechanik in weiten Teilen zerlegen, reinigen und an relevanten Stellen neu schmieren muss. Die Andruckrolle und evtl. weitere Gummiräder scheinen ausgehärtet zu sein. Ich muss mir jetzt überlegen ob es Sinn macht, hier Arbeit zu * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* oder ob das Gerät nur zu meiner Sammlung dazugestellt werden soll. In den Fingern juckt es aber schon.
Neue Andruckrollen kann man zwar bekommen. Allerdings sind mir die Preise zu hoch.

Das TK 245 scheint ein eher einfaches Modell von Grundig zu sein.
Diese Einmotorenkonstruktion ist schon verrückt. Ich kann mir kaum vorstellen, daß ein weitaus einfacher zu konstruierendes Dreimotorenlaufwerk in der Entwicklung und Fertigung teurer gekommen wäre. Aber man hat es sicher durchkalkuliert und sich dann für dieses fragwürdige Antriebskonzept entschieden.

Kennt hier jemand das Gerät ?

Gruß Johannes


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BeitragVerfasst: Sa Mai 05, 2018 17:45 
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Hallo, Johannes,

Dieses Antriebskonzept hat sich millionenfach bewährt, der Großteil der Grundig Tonbandgeräte waren mit solchen Einmotorlaufwerken ausgerüstet.

Auch andere Firmen haben mit Einmotorlaufwerken gearbeitet.

Bei der Betrachtung ob ein Dreimotorenlaufwerk günstiger gewesen wäre muß man immer bedenken, das es damals nur Gleichstrommotore mit Kohlebürsten ( das hätte im Verstärker einen Störgeräusch verursacht ) oder Asynchronmotore gab. Und ein paar Zwischenräder und Riemen sind allemal billiger, als 2 zusätzliche Motoren.

Das ein solches Laufwerk heute, beim 5-fachen seiner ursprünglich gedachten Lebensdauer, servicebedürftig ist, sollte nicht verwundern.

Wenn aber die Lager gereinigt und gefettet, die Riemen erneuert, und die Zwischenräder rund sind, sollte es auch wieder gut laufen.

VG Henning

_________________
Schlau ist, wer weiss, wo er nachlesen kann, was er nicht weiss
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BeitragVerfasst: So Mai 06, 2018 5:30 
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Hallo Johannes,

das 245 war 1967 obere Mittelklasse, es kostete etwa 650 Mark. Selbstverständlich ist es ein Einmotorengerät, Dreimotor gab es nur in der internationalen Spitzenklasse und bei Studiogeräten, das waren sozusagen die Achtzylinder.

Leider ist diese Serie (das sind die Typen TK 220, 240, 241, 245, 247) hinsichtlich der Mechanik ganz mies, besonders verglichen mit der damaligen Standardklasse (TK 120, 125, 140, 145) und besonders den sehr robusten Geräten der zeitgleichen Luxusklasse (TK/TS/TM 320/340/321/341).

Typische Fehler: sehr zähes Umspulen, ungleichmäßiger Aufwickelbandzug, Drehzahlabfall des Capstan besonders bei 19cm/s, erhebliche Geräuschentwicklung (Schiffsdiesel). Vieles krankt an verhärteten Reibrädern, die nirgendwo mehr zu kriegen sind. Alles ist unterdimensioniert, sogar der Motor.

Du kannst dich gerne daran versuchen, mein Rat (jahrzehntelange Erfahrung): Lass es sein.

Gruß
Stefan


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BeitragVerfasst: So Mai 06, 2018 9:18 
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Hallo Johannes,
meine Vorschreiber haben wohl schon alles Wichtige aufgeführt. Du könntest Dich aber mal hier anmelden: http://forum2.magnetofon.de/index.php?f ... ID=1009756
Ich meine, da ist auch jemand aktiv, der sich speziell mit der Geräteserie befasst hat. Vielleicht hat der auch noch Tipps und Teile.
Ansonsten würde ich die Geräteserie TK 40,41,42,46,47 auch noch positiv erwähnen. Die sind auch sehr robust.
Habe erst vor wenigen Jahren so ein TK 40 für ganz kleines Geld vom Flohmarkt bekommen. Läuft ungewartet prima und ich kann bei Bedarf mal alte 4-Spur-Bänder abhören. Leider nur in Mono. :hello:

_________________
Viele Grüße

Frank


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BeitragVerfasst: So Mai 06, 2018 14:16 
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Beiträge: 277
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Die Konstruktion der hier angefragten Serie macht in der Tat einen schwindligen Eindruck, der jedoch täuscht. Wenn die Gummiräder alle (!) in Ordnung w ä r e n, ist die Mechanik nicht kaputt zu kriegen. Ich denke, wenn man keinen speziellen Bezug zu eben dieser Grundig-Serie hat, macht es wenig Sinn, das Gerät wieder aufzubauen, denn alle Basteleien und das herumbiegen an irgendwelchen Blechlappen oder Federzüge zu verändern, damit das Gerät mit den alten, verhärteten Gummirädern wieder halbwegs läuft, sind vergebliche Liebesmüh.

Und die Aussicht, ein Gerät mit noch guten Gummiteilen zu ergattern, tendieren gegen Null. Leider, denn rein optisch hat Grundig meiner Ansicht nach da ein wirklich schönes Tonbandgerät mit verblüffend guter Tonqualität gebaut. Die so oft gepriesene 40er- oder300er-Serie halte ich für wenig gelungen. Bei den großen Stereo-Geräten stimmen die Proportionen nicht und die Mono-40er haben einen mit ihrem quäkenden Lautsprecherchen einen unterirdischen "Sound".

Also, wie so oft bei Grundig, Licht und Schatten, meint

Thomas


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BeitragVerfasst: So Mai 06, 2018 21:15 
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Registriert: Di Okt 15, 2013 20:16
Beiträge: 184
Hallo zusammen,
erstmal vielen Dank für eure ausführlichen Antworten.
Meine Erkenntnis aus euren Antworten ist, daß das wohl ein eher problematisches Gerät aus dem Hause Grundig gewesen ist. Interessant oder eher amüsant ist die Konstruktion mit den beweglichen Wickeltellern für schnellen Rück- bzw. Vorlauf.

Wie gesagt, ich habe das Gerät geschenkt bekommen. Auch wenn es nicht funktioniert wäre es doch schade gewesen, wenn es auf den Müll gelandet wäre. Und schließlich fehlte in meiner Sammlung bisher ein Röhrentonbandgerät. Ich werde jetzt erstmal das Gerät so lassen wie es ist und zu meiner Sammlung dazustellen.

Optisch gefälliger finde ich eher die älteren TK46/47 oder auch die späteren TK320/340 Geräte.
Sind die von der Laufwerkskonstruktion auch so fragwürdig ?
Bei den TK 46/47 habe ich irgendwo was von Zinnpest gelesen. Also besser Finger weg ?

Grundig war der größte Tonbandgerätehersteller der damaligen Zeit und hat nur auf die Einmoterentechnik gesetzt. Revox hat mit den x36 Geräten doch gezeigt wie es richtig geht. Natürlich waren die teurer aber Grundig hätte eine vergleichbare Technik sicherlich aufgrund der höheren Stückzahl preiswerter anbieten können.

Philips hat es Anfang der 70er doch auch gezeigt. Ich habe bei meinen Eltern noch ein altes Philips von ca. 1974 stehen. Das ist ein eher einfaches Gerät mit der vorteilhaften Dreimotorentechnik.

Ich kann mir kaum vorstellen, daß diese Einmotorenlaufwerke jemals zufriedenstellend funktionieren konnten. Befriedigender Gleichlauf, Geräusch- und Verschleißarmut hat es wahrscheinlich nie gegeben.
Oder hatte man schon damals sowas wie "geplante Obsoleszenz" im Sinn ?

Auch der Tonbandgerätespezialist Uher hat überwiegend Einmotorenlaufwerke produziert. Optisch finde ich Uher durchaus interessant.

Johannes


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BeitragVerfasst: Mo Mai 07, 2018 9:00 
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Beiträge: 798
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Hallo Johannes,

deine Abneigung vor Einmotorgeräten ist unbegründet. Wenn sie solide konstruiert sind (ja, das ist die Einschränkung), können sie auch sehr langlebig und gut sein. Die von dir erwähnte 40er Serie (und die weitgehend baugleichen Nachfolger TK/TS/TM 320/340/321/341) von Grundig ist das beste Beispiel, die hatten hervorragende Gleichlaufwerte (0,1% bei 19, 0,12% bei 9,5), die sie auch im hohen Alter weitgehend einhalten, erträgliche Umspulzeiten mit sehr gutem Durchzug, nur einen einzigen Antriebsriemen der noch dazu sehr robust ist und meist noch heute nicht wechselbedürftig ist. Mit einem Wort, es sind grundsolide Geräte.
Einschränkung für den Sammler heute ist tatsächlich das Zinkpest- (nicht Zinnpest) Problem, das aber nur bis Baujahr Mitte 1963 an vier Einzelteilen auftritt (die 40er liefen 1961-65; die 300er (1965-69) sind nie betroffen). Näheres auf Anfrage.

Grundig hat bis 1976 (also bis die Tonbandära weitgehend durch war) nur Einmotorer gebaut und befand sich damit in bester Gesellschaft (Uher, Telefunken). Einzig Nordmende und Braun haben diesseits der professionellen Klasse Dreimotorengeräte gebaut. Die Nordmende (8001, 8002) kosteten 1968 1000 Mark und waren kein sonderlicher Erfolg, die Braun-Geräte zur gleichen 2400,- (TG 60) bis 1795,- (TG 1000).

Das Revox G36 ksotete (ab Produktion in D) 1395 Mark.

So, und die Grundig 300er-Serie 1968 je nach Ausstattung 620 bis 890 DM. Du merkst den Unterschied?

Wir reden über eine Zeit, als 1200 Mark ein Monats-Brutto waren.

Motoren waren damals eben teuer. Und nicht zu vergessen, bei einem Dreimotorengerät kam für den Hersteller eine Lizenzabgabe an AEG (Patentinhaber) hinzu.

Gruß
Stefan

@ Thomas: Bist du TK 240-Thomas?


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BeitragVerfasst: Mo Mai 07, 2018 11:38 
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Zitat:
Einzig Nordmende und Braun haben diesseits der professionellen Klasse Dreimotorengeräte gebaut.


Kann ich nicht ganz zustimmen, die Firma "Eben" aus Dachau hat auch 3 Motorer gebaut und zudem für einen ziemlich moderaten Preis über Quelle vertrieben.

http://www.dampfradioforum.de/viewtopic ... 31&t=26334

Gruss Torsten

_________________
Ein Phasenprüfer ist so nützlich wie ein Lutscher der nach Kacke schmeckt.


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BeitragVerfasst: Mo Mai 07, 2018 15:30 
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Moin,

Thorsten, das Laufwerk des Quelle-Koffers kommt übrigens aus England (Reps oder Collaro), Eben hat nur die Elektronik hergestellt. Einen Nachfolger MK 3335 mit einem Truevox-Laufwerk gab es auch noch, die Elektronik war wiederum von Eben.

Stefan, Du hast bei den Dreimotorern noch Telefunken vergessen. Anfang der 60er gab es dort das M 24 in verschiedenen Ausführungen, aber leider immer nur in Mono. Ansonsten meine volle Zustimmung, besonders zum TK 40/300 :bier: .

Die Nordmende-Geräte 8001 ff. finde ich gar nicht so übel, und so selten sind sie hier im Nordwesten bzw. im erweiterten Bremer Umkreis auch nicht. Ca. 1.000,- DM hätte ich auch als Neupreis geschätzt, habe aber leider bisher keine Angaben gefunden. Bei Nordmende fehlt bei den Bandgeräten einfach der rote Faden, zwischen „Titan“ (auch drei Motoren) um 1960 und den 8000ern ab 1967 gab es nur einfache Geräte. Da hat man sich auf dem Markt keinen Stand erarbeiten können.

Uher hat durch die Bank immer gute und robuste Geräte gebaut. Philips Drei-Motoren-Konzept mit den kleinen Motörchen war auch schlau gedacht, man merkt bei den Geräten aber den Rotstift noch mehr als anderswo.

_________________
Grüße,

Bernd


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BeitragVerfasst: Mo Mai 07, 2018 21:35 
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Schade, daß man bei den TK320/340 Modellen die Wickelteller nicht weiter außen platziert hat.
Dann hätten größere Spulen draufgepasst und die Maschine hätte optisch noch mehr hergemacht.
Die späteren TS600 und 845 finde ich optisch auch ganz ansprechend und auch hier hätten sich größere Spulen gut in Szene gesetzt.

Revox brachte 1967 die A77 auf dem Markt. Die kostete allerdings auch ca.1500DM zu der Zeit.

Dann kam Braun 1970 mit der optisch gelungenen TG-1000. Preis = ??

Philips kam 1971 mit der N4450 auf dem Markt, welche für große Spulen ausgelegt war.
Ganz nebenbei hatte die Maschine Autoreverse (6 Tonköpfe) und Hinterbandkontrolle. Auch eine Zeitschaltuhr war eingebaut. Der Preis lag aber wohl jenseits von gut und böse. Ich habe irgendwo was von über 2000DM gelesen; also teurer als Revox.

Bei Philips wurde aber viel Kunststoff verbaut. Zumindest ist das bei meiner dreimotorigen N4416 so. Die habe ich in den 90ern mal für kleines Geld gekauft und ihr neue Riemen spendiert. Danach lief lange sie einwandfrei. Irgendwann kam dann eine Revox B77 und die Philips hatte ausgedient. Ich muß mal bei Gelegenheit schauen ob sie die Zeit bei Eltern überlebt hat.
Unterhalb der 4416 gab es noch als Einstiegsgerät die 4414, welche ebenfalls ein Dreimotorenlaufwerk hatte.

Eigentlich hätte Grundig als größter Tonbandgerätehersteller auch in der Spitzenklasse mitmischen müssen. Das ist gut fürs Image.


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BeitragVerfasst: Di Mai 08, 2018 5:38 
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Moin Johannes,

Grundigs Ziel als größter Tonbandgerätehersteller war eben, den größten Umsatz zu erwirtschaften und nicht das beste Tonbandgerät aller Zeiten zu konstruieren. Wenn man dann sieht, wieviel Geräte alleine heute noch aus der 40/300er Serie im Umlauf sind hat Max schon alles richtig gemacht, zumindest in den 1960ern. Zu diesen Zeiten nahmen die Leute mit 9,5 cm/s auf und hatten so auf einem 18er Band 90 oder 120 Aufnahmezeit pro Seite, das hat für die meisten gereicht und die Bänder kosteten schließlich auch gutes Geld.

Schau' mal bei Gelegenheit in ein TK 3xx hinein, das Chassis ist immer noch das Gleiche wie in den älteren, kleineren TK 4x in Monoausführung. Wenn sich so etwas gut verkauft melkt man die Kuh bzw. die "Cash-Cow". Grundig hielt angeblich nichts von der A 77 und auch nichts von der Uher Royal de luxe, er soll Willi Studer oder Baron Hornstein von Uher sogar den Ruin ihrer Firma vorausgesagt haben. Nachdem diese Geräte allerdings erfolgreich waren und sich zeigte, dass auch Max G. einmal irren kann hat Grundig allerdings wirklich versäumt, so ab 1970 auch an der Spitze mitzumischen. Gekonnt hätte man es sicher, die neue 200er Serie war dagegen ein Schritt zurück ins Mittelmaß.

Noch weniger verstehe ich aber die Situation bei Telefunken. Das bereits erwähnte M 24 war ein Spitzengerät und bewährt, das wäre in Stereo ein ernsthafter Revox-Konkurrent geworden. Aber auch hier werden die Zahlen das letzte Wort gehabt haben.

Philips Idee mit den drei kleinen Motoren + elektronischer Steuerung finde ich grundsätzlich nicht schlecht, aber die Geräte als Ganzes sind mir zu sparsam konstruiert. Das RK 66 gefällt mir von den Philips Kleinspulern da noch am besten, da haben sie einmal gezeigt dass sie auch etwas robustes bauen können.

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Grüße,

Bernd


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BeitragVerfasst: Di Mai 08, 2018 8:04 
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Richtig. Meine Aufzählung bezog sich auf die Zeit des TK 245, also auf die 60er Jahre.

Ich habe auch bewusst das Saba 600SH verschwiegen, das mit 1998,- Festpreis ja noch viel teurer als Revox war.

Ebenfalls nicht dazu gehört das Magnetophon 24, (das schon Anfang der 60er Jahre knapp 2000 DM kostete), denn es ist kein Amateur- bzw. Heimtonbandgerät, sondern gehörte zur Klasse der Kleinstudiogeräte. Die 24er wurden überwiegend professionell eingesetzt. Eine Stereoversion hat es nicht mehr gegeben, denn schon das Monomodell 24 entsprach umsatzmäßig deutlich nicht den Erwartungen. Es wurde übrigens nicht wie damals die Heimgeräte M65-98 in Berlin gefertigt, sondern im Wedeler Werk für Studiomaschinen. Als die Produktion 1962 von Wedel nach Konstanz umzog, lief das 24 aus. Eine Konzkurrenz zum Revox war es nicht und auch eine Stereoversion wäre dies nicht gewesen - beachte den Preisunterschied - Anfang der 60er etwa 1500 DM für das Revox E 36, eine Stereoversion des M24 hätte sicherlich mindestens 2500 Mark gekostet.


@ bitrisc: Braun TG 1000, Preis 1970: 1795,-


Gruß
Stefan


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BeitragVerfasst: Di Mai 08, 2018 18:47 
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Danke für die Hintergründe zum M 24. Die Gedanken kamen mir halt auf, da das M 24 ganz normal in den Katalogen mit den Heimgeräten stand und nicht in irgendwelchen Sonderprospekten. Zudem kenne ich jemanden, der sich Anfang der 60er als junger Mann mit Durchschnittseinkommen tatsächlich so etwas geleistet hat, und nur zum privaten Gebrauch (auch wenn das in diesem Fall schon über das normale Maß hinausging). Er hätte ja auch ein Revox nehmen können, aber weitere Details weiß ich dazu nicht.

Wenn man überlegt, was man alles aus einem einmotorigen Laufwerk machen kann fällt mir noch das Saba TK 75 von 1957 ein: Ein zentraler Motor treibt über Riemen Capstan und Spulenteller an, alle Lauwerksfunktionen werden elektronisch mit beleuchteten Tipptasten gesteuert. Dazu noch Autoreverse und ebenfalls elektrische Umschaltung der Geschwindigkeit. Bis auf die vielen Kontakte gibt es hier eigentlich keine Schwachstellen, das Gerät ist sehr leicht zu bedienen, kein Vergleich mit einem AEG KL 35 oder Grundig TK 8 aus der Zeit. Es hatte natürlich auch seinen stolzen Preis und war zur Einführung der Stereophonie und Vierspurtechnik nicht mehr zu halten, auch eine abgespeckte Version gab es nicht.

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Bernd


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BeitragVerfasst: Di Mai 08, 2018 21:00 
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Zugegeben für ein gutes Tonbandgerät musste man ordentlich zahlen.
Aber:
Farbfernseher waren zur Zeit der Bandmaschinen wohl noch teurer und wurden durchaus nachgefragt.
Es gab sicherlich im Vergleich zu heute eine höhere Bereitschaft für gute Audiotechnik mehr Geld auszugeben. Die Japaner haben es erkannt und einige Jahre später HIFI-Geräte auf dem Markt gebracht, welche preislich oberhalb der deutschen Spitzenprodukte lagen. Da tauchten dann Namen wie Sansui, Kenwood, Nakamichi usw. auf und alle konnten sich erfolgreich etablieren.

Grundig und Co. haben sicherlich vieles gut gemacht; auf dem HIFI-Sektor haben sie aber ab Anfang der 70er ein wenig die Zeichen der Zeit verpaßt. Evtl. gab es mal ein bis zwei gute Modelle (meistens Steuergeräte) im jeweils aktuellen Katalog; das war es dann aber auch schon.

Ist hier schon erkennbar, daß die Talfahrt der deutschen Elektronikbranche bereits Anfang der 70er begonnen hat ?

Es ist auch denkbar, daß die HIFI Sparte bei den deutschen Herstellern von der Priorität keinen hohen Stellenwert hatte und man sich mehr auf Fernseher und Kleingeräte konzentrierte.

Erfreuliche Ausnahme bei HIFI:
Dual war sehr erfolgreich und hatte auch in den 70ern quasi eine Monopolstellung bei den Plattenspielern. Auch heute haben die mittlerweile betagten Geräte noch einen legendären Ruf und werden gut auf dem Gebrauchtmarkt gehandelt. Gute Cassettendecks und Verstärker gab es auch von Dual.
Aber Dual war in den 70ern ein rein auf HIFI spezialisierter Großserienhersteller aus Deutschland. Da kenne ich kein zweites Beispiel. (im Gegensatz zu den Japanern mit ihren zahlreichen HIFI Schmieden)

Ich werde mal Ausschau nach einer TK/TS 320-341 halten. Leider werden bei Ebay und Co. mittlerweile auch recht hohe Preise verlangt. Da muss ich mal schauen bis mir ein gutes und günstiges Exemplar über den Weg läuft. Auch wenn es solide Geräte sind ist sicherlich das ein oder andere zu tun. Die Andruckrolle wird wahrscheinlich erneuert werden müssen.

Und noch eine Frage zum TK-245:
Wie kann ich die Wickelteller (mit Kupplungen) abnehmen ?
Dazu steht leider nichts im Service Manual.
Wahrscheinlich ist es so einfach, dass ich nicht selbst darauf komme.

Johannes


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BeitragVerfasst: Mi Mai 09, 2018 5:29 
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Moin Johannes,

ebay kann man mittlerweile vergessen, und auch das Transportrisiko ist bei solchen großen Kisten wie den TK 3xx auch nicht ohne. Besser sind da wieder die Flohmärkte oder (online-)Kleinanzeigen, da ist mit etwas Geduld sicher irgendwann etwas dabei, man kann das Gerät in Ruhe ansehen, evtl. ausprobieren und handeln. Es gibt ja zahlreiche Varianten dieser Serie und es tauchen immer noch genug Angebote auf. Vor drei Jahren habe ich z. B. ein TK 320 im Tausch gegen ein Röhrenradio bekommen.

Andererseits bist du mit einer B 77 und dem Philips schon gut ausgerüstet. Dann noch als Röhrengerät den Grundig TK 245 "zum Anschauen" - da würde ich weitere Anschaffungen sehr ruhig angehen.

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Grüße,

Bernd


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