Hallo Röhrenfreunde,
ich habe was neues in meiner Sammlung und ganz ehrlich ist es mein Lieblingsstück geworden, wes wegen fragt ihr euch?, Dann lest weiter
Zur kurzen Geschichte wie das gute Stück den Weg in meine Wohnung fand (Nein nicht mit dem Auto):
Vieleicht könnt ihr euch noch an meinen Zeitungsartikel erinnern, wenn nicht dann
HierEin guter Mann etwa Anfang 80 rief mich damals mal an und fragte nach ob ich interesse an einem Tonbandgerät habe. Ich hatte das aber später aus den Augen verloren und das ganze verlief sich im Sande. Nunja im Februar diesen Jahres rief der nette Mann wieder an, die Telefonnummer hatte er von meinem Bruder. Er sprach mir aufs Band und sagte wieder das er ein Tonband zum verschenken habe.
Wie ihr wisst war ich zu diesem Zeitpunkt im Krankenhaus und kämpfte gegen die MS. Habe dann später den ARB abgefragt und genau zu diesem Zeitpunkt rief er wieder an und wir haben etwas geplaudert.
Als ich ihm sagte das ich das gute Stück wegen Führerscheinmangel nicht abholen kann würde er es sogar vorbeibringen. OK wir haben dann einen Termin ausgemacht und Montag Vormittag gewählt (Das ganze ist jetzt 3 Wochen her). Als er dann erschien kamen wir gleich ins Gespräch über meine Krankheit und über das Gerät. Er erzählt mir ganz stolz wie er das Teil 1958 gekauft hätte und damals 900DM auf Raten abbezahlt hat. Es war sein einzigster Ratenkauf und er würde auch nie wieder einen machen
Er überreichte mir dann eine Plasiktüte mit einer Original 18cm Magnetophonspule und sämtlichen Unterlagen zum Gerät (Bedienung, Schaltplan, Umbauhinweise bei Radiogeräte und die Tonkopfeinmessung). Das Gerät selber war defekt lt. seiner Aussage, es würde kein Ton mehr rauskommen aber Spulen usw. würde noch klappen.
Als er sich dann nach einer Stunde verabschiedete gab er mir seine Telefonummer und sagte dazu das ich gerne anrufen kann und wenn ich mal rauswolle würde er mich sogar abholen. Er würde mir dann bei sich zuhause Kaffee und Kuchen machen
Zum Gerät:
Es ist ein AEG
Magnetophon 85 in einem Hochglanz Nussbaumgehäuse. Das ganze Gerät ist elfenbeinfabig und besitzt keinerlei Verstärker. Das finde ich ganz praktisch das es sowieso an eine Radio/Stereoanlage kommt.
Erste Bestandaufnahme außen ergaben nur ein wenig Schmuddel und minimale Gebrauchsspuren der Zeit sonst alles wunderbar. Im Inneren sah es etwas anders aus: Staub, Staub und nochmals Staub, ein zebröselter Schaumstoffring am Motor, defekter Antriebsriemen fürs Zählwerk und jede Menge Tropydur von WIMA + EROFOIL JUHU
Es ging erstmal an die Kondensatoren: Die Wima´s waren alle dran, einer hatte nen vollen kurzen, und wo saß der? Genau am Ausgang an der DIN Buchse. Die Elkos waren auch völlig hinüber, bei einem war die Gummidichtung schon rausgedrückt.
Die Erofoil (Dazu später mehr) und die Siebelkos habe ich drin gelassen. Habe das ganze Teil dann mal an Netz und den Schalter betätigt. Der Motor lief los und die EM71 kam langsam zum leuchten. Hab dann ein altes Tonband draufgehauen und das Gerät ans Mischpult geklemmt (Hab mir nen DIN 3Pol auf 5 Pol gebaut). Habe dann die Wiedergabe gedrückt es kam etwas raus, aber sehr dumpf und leise. Spulen ging eingeschränkt wenn die Spulen fast am Ende waren wurde es immer langsamer und stand irgendwann. Da AEG (Telefunken Teil) aber so schlau war und die Antriebsriemen zum nachspannen entworfen hat habe ich das gemacht. Voher habe ich alles gereinigt, danach lief alles gut bis nach einer weile was an zu quietschen fing. Darauf habe ich alles was sich dreht abgebaut und gereinigt und geschmiert. Der Motor wurde auch zerlegt und gereinigt und da wurde mir klar warum einige davon sterben mussten:
Die guten von AEG haben da ein Thermoschalter eingebaut der bei Überhitzung abschalten soll, ist ja auch ansich eine tolle Sache wenn da nicht der Schaumstoffring gewesen wäre! Dieser Ring sitzt am Boden des Gehäuses, darüber bezieht der Motor Frischluft über ein Loch. Der Ring zerbröselt und die Lamellen des Lüfterrades setzen sich zu. Wenn dann auch noch der Thermoschalter blockiert ist....
Habe dann den Ring weggesaugt und den Motor komplett gereinigt und den Schalter einige male betätigt = Läuft
Aber Achtung beim abnehmen der Wickelteller

In den Tellern sind 2 Messinglager + ein Zentrierplastik, und genau dieses Plastik fällt beim abnehmen in den Wickelteller...
Damit bekommt ihr die Teller nicht mehr drauf und sie schleifen... Man kann die Wickler auch nicht aufmachen ohne sie zu beschädigen. Das schlimme daran ist das durch das alte Fett darin die Buchse immer wegrutscht beim Versuch sie zu richten (Dünner Schraubendreher von Unten durch die Lager).
Ich habe nachher aufgehört mich aufzuregen und meine Tabletten zur beruhigung genommen
Habe folgenes gemacht und es hat zum Erfolg gebracht: Die Lager und Wickelteller von Innen ordentlich entfetten (Reinigungsbenzin) und ausblasen. Danach die Teller halten als wenn diese eingebaut wären und ein wenige schütteln bis die Lager passen. Bloß nicht umdrehen zum nachsehen immer ganz vorsichtig versuchen ob sie passen. Als das geschafft war lief der Antrieb tadellos
Wiedergabe und Spulen damit gut, habe dann aufgenommen und festgestellt das DIN und Cinch ganz andere Pegel haben. Bei Aufnahme verzerrt es grässlich, habe eine 470KOhm Widerstand in den DIN Stecker für Aufnahme gebrutzel. Damit sollte das Problem beseitig sein, war zwar besser aber immer noch kratzig
Daraufhin habe ich alle Röhren mal geprüft und eine verbrauchte ECC83 festellen können (Verstärker für Wiedergabe). Nach dem diese getauscht wurde hatte ich wieder ein bisschen besseren Klang aber nicht 100%.
Habe mir ein neues Tonband bestellt, damit war zwar das Höhenproblem weg aber immer noch verzerrt. Mit dem Multimeter bewaffnet habe ich die Spannungen mit dem Schaltplan nachgemessen. Hatte überall min 10% zuviel, hab dann die Trafoanzapfung auf 240V gestellt und die gebrückte Netzsicherung getauscht. Danach war der Klang ausgezeichnet. Leider knallte es immer am Ausgnag wenn ich auf Stop oder Wiedergabe drückte und dazu kommen wir jetzt:
Ich hatte die Erofoil Kondensatoren drin gelassen weil ich dachte die wären soweit OK (Sind ja vergossen) tja wie sich heraustellte hatte diese teilweise über 100% höhere Kappazität erreicht. Habe sie alle getauscht den NF Koppelkondensator mit Schirmung baute ich nach. Habe dazu den Axialkollegen mit Kupferdraht umwickelt und diesen Schirm wieder angeschlossen.
Zum Thema Start und Stoppknallen: Es gibt einen kleinen Kondensator an dem Pausekontakt. Dieser soll wohl eine Art Funkenlöschkreis darstellen. Dieser Kollege mit 1µF war fertig, er hatte nur noch 2nF. Diesen habe ich gegen 2 parallel geschalteten 470nF Folienkondensatoren ersetzt. Und was soll ich sagen? Es knallt nix mehr alles ist super, es funktioniert wirklich alles ohne Einschränkungen

Den Zählwerkriemen hatte ich auch noch getauscht. Achja hatte noch ne neue EM71 da, die ist nun da rein, was soll der Geiz. Wozu soll ich die Sammeln lieber dran erfreuen

Die Alte hat auch nur an den Schirmanfängen etwas gelitten, beim RAdio wird ja eher der Rest des Schirmes benötigt (Also dafür ist Sie noch sehr gut).
Wusste garnicht das dieses Tonband so einen fantastischen Klang hat, bei 19cm echt HIFI (30Hz-20kHz). Spitze selbst bei 9,5cm noch bis 15kHz

Wenn mal meine Telefunken Dominate von 1955 fertig ist kommt das Teil damit rein, jetzt erstmal an meine Surroundanlage mittels Mischpult. Ich liebe Tonbandgeräte, werde mir noch weiteres neues Bandmaterial beschaffen und dann wird aufgezeichnet....
Hier ein paar Bilder von der Reinigung und vom Gerät selber:





