Dampfradioforum

Hallo zusammen

Seit Samstag habe ich nun auch endlich ein heiles und funktionierendes Röhrenradio im Hause, heute habe ich den Tandberg ausgiebig getestet.

Zuerst mal ganz vorsichtig am Regeltrafo hochgefahren, der Verkäufer hatte mir das empfohlen, weil das Gerät seit über 3 Jahren nicht mehr am Netz war.
Es ging aber alles glatt, kein Rauch, kein schlechter Geruch.

Als erstes habe ich meinen PC mit dem Phonoeingang verbunden und es gab kein Problem damit, mein PC hängt auch immer an einem Trenntrafo. Es klang besser als ich erwartet hatte. Sicher kein Hifi im heutigen Sinne, aber daß der Bass so tief hinunter reicht, hätte ich vorher nicht gedacht.

Dann wollte ich natürlich auch wissen, ob er noch etwas empfängt. Da ich noch keine Antenne für Lang-, Mittel- und Kurzwelle besitze, habe ich einfach 2m Lötzinn von der Rolle abgewickelt und das behelfsmäßig als Antenne benutzt.
Ein paar Sender waren damit auch zu empfangen, wenn auch recht verrauscht. In Punkto Antenne muß ich wirklich mal etwas unternehmen.

Die schlechten Nachrichten sind, zum einen bleibt die EM1 völlig dunkel und zum anderen ist ein ziemlich störender Brumm hörbar. Für eine neue EM1 muß ich wohl recht tief in die Tasche greifen, aber das ist es mir auf jeden Fall wert.
Das Brummen wird wohl an veralteten Bauteilen liegen und läßt sich bestimmt beheben, denn - und jetzt kommt's:

In dem Radio ist ganz offensichtlich noch nie ein Bauteil gewechselt worden!

An den Röhren sieht man das sogar eindeutig, auf der ECH3, der EF9, der EBC3 und der EL3 steht noch schwarz auf rot aufgedruckt "Tandberg Radio" drauf und eine Nummer (18431). Auf der AZ1 klebt ein Papieretikett mit den gleichen Angaben drauf.
Und diese Nummer 18431 ist auch als Seriennummer ins Metallchassis geschlagen worden.

Die beiden einzigen Komponenten die nicht mehr Original sind, sind das Netzkabel und das Kabel zum Lautsprecher.

Warum nun in diesem Radio all die Teer- und Wachskondensatoren, die 3 Elkos und auch die Röhren nach über 70 Jahren noch funktionieren, weiß ich nicht. Ist aber so.

In den nächsten Tagen mache ich mal 2 - 3 Fotos und stelle sie hier ein, dann könnt ihr euch das ansehen.

Gruß
Michael

Hallo,hier ist Ulli aus Dresden.ich bin Tandberg Solvsuper Sammler.Habe gerade eine Solvsuper3 wunderschön restauriert.Das sind wirklich Sammlerschätzchen.Mein Tipp:Auf jeden Fall die Kondensatoren wechseln und die Leuchtschirmspannung an der EM2 messen.Da gibt es eine Grainacher Kaskade,wo man diese Spannung verdoppeln kann.Das Mag.Auge leuchtet dann wieder wie neu. Gruß aus Dresden vom Ulli

Hallo Ulli

Na das ist ja toll, daß hier jemand mit Tandberg-Erfahrung präsent ist.
Da weiß ich ja jetzt, wen ich die nächste Zeit mit Fragen löchern kann.



Ja, die Kondensatoren werde ich mir nach und nach vornehmen, mir aber viel Zeit dabei lassen. Die neuen Bauteile will ich möglichst alle mit den Gehäusen der alten tarnen. Ich denke mal ein solch seltenes Gerät rechtfertigt den Aufwand.
Ich kann es auch ruhig angehen lassen, denn ich habe noch ein voll funktionsfähiges Zweites Chassis vom Verkäufer dazubekommen. Deshalb kann ich mir bei jedem Bauteil viel Zeit lassen.

Kritisch sehe ich C39 und C44, die beiden sind als erstes dran und danach die 4 Elkos.



Ja, ich hörte von diesem Kunstgriff und ziehe ihn evt. in Erwägung. Aber eine neue EM1 wäre mir lieber.
BTB bietet die EM1 für knapp 100 Euro an, weißt du zufällig, ob es sich dabei um alte Originale im schmucken roten Kleid handelt?
Wenn das so ist, bestelle ich mir nämlich eine.

Ich finde dieses Radio so schön, das rechtfertigt nich nur hohen Arbeitsaufwand, sondern auch einen gewissen finanziellen Einsatz. Und wer weiß schon, wie lange man noch etwas bekommt für die hiesige Esperanto-Währung. Also weg damit und in Sachwerte wie eine EM1 angelegt.

Gruß
Michael

Hier noch ein paar Fotos:

Die AZ1 mit dem Klebi drauf:




Die EL3:




Und der abenteuerlich aussehende Netztrafo, der aber auch nach 3 Stunden Dauerbetrieb gestern Nachmittag nur handwarm war.





Gruß
Michael

Hallo Michael!

Glückwunsch zu dem schönen Stück skandinavischer Radiogeschichte. Ab und zu sieht man ja ein Tandberg bei Ebay (zu entsprechenden Preisen ). Einmal stand ich erst selber vor einem solchen (war auch ein Solvsuper 2) in allerdings stark restaurierungsbedürftigen Zustand.
Noch ein Wort zu der Kaskade. Bevor Du da ran gehst, würde ich die Spannung am ersten Netzelko abgreifen. Da sollen 360V liegen. Wenn dies nichts mehr bringt, sollte auch eine Kaskade sinnlos sein. Ist nur ein Draht zum umlöten.
Entweder Du gibst dann 100,- Euro aus, oder Du sattelst auf EM4 oder UM4 (mit Verdoppler für die Heizung) oder EM11 (Stahlsockel oder Umbau auf Außenkontakt) um.
Die nur mal so als Anregung. Am preiswertesten sollte letzte Variante sein .

paulchen

Noch ein Tipp. C47 und C48 sind manchmal in einem Gehäuse untergebracht.Bei "Frag Jan zuerst" gibt es Doppelelkos 2x32 uF.Kannste problemlos einbauen.Ulli

Artikelnummer: 280717086222
Ort: München.Bei E-bay ist eine EM1 iM Angebot !

So abenteuerlich haben die Netztrafos bei Philips noch in den späten 60ern ausgesehen.

Ralf

_________________
Industriefotos und O-Töne aus Belgien und Nordfrankreich

Hallo Ulli

Das ist eine gute Idee, das werde ich wohl so machen. Die AZ1 verträgt ja bis zu 60µF als Ladekondensator.




Sehr schön, da werde ich gleich ein Gebot abgeben. "Gut gebraucht, die Hälfte", sagt man ja, also werde ich mal 50 Euro bieten.
Danke für den Hinweis.

Gruß
Michael

Noch einen Tipp. Die AZ1 würde ich symbolisch drinn lassen,aber am Sockel die Anodenleitungen ablöten und über 2 -1000V Dioden mit 2 Schutzwiderständen100Ohm 2 Watt in Reihe auf den C48 gehen.(Die Widerstände wechselstromseitig einlöten)

Hallo Ulli

Abgelehnt!

Das Gerät bleibt so weit wie nur irgendwie möglich im Originalzustand. Da werde ich doch nicht ohne Not einen solchen tiefgreifenden Eingriff vornehmen.

Die AZ1 gibt es noch wie Sand am Meer, da kann ich mir für kleines Geld einen ganzen Vorrat von hinlegen. Da kann ich mir sogar aussuchen ob ich lieber Philips oder Telefunken, ob ich Netz- oder Blechanoden haben will.

Nein, so etwas kommt für mich keinesfalls in Frage. Veränderungen am Originalzustand nur dort wo es unumgänglich ist und dann auch nur möglichst unsichtbar.

Gruß
Michael

OK.Gruß aus DD vom Ulli

Hallo zusammen

Was den Vorrat an Röhren angeht, habe ich nun genügend AZ1 gebunkert. Jetzt möchte ich mir auch von den anderen Röhren je eine als Ersatzteil hinlegen und stolpere dabei gerade über eine Ungereimtheit bei der ersten Röhre im Gerät, der ECH3.

Laut Schaltplan ist es ja eine ECH3, aber das Klebeetikett auf dem Chassis neben dem Sockel sagt ECH2.

Was ist nun richtig, oder besser gefragt, was sind denn die Unterschiede zwischen ECH2 und ECH3? Kann ich vieleicht sogar beide ohne Umbau der Schaltung benutzen?

Die ECH2 scheint mir wesentlich seltener zu sein als die ECH3, es wäre also schön, wenn das problemlos möglich wäre.

Gruß
Michael

Hallo Michael,

die ECH2 ist außerordentlich selten, mir ist diese Röhre noch nirgends begegnet und die Typenbezeichnung war mir unbekannt. Die Sockelschaltung beider Röhren ist aber soweit gleich das ein Tausch keine Probleme bereiten dürfte.
Laut Erb hat die ECH2 noch ein Bremsgitter (mit Katode verbunden) und ist eine Heptode, die ECH3 ist nur eine Hexode, das spielt aber für die Funktion keine große Rolle.
Zur Heizung sind folgende Angaben gemacht: ECH3 6,3 V 0,2 A und ECH2 6,3 V und 0,95 A. Ich denke aber, der Heizstrom der ECH2 kann nicht stimmen, das ist ja mehr als bei mancher Endröhre.

Gruß

Roland

Hallo Roland

Danke, daß du das für mich nachgeschlagen hast.

Vorsichtshalber habe ich die Röhre jetzt noch mal herausgezogen um nachzusehen und es ist eine ECH3. Das Radio läuft damit und ich bin jetzt beruhigt.
Aber neben dem Sockel steht tatsächlich ECH2 auf dem Chassis und das hatte mich doch sehr verunsichert.

Ich gucke gerade mal ein bischen bei ebay und sehe, daß es diese roten Röhren auch von vielen anderen Herstellern gab, nicht nur von Philips.

Wie würdet ihr das hinsichtlich der Originalität eines so alten Radios sehen, daß von Fa. Tandberg ausschließlich mit Philips Miniwatt bestückt worden ist? "Darf" man da auch eine Tungsram oder eine Valvo einsetzen, oder wäre das ein Stilbruch?

Wenn ich diesbezüglich an meinen Katzenkopf denke, würde ich es wohl als Stilbruch empfinden, dort etwas anderes als Telefunken-Röhren einzusetzen. Wie seht und handhabt ihr das?

Daß es technisch kein Problem wäre ist mir klar, es geht mir jetzt rein um das Streben, den Originalzustand weitestmöglich zu erhalten.

Gruß
Michael