Lasst mich leben ich habe einen „ Notempfänger“ verbastelt! Eigentlich wollte ich mich darüber nicht outen, aber nun wage ich es doch.
Ich gehöre zu der Sorte Radiofreaks, deren Geräte unbedingt spielen müssen. Ist es dann soweit, dass dieses Ziel erreicht ist, dann mache ich mir Gedanken, wie man dem originalen Zustand am nächsten kommen kann.
So, und nun zum Gerät.
Nach dem Krieg baute ein Rundfunkmechaniker aus dem thüringischem Greiz für seinen mittellosen Schwager einen Empfänger. Es ist also kein industriell gefertigtes Gerät, aber es sind gewiss kommerzielle Teile (z.B. der Wellenschalter) verwendet worden. Das Gehäuse dazu fertigte ein Greizer Schreiner.
Dieser Rundfunkmechaniker schenkte mir freundlicherweise vor einigen Jahren dieses Gerät.
Der Zeiger ist eine Eigenkonstruktion von mir, da der original Drehko durch einen typfremden ersetzt werden musste. Erscheint bei Netzbetrieb mit Skalenbeleuchtung wesentlich deutlicher.
Ich selbst besitze keine Digitalkamera und muss mir eine von meiner Tochter ausleihen. Deshalb kann ich kein „vorher“ „nachher“ anbieten. Zunächst die Teile, die außer der Kondensatorkur für Probleme sorgten:
Der Wellenschalterknopf lag so gebrochen im Empfänger, ohne die fehlende Scherbe. So habe ich mir zunächst einen „Ersatz“ gebastelt.
Das ganz große Problem aber war (und ist ) der Drehkondensator. Im Bild
ist der Rest des ursprünglich eingebauten Drehkondensator zu sehen, der allerdings über den halben Skalenbereich einen Kurzschluss hatte. Beim ...zigundzigsten Justierversuch ist er mir kaputt gegangen.
Damit landete das Gerät für einige Zeit im Regal.
So einen gleichen Drehkondensator konnte ich einfach nicht auftreiben. Und er sollte ja auch passen und über das Seil auch den Zeiger bewegen. ...
So verging die Zeit. Bis ich im Elektronikcontainer ein Chassis mit einem Doppeldrehkondensator fand. In Höhe und Breite dem Original ähnlich. Aber in der Tiefe zu groß.
Während die AZ 12 gerade noch Platz hatte, - ich habe sie mit etwas Teppichband fixiert - , passte die EL 11 nun nicht mehr rein.
Nun Not(radio) macht erfinderisch! Ich hatte noch einen EL11 – EL84 Adapter und damit passte der Schrottdrehko zusammen mit der EL 84 ins Gerät.
Hinter den Röhren, unter dem Drehko erkennt man die Elko´s der Siebkette, wo sie mal auch waren, aber durch eine frühere Reparatur in der Nähe des Ausgangsübertragers platziert wurden. Der AÜ ist übrigens nur behelfsmäßig eingesetzt, weil der originale defekt ist.
Das Gerät spielt auf LW, MW und KW einwandfrei.
Ich habe den Patienten zum Leben erweckt. Es ist ein Notradio aus der Nachkriegszeit – es wurde notdürftig mit gerade zur Verfügung stehenden Mitteln zur Not repariert. Ein Schaltplan existiert nicht.
Und spielt!
Darf man so mit so einem Gerät umgehen? Vielleicht entsteht ein Meinungsstreit.
Ich selbst will, dass ein Radio erstmal spielen muss. Sonst ist es ein Staubfänger. Natürlich bin ich kein berufsmäßiger Profi und habe auch nicht die finanziellen Mittel, mich um originale Teile zu kümmern.
Nachdem das Radio spielt, kann man sich nach und nach um Originalität bemühen. Dies ist meine Art - geht aber wohl nur, wenn man wie ich nur wenige Geräte hat.