Hallo in die Runde!
In diesem Beitrag will ich ein Eigenbau- AM- Gerät vorstellen, das vor gut zehn Jahren bei mir enstanden ist.
Mit der Konstruktion und Fertigstellung dieses Gerätes hat sich ein lange gehegter und heimlicher Wunsch nach einem Röhrenradio- Eigenbau erfüllt.
Begünstigt wurde dies auch durch das Vorhandensein der benötigten Teile.
Maßgabe war ein Gerät mit Röhren und die Verwendung von Einzelteilen, die miteinander zeitlich in die Verwendungszeit der verwendeten Röhren passen sollten.
Das Gehäuse stammt von einem alten Nachkriegs- Selbstbaugerät, das ich im Jahre 1981 zusammen mit einem DKE neben den Mülltonnen einer Kleingartenkolonie abgestellt vorfand. Ohne Rückwand und innen grauenhaft aufgebaut. Mit gebraucht geborgenem Flugzeugblech und vier Stück RV12P2000. Dabei Lötstellen, für die wir als Lehrlinge wohl 500 Jahre in der Ecke hätten stehen müssen. Und zwar mit dem Gesicht zur Wand.
Es ist mir nie gelungen, herauszubekommen, ob das Gehäuse zu einem professionellen Industriegerät gehörte.
Ebenfalls weiterverwendet habe ich die Skalenfolie, da sie so wunderbar zum Gehäuseausschnitt paßte.
Die Rückwand ist ein Eigenbau aus der Rückwand eines Stassfurter Fernsehgerätes, des Materials wegen. Teile der Beschriftung sind erhalten worden.
Das Chassis und alle Metallteile habe ich aus Stahlblech selbst zugeschnitten, gebohrt, befeilt, abgekantet. Einige Blechteile sind miteinander vernietet.
Messing- Nieten gabs mal bei Pollin, Nietwerkzeuge habe ich mir auf der Drehbank angefertigt. Genietet wurde damit freihand.
Das Ergebnis ist eine zuverlässige Verbindung, die darüberhinaus sehr elegant aussieht.
Lackiert ist der Metallaufbau mit Felgensilber.
Die Breite des Chassis ist paßgenau zum Gehäuse ausgeführt und stützt sich allseitig mit seiner Konstruktion.
Von unten wird es über einen Isolierklotz mit einer Schraube am Gehäuseboden fixiert. Vorn, unter der Skalenwand, die Teil des Chassisaufbaues ist, hält ein Gummistopfen den nötigen Abstand zum Gehäuse und verhindert so unerwünschte Resonanzen.
Aus konstruktiven Gründen ist auch die Achse des Wellenschalters nach hinten herausgeführt, obwohl ich liebend gern eines der vorhandenen Seitenlöcher wiederverwendet hätte.
Das Gehäuse bekam an der Unterseite ein Raster mit Löchern zur Luftzirkulation, da dort unter dem Chassis der Vorwiderstand und der Heißleiter sitzen. Löcher sind auch in der Rückwand, dort mit dem Locheisen hergestellt.
Haltewinkel und Blechklammern zur Fixierung der Rückwand sind ebenfalls aus Stahlblech hergestellt und entsprechend bearbeitet.
Die Schaltung ist keine Eigenentwicklung, sondern stammt aus einem Radiobastelbuch der 60er Jahre. Dort als Wechselstromgerät mit E- Röhren vorgestellt, habe ich aus Platzgründen (Trafo) die Verwendung von U- Röhren vorgezogen. Die Schaltung ist mithin entsprechend verändert.
Verwendet wurden die Röhren UCH81, UF89, UABC80, UL84 und UY41. Passende Skalenlampen dazu.
Für den Aufbau dienten ein AM- Spulensatz von Neumann und zwei passende Bandfilter desselben Herstellers.
Dreko und Poti aus der Kramkiste, genauso wie die Kleinteile.
Der Seiltrieb ist selbst gebaut mit verfügbaren Teilen, Metallachsen auf der Drehbank passend bearbeitet.
Das Poti ist ein Schalterpoti mit kurzer 4-mm- Achse. Hier habe ich aus dem Vollen einen Verlängerungsadapter auf 6mm angefertigt.
Die Drehknöpfe sind aus einem frühen DDR-Gerät gewonnen, der Knebelknopf des Wellenschalters von einem alten Laborgerät.
Konstruktiv war es eine kleine Herausforderung, alle Teile richtig auf der wenigen Chassisfläche unterzubekommen. Der Ausgangsübertrager hat schon nicht mehr draufgepaßt.
Der sitzt nun oben am Gehäuse und ist mit einer ausreichend langen Leitung zum Chassis verbunden, sodaß beim Ausbau desselben eine Auftrennung entfallen kann. Der Lautsprecher selbst stammt aus einem BMW E36, oval, die Größe stimmt. Vor allem schön flach.
Die Röhrenfassungen sind mit Messingschrauben am Gehäuse verschraubt. Alle verwendeten Schrauben sind Längsschlitzschrauben. Die Röhrenplätze sind mit Schagzahlen markiert.
Die Steckbuchsen für Antenne und Erde sind isoliert aufgebaut, ebenso der Sicherungshalter.
Das Gehäuse wurde nur aufpoliert, die historische Oberfläche nicht verändert. Zwei Bohrungen sind jedoch seitlich verblieben, die ich immer
noch schließen wollte.
Der Skalenhintergrund ist einfach weiß lackiert, Durchbrüche für die Lämpchen sind vorhanden. Die E10- Fassungen sind auch aus einem alten RFT- Radio. Die Ausleuchtung perfekt.
Oben noch ein Blechsteg für die HF- Trimmer.
Die Achse des Skalenzeigers ist dierkt die Drehko- Achse, es wird also ein 180°- Bereich abgefahren. Das paßte zur vorhandenen Skale und ließ in der Wahl des Seilrades alle Freiheiten. Der Zeiger ein Stahldraht mit PVC- Überzug in rot.
Das Radio ist ansonsten allseitig gegen Berührung der Metallteile sicher konstruiert.
Wenn es denn im Gehäuse ist.
Einige Feinheiten müßte ich noch machen, wie das Verdrillen der Skalenlampenleitungen. Auch der Kondensator zur Antennenbuchse ist noch nicht die letzte Maßnahme. Ein leichtes NF- Brummen kommt noch über den Schleifer des Poti mit rein, da muß ich auch noch mal bei.
Während ich das hier aufschreibe, spielt das Gerät unten auf dem Küchentisch auf MW 603 kHz.
Alle paar Monate wird dem Radio eine 'Spielzeit' eingeräumt.
Gruß drahtfunk