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 Betreff des Beitrags: Restauration Minerva Record
BeitragVerfasst: Sa Feb 13, 2010 11:33 
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(nachträglich von Richard eingefügt): Wegen Problemen mit der Breite der Bilder - anbei ein Link zu demselben Text mit eingebetteten Bildern in eigenem Fenster (bequemer anzusehen) - eventuell Meldung oben im Browserfenster beachten:
http://members.aon.at/8425025/r2_bericht.htm


hier nochmal Dasselbe mit separaten Bildern:

Hallo Forum!
Mein erster Beitrag - "Minerva Record W" (österreichisches Erzeugnis), Baujahr 1955. Die Sache hat sich lange hingezogen und ich war selbst nicht immer vom Ergebnis meiner hemdsärmeligen Reparaturweise begeistert - aber ich denke, ich lasse Euch einmal teilhaben!

Gefunden hab ich das Ding auf einem Flohmarkt, zum fairen Preis von fünf Euro. Gehäuse zerbrochen, Schimmelpilz auf der Bespannung, ein penetranter Geruch nach ungepflegtem bzw. viel zu spät beerdigtem Besitzer. Nachdem ich schon einige Geräte aus dieser Serie besitze, darunter ein fast baugleiches, und eigentlich genug Anderes zu tun, habe ich mich schweren Herzens entschlossen, den Schrott stehenzulassen.

Zuhause angekommen (irgendwie muss es mir beim Vorbeigehen dann doch zwischen den Fingern hängengeblieben sein), habe ich das Gerät zerlegt. Ich konnte es nicht einmal irgendwo wegräumen, weil es dauernd Teile verloren hat.

http://members.aon.at/8425025/r2_01.jpg

http://members.aon.at/8425025/r2_02.jpg

http://members.aon.at/8425025/r2_03.jpg

Die Bruchstücke des Gehäuses habe ich erst einmal zusammengeleimt.
Wegen des übelriechenden Drecks habe ich mich für handfestere Reinigungsmethoden entschieden: Das Chassis (natürlich ohne Röhren, aber mit Trafos) habe ich ganz sanft mit 100 Bar mit dem Hochdruckreiniger geduscht und abgepinselt, das Gehäuse mit dem Schwamm ausgewaschen.

Das Chassis habe ich danach monatelang in einem trockenen Raum trocknen lassen - eine Arbeit, die Erfahrung und höchste Konzentration erfordert.

Wider besseren Wissens konnte ich es mir nicht verkneifen, auch die Schallwand mit dem noch sehr schönen Stoff drauf zu waschen. Der Stoff hat sich prompt abgelöst. Nach dem Trocknen war er ausgefasert und verzogen und nicht mehr zu verwenden. Leider ist es erfahrungsgemäss aber auch keine Lösung, den Stoff beim Waschen auf der Schallwand zu belassen: Das Holz macht den Stoff dann ganz schlimm fleckig.

Hier ist das Gehäuse zusammengeleimt und ein erstes Mal verkittet (hat danach noch weitere Durchgänge erfordert). Mit der Trennscheibe wird die Nut für die Zierleiste freigeräumt. Zum Verkitten habe ich 'Holzpaste' genommen, die ist allerdings nicht sehr angenehm zu verarbeiten.

http://members.aon.at/8425025/r2_04.jpg


Den goldfärbigen Rahmen, die Einfassung der Anzeigeröhre (EM34) und die Lautsprechergitter habe ich mit Acryl-Goldspray ("für innen") und darüber (entgegen der Anleitung!) Acryl-Klarlack nass in nass lackiert. So werden die Flächen matt und etwas dunkler, und das Gerät schaut gleich etwas patiniert aus und nicht wie ein frischlackiertes Hutschpferd. Ausserdem wird die Farbe dadurch grifffest.

http://members.aon.at/8425025/r2_05.jpg

Der rissige und teilweise weggeplatze Lack hat sich als diversen Abbeizmitteln gegenüber unbeeindruckt erwiesen. Also habe ich ihn letztlich mit der Ziehklinge abgezogen und anschliessend mit Sandpapier geschliffen. Hier kommt gerade Holzbeize drauf.

http://members.aon.at/8425025/r2_06.jpg

Als Laie steht man bei Holzarbeiten vor der interessanten Beobachtung, dass man beliebig viele Stunden in so eine Arbeit hineinversenken kann, letztlich war man dann doch irgendwo zu flüchtig und es schaut gepfuscht aus. Hut ab jedenfalls vor Leuten, die das wirklich können!

Lackiert habe ich dann mit Einkomponenten - Emaillack aus der Dose (meines Wissens sind diese Radios original auch mit Kunstharzlack lackiert). Die Lackierung ist eigentlich besser geworden, als es hier den Anschein hat, allerdings folgt die Oberfläche der Maserung und ist nicht spiegelglatt wie zuvor.

http://members.aon.at/8425025/r2_07.jpg

Der Siebkondensator war sichtlich kaputt. Ich habe das Innenleben entfernt und neue Elkos hineingestopft (die aber leider nicht alle ganz reingepasst haben). Das Vergiessen mit Schmelzkleber war keine so gute Idee, weil die Elkos dann im Fehlerfall ihren Überdruck nicht kontrolliert ablassen können. Also habe ich das meiste davon dann wieder entfernt. Hier noch original:

http://members.aon.at/8425025/r2_08.jpg

Die Sicherungen waren beide durchgebrannt. Ich habe passende Sicherungsdrähte aus Glasrohrsicherungen ausgelötet und da reingefummelt. Die hohe Spannung hilft zum Glück bei der Kontaktgabe nach.

http://members.aon.at/8425025/r2_09.jpg

Im Wellenschalter hatte sich ein kleiner Gummipuffer gelöst und die Mechanik teilweise blockiert. Bei einem sicher schon lange zurückliegenden Reparaturversuch waren dann auch die Kontakte beschädigt und verklemmt worden. Nach einigem Probieren (und einer weiteren Beschädigung, ähem) bin ich dann draufgekommen, dass sich die Schaltkulisse leicht zerlegen lässt, und später sogar wieder zusammenbauen! So liessen sich letztlich alle Defekte leicht beheben, und die Kontakte lassen sich natürlich viel besser reinigen.

http://members.aon.at/8425025/r2_10.jpg

Als Ersatz für den totgereinigten Bespannstoff hatte ich diese Replik bereit. Der Rahmen erlaubt es, den Stoff gleichmässig zu spannen, bevor er auf die Schallwand geklebt wird. Es ist sehr wichtig, gleichmässig in beide Richtungen zu spannen, sonst wirft der Stoff dann über dem Lautsprecher eine Falte. Ist mir natürlich prompt passiert. Vielleicht kennt jemand Abhilfe? Nassmachen und Trocknenlassen lässt den Stoff jedenfalls nicht ausreichend 'schrumpfen'.

http://members.aon.at/8425025/r2_11.jpg

Vor dem Abschneiden der Ränder und dem Ausschneiden des Lochs für die Anzeigeröhre müssen die Fasern am Rand mit Leim fixiert werden.

http://members.aon.at/8425025/r2_12.jpg

Hier das Chassis von unten. Die neuen gelben Kondensatoren sind nicht schön, aber sie funktionieren.

http://members.aon.at/8425025/r2_18.jpg

Die Verpackungen der "neuen" Röhren sind hingegen ein Genuss!

http://members.aon.at/8425025/r2_17.jpg

Für die taube Anzeigeröhre, eine EM34, gibt es leider keinen Ersatz (bzw. wäre der viel zu schade für Alltagsgebrauch!). Bei der normalen Anodenspannung ist auf dem Schirm kaum ein Leuchten zu erkennen.

http://members.aon.at/8425025/r2_14.jpg

Der Trick ist natürlich nicht neu: mit erhöhter Anodenspannung lässt sich der Röhre wieder ein schönes Leuchten entlocken. Im Dauerbetrieb hält das aber wahrscheinlich nicht lange. Ich habe deshalb die Spannung über ein Potentiometer einstellbar gemacht, sodass man die Röhre durch Zurückdrehen der Spannung schonen kann.

http://members.aon.at/8425025/r2_15.jpg

Aus Sicherheitsgründen habe ich eine Schaltung mit zwei kleinen Transformatoren verwendet. Der erste setzt die Netzspannung (direkt vom Netzschalter) auf eine ungefährliche Wechselspannung herunter. Mit dem Potentiometer kann diese Spannung jetzt gefahrlos (weil auch potentialfrei) reguliert werden. Dann wird sie vom zweiten, "verkehrt" betriebenen Trafo wieder auf (bis zu) Netzspannung hochgesetzt und in einer Spannungsverdopplerschaltung annähernd verdoppelt. Ein Längswiderstand am Ausgang schützt vor Stromstössen bei versehentlicher Berührung. Die maximal erreichte Gleichspannung ist 470 Volt.
Die Trafos darf man nicht beliebig klein wählen! Kleine Trafos mit <5VA haben zu viele Verluste, da geht im Inversbetrieb zu viel Spannung verloren, selbst im Leerlauf. Mit dieser Kombination hat es funktioniert: Runter mit 230V/24V 5VA, rauf mit 230V/18V 5VA, invers geschaltet (editiert von Richard am 15.2. - ich hatte was vertauscht!) , dazwischen ein Poti 220 Ohm 3W (mit 180 Ohm Festwiderstand in Reihe). Die Schaltung ist hinten oben am Rahmen der Rückwand befestigt, mit einem dicken Stück Plexiglas als Berührungsschutz. Schön ist das aber nicht, und der Aufwand ist insgesamt unsinnig hoch.

http://members.aon.at/8425025/r2_16.jpg


Die UKW-Empfangsteile dieser Serie haben leider allesamt ein Problem (also genaugenommen die Leute, die sie benutzen wollen): Die schmalbandige Vorselektion im Tuner und die Charakteristik der diskret aufgebauten ZF-Filter bewirkt eine Amplitudenmodulation des Empfangssignals und damit Verzerrungen. Diese Problematik besteht nicht nur seit den Erhöhungen im Frequenzhub der letzten Jahrzehnte, das "Zischeln" speziell bei Nachrichtensendungen wurde bei diesen Geräten auch damals schon moniert. Geräte, die nur wenige Jahre später (um 1960) mit dem gleichen Röhrensatz gebaut wurden, funktionieren da schon wesentlich besser.



Die beiden ehrwürdigen Veteranen im Bild sind ein Signalgenerator und ein Oszilloskop, mit denen man das ZF-Teil (hier im Bereich 10,3 - 11,1MHz) "durchwobbeln" kann.

http://members.aon.at/8425025/r2_19.jpg

Am Ratiodetektor soll sich eine möglichst breite und lineare Kennlinie zeigen. Ich habe lange mit zusätzlichen Widerständen experimentiert, die die Resonatoren in den ZF-Stufen bedämpfen und damit die Durchlasskurven flacher machen sollen. Letztlich habe ich sie aber wieder rausgeworfen, der Erfolg war nicht so eindeutig. Das Hauptproblem scheint im Tuner selbst zu liegen, der ist aber allein schon mechanisch kaum zugänglich (und für mich auch messtechnisch nicht). Insgesamt wird der Sound am besten, wenn man den ZF-Teil auf eine möglichst breite und trotzdem lineare Kurve einstellt, und die Vorselektion im Tuner so gut wie möglich 'zentriert".

Zuvor war es noch nötig, den Oszillator um 4MHz nach oben zu verstimmen - ohne www.FM4.at (in Wien auf knapp 104MHz) macht Radiohören einfach keinen Spass.

Die EM34 sollte ich noch geradestellen ...

http://members.aon.at/8425025/r2_20.jpg

Erfreulicher Probelauf nach dem Zusammenbau.

http://members.aon.at/8425025/r2_21.jpg


Innenleben in Betrieb: Die drei Lautsprecher (links, hier nicht zu sehen, ist noch ein elektrostatischer Hochtöner) klingen durchaus angenehm!

http://members.aon.at/8425025/r2_22.jpg


beste Grüsse
Richard

Edit Moderator Niko: Sorry, die Fotos musste ich leider in Links umwandeln. Maximale Breite zum direkten Einbinden ist 600px.


Zuletzt geändert von RichardW am Mo Feb 15, 2010 20:27, insgesamt 2-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Restauration Minerva Record
BeitragVerfasst: Sa Feb 13, 2010 13:45 
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Hallo Richard,

ein schönes Gerät und ein anschaulicher Bericht, danke :super:


Hier mal ein paar Anmerkungen/Tips meinerseits:

RichardW hat geschrieben:
Wegen des übelriechenden Drecks habe ich mich für handfestere Reinigungsmethoden entschieden: Das Chassis (natürlich ohne Röhren, aber mit Trafos) habe ich ganz sanft mit 100 Bar mit dem Hochdruckreiniger geduscht und abgepinselt


Das funktioniert prima mit Kunststoffreiniger, Glasrein und heißem Wasser. Suche mal im Forum nach den Threads zum Thema "Chassiswäsche". Der Hochdruckreiniger wäre mir persönlich zu rabiat.

RichardW hat geschrieben:
Der Stoff hat sich prompt abgelöst.


Den Stoff rundum festtackern vermeidet das Ablösen. Bei der Trocknung zieht der auf dem Holz verblieben Leim den Stoff wieder fest.

RichardW hat geschrieben:
Als Laie steht man bei Holzarbeiten vor der interessanten Beobachtung, dass man beliebig viele Stunden in so eine Arbeit hineinversenken kann


Da kann ich ein Lied von singen, "versenken" ist das richtige Wort :twisted:

RichardW hat geschrieben:
Die Lackierung ist eigentlich besser geworden, als es hier den Anschein hat, allerdings folgt die Oberfläche der Maserung und ist nicht spiegelglatt wie zuvor.


Wenn die Lackierung glatt werden soll, dann muss man mit Zwischenschliffen und mehrschichtigen Aufträgen arbeiten. Eine Schicht Lack genügt dazu einfach nicht. Der erste Lack-Auftrag gleicht einer Orangenhaut, die mittels Schleifen geebnet werden muss. Mehrere Aufträge und Zwischenschliffe erzeugen die nötige Schichtdicke, eine anschließende Politur sorgt für den Hochglanz-Effekt.

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Gruß
Schumi

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Erstens durch Nachdenken, das ist der Edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist der Leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist der Bitterste.


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BeitragVerfasst: Sa Feb 13, 2010 14:09 
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Schöne Arbeit und sehr gutes Ergebnis für die hübsche Minerva, die jetzt hoffentlich neben einem stilentsrechendem Tischchen in einem komoden Ambiente dich wieder bei einem kleinen Braunen unterhalten darf.......

Ich muss unbedingt bald einmal wieder nach WIEN!!!!!!! :D

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mit besten Grüßen


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BeitragVerfasst: Sa Feb 13, 2010 15:57 
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Hallo,

das ist wirklich ganz prima geworden! :super:
War ja auch eine Menge Arbeit. Es war viel zu machen. :roll:

Wie überall gibt es aber auch hier einen, der das Eine oder Andere ein wenig anders gemacht hätte. Mich. :P

Die Kondensatoren wären bei mir nicht ohne Tarnung davongekommen, und beim magischen Auge hätte ich den Aufwand auf eine ganz gewöhnliche Spannungsverdopplerschaltung reduziert. Hat sich forumsweit schon hundertfach bewährt. :wink:

Mit den Meßgeräten stapelst Du wohl gern ein bißchen tief. 8_)
Nicht jeder kann Geräte von HP sein Eigen nennen. Egal ob sie nun brandneu sind, oder schon etwas älter.

Aber, das alles soll die Leistung nicht schmälern!
Es war eine gut gelungene Restauration! Gratuliere! Prima hinbekommen! :)

Gruß

Rocco11

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BeitragVerfasst: Sa Feb 13, 2010 18:31 
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Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
sehr schöner Bericht, in dem ich mich selbst an vielen Stellen sehe. Ich mache auch manchmal aus schrottigen Ruinen mit unverhältnismässig hohem Aufwand einigermassen ansehnliche Radios. Und wie oft stehe ich im Hof und entlauge und schleife stundenlang, und später sieht man immer wieder Ecken oder Flecken wo man denkt hätt ich doch nur noch ein bisschen mehr..
Der pauschale Austausch der C ist in Ordnung, die neuen C in die alten Hüllen zu stecken fände ich übertrieben, nicht mal bei dem Elko wäre ich so weit gegangen. Von Wirtschaftlichkeit kann man bei dem Aufwand sowieso nicht mehr reden. Das ist ein typischer Fall wo der Weg das Ziel ist. Man macht es einfach für sich selbst, und das kann ich gut nachvollziehen.
Röhren ersetze ich allerdings nur wenn es eine merkliche Besserung bringt, und dann kommen auch fast nur wieder gebrauchte Röhren zum Einsatz.
Ich habe manchmal auch ganz übel verschmutzte Chassen. Ich arbeite allerdings dann mit möglichst wenig Wasser. Einsprühen mit verdünntem Soja-Reiniger, mit dem Pinsel alle schlecht zugänglichen Stellen bearbeiten, mit klarem Wasser aussprühen.
Das MA, wenn ich denn Wert drauf gelegt hätte, hätte ich durch eine Russentype ersetzt oder wie schon oben erwähnt eine einfachere Schaltung benutzt.
Ich freue mich auf weitere Beiträge von dir. HF- und messtechnisch, aber auch handwerklich kann man bestimmt noch einiges von dir lernen.

_________________
Gruß,
Jupp
------------------------------
Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)


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BeitragVerfasst: Sa Feb 13, 2010 19:58 
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hallo Schumi, Hermann, Rocco11, Franz-Josef,
danke für Eure netten und informativen Antworten! Freut mich, in Eurem Forum so nett aufgenommen worden zu sein!

Nico: ok, danke fürs Editieren, dann lassen wir's jetzt so! Hab mir aber erlaubt, einen Link auf den gesamten Bericht einzufügen (in separatem Fenster- da ist dann mehr Platz)

@Schumi:
-Chassiswäsche - verstanden!
-Beim Stoff-Waschen sehe ich wie gesagt das Problem, dass beim Trocknen im Holz gelöster Dreck in den Stoff transportiert wird und dort Flecken macht. Die dünnen Faserplatten an den Seiten machen das besonders stark, bei den Echtholzplatten vorn ist es mehr Glückssache - aber es passiert leider!
-lackiert habe ich zweimal, mit Zwischenschliff, das zweite Mal wirklich 'satt', und später poliert. Die Maserung ist aber auch beim zweiten Mal Lackieren durchgekommen. Natürlich hätte ich mehr Schichten und tiefere Zwischenschliffe machen können.
Ich hätte nur angenommen, dass man damals ein ganz anderes Verfahren verwendet hat - die Lackoberfläche war ja spiegelglatt (von den Schäden und Rissen abgesehen) und damals hat man doch nicht so viel Arbeit * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* können?

@Hermann,
Ich muss noch einen Platz finden für das Gerät. Das Problem haben wir ja wohl alle - so viele alte Radios, und nur zwei Ohren!
Auf unserem Dachboden wartet noch ein DKE38 (die Sparvariante zum VE301) - der wird aber behutsamer restauriert werden. Trotz der sehr unerfreulichen Assoziationen ...

@Rocco11,
-Hast Du Erfahrungswerte zur Lebensdauer bei magischen Augen, wenn man sie permanent mit doppelter Spannung betreibt? Natürlich ist das eine interessante Kompromisslösung, die 'regelbare' ist ja wirklich eine Spielerei.
-Kondensatoren tarnen ist natürlich Anschauungssache, wobei zugegeben auch ein wenig die Faulheit mitspielt ;) Bei einem Vorkriegsgerät wäre ich da aber auf jeden Fall bei Dir.
Die Messgeräte sind eine grosszügige Leihgabe von einem ehemaligen hp-Mitarbeiter. Natürlich ist es immer noch ein Vergnügen, damit zu arbeiten! Ein richtiger Wobbelmessplatz ist aber eine andere Kategorie ;)

@Franz-Josef,
-Genau, den Aufwand kann man eigentlich nur so rechtfertigen. Bitter ist natürlich das Gefühl im Hinterkopf, dass man sich mit jedem Arbeitsschritt auch immer weiter vom Originalzustand entfernt ...
-und danke für die Blumen! Und den guten Fontane-Ausspruch in Deiner Signatur (ich kannte nur: "Tand, Tand ..." :)

beste Grüsse
Richard


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BeitragVerfasst: Sa Feb 13, 2010 20:00 
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Hallo Richard!

Ich will meinen Vorrednern nicht viel hinzufügen. Sie haben alles gesagt, was ich auch sagen wollte.
Außer eventuell - Du hast eine herzerfrischende Art zu schreiben. Danke für den Bericht!
Das Ergebnis kann und soll sich sehen lassen.

paulchen


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BeitragVerfasst: Sa Feb 13, 2010 21:27 
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Beiträge: 3354
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Hallo Richard,

Zitat:
Hast Du Erfahrungswerte zur Lebensdauer bei magischen Augen, wenn man sie permanent mit doppelter Spannung betreibt?

Keine eigenen Langzeiterfahrungen. Es ist aber bekannt, daß sich die Lebensdauer durch das Spannungsdoping drastisch verkürzt.
Deswegen muß klargelegt werden, was man mit dem Radio vor hat.

a) Als reines Sammelobjekt und mit nur zeitweiligem Betrieb, - z.B. zum Vorführen -, empfiehlt es sich, die Originalröhre + Spannungserhöhung anzuwenden.

b) Für Alltagsbetrieb, mit vielleicht mehreren Stunden pro Tag, empfiehlt es sich die Russenröhre zum Verschleißen einzubauen.

Manche Radios verfügen über einen Schalter um das mag. Auge abzuschalten. Das Graetz Sinfonia zum Beispiel. Da ist das Ganze kein Thema. Nur ist dort der Schalter serienmäßig vorne seitlich. Ein Radio zwecks nachträglichen Einbaues eines solchen Schalters zu verbasteln, verbietet sich jedoch für einen ernsthaften Radioliebhaber.

Gruß

Rocco11

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BeitragVerfasst: Mo Feb 15, 2010 15:12 
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RichardW hat geschrieben:
-Beim Stoff-Waschen sehe ich wie gesagt das Problem, dass beim Trocknen im Holz gelöster Dreck in den Stoff transportiert wird und dort Flecken macht. Die dünnen Faserplatten an den Seiten machen das besonders stark, bei den Echtholzplatten vorn ist es mehr Glückssache - aber es passiert leider!
-lackiert habe ich zweimal, mit Zwischenschliff, das zweite Mal wirklich 'satt', und später poliert. Die Maserung ist aber auch beim zweiten Mal Lackieren durchgekommen. Natürlich hätte ich mehr Schichten und tiefere Zwischenschliffe machen können.
Ich hätte nur angenommen, dass man damals ein ganz anderes Verfahren verwendet hat - die Lackoberfläche war ja spiegelglatt (von den Schäden und Rissen abgesehen) und damals hat man doch nicht so viel Arbeit * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* können?


Hallo Richard,

Zum Thema "Stoff waschen":
Benutze bitte mal die Suchfunktion, irgendwo existiert hier im Forum ein Thread zum Thema Reinigung der Schallwand, ich weiß gerade nicht, wo genau.

Normalerweise arbeitet man beim Waschen keinen Schmutz vom Holz in den Stoff ein, ich lasse mich aber gerne belehren. Andere Länder, andere Herstellungsmethoden.

Rohholz-Schallwände sind meistens gehobelt und unbehandelt. Die von Dir genannten Press-Platten quellen höchstens ein wenig. Die Schallwände der Nordmende-Geräte der späten 50er und frühen 60er Jahre sind z.B. mit diesem Press-Material ausgestattet, welches etwas aufquellen kann, wenn man zu lange im Wasser rumplanscht.

Was ich schon live erleben musste: Bei einigen Geräten ist die Schallwand mit einer dunklen Dispersionsfarbe überzogen, als Beispiel kenne ich den Loewe-Opta Rheingold. Diese Farbe löst sich beim Waschen und arbeitet sich nach vorne durch den Stoff. Die Farbe kann man an den Kanten der Schallwand erkennen und die weitere Vorgehensweise rechtzeitig bestimmen, was mir leider erst bei der Wäsche aufgefallen ist.

Zum Thema "Lack":
Bei offenporigen Furnieren benötigt man eine Grundierung, um die Poren zu füllen. Dann fällt der Lack nach dem Auftrag nicht in diese tiefen Krater - um es mal überspitzt zu formulieren.

Du schreibst - Zitat: "damals hat man doch nicht so viel Arbeit * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* können?"
Die Leute, die damals die Gehäuse lackiert haben, konnten das richtig gut und haben meistens Schreiner und Lackierer gelernt, dementsprechend gut ist das Ergebnis.

Hier ist die Lackierung eines Gehäuses aus den 50er Jahren sehr gut beschrieben: http://fwd4.me/94d

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Gruß
Schumi

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BeitragVerfasst: Mo Feb 15, 2010 16:41 
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Hallo Schumi!

Zitat:
Was ich schon live erleben musste: Bei einigen Geräten ist die Schallwand mit einer dunklen Dispersionsfarbe überzogen, als Beispiel kenne ich den Loewe-Opta Rheingold. Diese Farbe löst sich beim Waschen und arbeitet sich nach vorne durch den Stoff. Die Farbe kann man an den Kanten der Schallwand erkennen und die weitere Vorgehensweise rechtzeitig bestimmen, was mir leider erst bei der Wäsche aufgefallen ist.


....und Grundig, und Saba, und....

Leider...

paulchen
der das gerade wieder durch hat mit einem Grundig


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BeitragVerfasst: Mo Feb 15, 2010 20:16 
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Registriert: Sa Feb 13, 2010 1:57
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hallo Paulchen, Rocco11, Schumi,

danke für die weiteren Antworten!

Rocco,
das hatte ich nicht erwähnt: Die Achse des Potentiometers, mit dem man die Anodenspannung vom Magischen Auge einstellt, schaut durch einen Lüftungsschlitz oben an der Rückseite (am zweiten Foto von oben kann man diese Lüftungsschlitze erkennen), mit Schrumpfschlauch als 'Knopf'. So kann man es im Betrieb jederzeit bedienen, ohne dass ich irgendwas verbasteln musste. Wie gesagt, es regelt eine potentialfreie Spannung, daher ist das gefahrlos. Und die Befestigungsschrauben sieht man maximal dann, wenn die Schallwand ausgebaut ist.
Einen Ein/Aus-Schalter für eine einfachere Spannungsverdopplerschaltung könnte man aber auch irgendwo an der Rückseite verstecken, das wär doch was?

Schumi,
Ich meinte lösliche Stoffe im Holz (Dreck war vielleicht der falsche Ausdruck), die beim Trocknen in den Stoff gesaugt werden und dort dann Flecken machen. Speziell bei Astlöchern! Dispersionsfarbe hab ich noch keine erlebt, aber danke für die Warnung.
Grundierung - genau, da war noch was ;) Und die Anleitung vom Radiomuseum ist auch sehr lehrreich - also beim nächsten Mal werd ich das alles zu beherzigen versuchen! Das wird vermutlich ein Philips "Ferroceptor" (was für ein Name) mit schlimmen Wasserflecken oben am Gehäuse. Und scharfen Gehäusekanten, wo das Schleifen sehr heikel ist ...



Vielleicht hat noch wer von Euch einen Trick parat, wie man den nicht ausreichend gespannten Stoff über dem Lautsprecher 'gerade' bekommt?
Früher jedenfalls gabs im Modellbau einen sogenannten 'Spannlack': Den hat man auf die Seidenpapierbespannung von Flugzeugflügeln aufgetragen, beim Trocknen ist das Papier dann geschrumpft und hat sich gespannt. Vielleicht gibt es irgendeine Mixtur, die sowas bei Stoff bewirkt?

beste Grüsse
Richard


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BeitragVerfasst: Di Feb 16, 2010 8:51 
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Registriert: Mi Jan 21, 2009 13:56
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RichardW hat geschrieben:
Vielleicht hat noch wer von Euch einen Trick parat, wie man den nicht ausreichend gespannten Stoff über dem Lautsprecher 'gerade' bekommt?
Früher jedenfalls gabs im Modellbau einen sogenannten 'Spannlack': Den hat man auf die Seidenpapierbespannung von Flugzeugflügeln aufgetragen, beim Trocknen ist das Papier dann geschrumpft und hat sich gespannt. Vielleicht gibt es irgendeine Mixtur, die sowas bei Stoff bewirkt?


Diesen Spannlack gibt es heute noch zu kaufen in einigen Modellbau-Fachgeschäften und sogar beim Lackhersteller Clou, bei bespannten manntragenden Ultraleicht- und Oldtimer-Flugzeugen wird wohl auch mit Spannlack gearbeitet.

Allerdings bezweifle ich, daß das bei Radiostoffen was bringt. Im Gegensatz zu Seide oder Papier, welche im Antikmodellbau verwendet werden, hat man beim Stoff keine solch glatte Oberfläche, die sich ordentlich spannen würde. Ich glaube eher, daß sich die Stoffschlingen verziehen und verkleben. Einen Versuch an einer alten unbrauchbaren Schallwand bringt Klärung.

Hier mein Tip: Falls Du wasserlöslichen Kleber zum Fixieren des Stoffes verwendet hast, dann Schallwand raus, Stoff etwas anfeuchten, gleichzeitig nachspannen und trockenfönen. Am besten funktioniert das mit mehreren hilfreichen Händen, also Frau, Freunde oder Familie aktivieren.

_________________
Gruß
Schumi

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