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 Betreff des Beitrags: Invasion der Belgier, nächster Teil
BeitragVerfasst: Mo Mai 16, 2011 14:31 
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Hier kurz einige Bilder von Neuzugängen der letzten Wochen.

Da wäre zuerst ein nicht näher identifizierbares Radio des Herstellers UPEL, zu dem leider die Rückwand fehlt. Außerdem hat sich im Lauf der Jahre eines der beiden Skalenbirnchen durch die Skala gebraten. Davon abgesehen ist das Gerät in einem sehr ordentlichen Zustand. Es ist mit Abmessungen von 53 x 43 x 29 cm (HxBxT) übrigens ein mächtiger Brocken, Das Gewicht beträgt eine gefühlte halbe Tonne.

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Hier ein Blick auf die Skala mit dem einzigen Hinweis auf den Hersteller. Der Beschriftung nach zu urteilen müßte es ein Belgier oder ein für den belgischen Markt bestimmtes Gerät sein:

Bild

Das Chassis. Man beachte die adaptierte 6V6G:

Bild

Die Elkos sind offensichtlich deutscher Provenienz:

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Hinweise zum Hersteller UPEL werden jederzeit gern entgegengenommen.

- - - - - -

Nächster Neuzugang ist ein SBR 383U, U wie universel, also Allstrom, wobei nicht einmal das stimmt, denn mit dem Spartrafo verbietet sich der Gleichstrombetrieb. Im Grunde also ein knausrig gebauter Wechselströmer, wobei man sich fragen mag, ob sie da nennenswert etwas gespart haben. Hier von vorn:

Bild

Die Rückwand mit einem für belgische Verhältnisse schon üppigen Berührungsschutz:

Bild

...und ein Blick ins Innere. @amiga3000 beachte den aufrecht stehenden Vorwiderstand. Das ist das Ding im Oktalsockel, von dem ich in Verbindung mit Deinem kleinen Franzosen gesprochen habe:

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Hier noch ein weiterer Blick ins Netzteil. Rechts im Bild der Spartrafo:

Bild

- - - - - -

Zum Schluß noch ein Fang aus der Bucht. Ein kleiner Empfänger der Fabrique Nationale Radioélectrique in Brüssel, jedenfalls dem Namen und dem netten Emailleschildchen nach. Tatsächlich handelt es sich um die Luxusversion eines SBR-Geräts. Der Luxus? Die gülden lackierte Front. Das entsprechende SBR-Gerät ist vorn beige statt gold. Ich habe das Foto bewußt nicht weiter aufgehellt. Das Ding ist so düster.

Bild

Und auch hier ein Blick ins Innere:

Bild


Wenn alles klappt, sollte diese Woche auch das Gehäuse meines derzeit in Arbeit befindlichen ERPE 1479 von seinem Ausflug in die Sauna zwecks 'Entmietung' der Holzwürmer zurück kommen. Dann gibt es davon auch noch Bilder.

Ralf

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Zuletzt geändert von fotoralf am Mo Mai 16, 2011 16:08, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Mo Mai 16, 2011 15:02 
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Das Upel- Radio find' ich Hammer- mächtig und finster, wie eine Mittelalter- Kathedrale.
Gratuliere zu dem Fang !

Edi


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BeitragVerfasst: Mo Mai 16, 2011 15:06 
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edi hat geschrieben:
Gratuliere zu dem Fang !


Fang trifft es nicht so ganz. Es ist mir sozusagen hinterhergeworfen worden. :-)

Ralf

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BeitragVerfasst: Mo Mai 16, 2011 15:18 
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Aha *hinterhergeworfen*....., haste die Tür nicht hinter dir zugemacht? :mrgreen: Ich müßt auch mal sowas *hinterhergeworfen* kriegen :mrgreen:

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Mfg.
Mario


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BeitragVerfasst: Mo Mai 16, 2011 20:54 
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Die Rückwandverschlüsse erinnern mich an meinen "Siera Type S36A" (Bj. 1935). Siera ist (war) eine belgische PHILIPS-Tochter.

VG,
Herbert


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BeitragVerfasst: Mo Mai 23, 2011 21:00 
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Diese Rückwandverschlüsse waren zu der Zeit bei fast allen belgischen Herstellern üblich.

Ralf

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BeitragVerfasst: Mo Mai 23, 2011 21:15 
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Stimmt!

Ich habe gerade ein "Soniclair" von 1937 vor mir stehen, da waren diese auch dran (und sogar eine Rückwand :lol: ).

Aber unabhängig davon - sehr schöne Geräte haben die Belgier gebaut. Und auch die Qualität und Materialanmutung hat da gestimmt. Zumindest bei den 3 Geräten, welche ich im Laufe der letzten Jahre in den Händen hatte. Nicht mit den franz. Geräten zu vergleichen, welche ich bisher hatte (waren aber noch nicht viele).

paulchen


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BeitragVerfasst: Mo Mai 23, 2011 22:58 
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paulchen hat geschrieben:
Aber unabhängig davon - sehr schöne Geräte haben die Belgier gebaut. Und auch die Qualität und Materialanmutung hat da gestimmt. Zumindest bei den 3 Geräten, welche ich im Laufe der letzten Jahre in den Händen hatte. Nicht mit den franz. Geräten zu vergleichen, welche ich bisher hatte (waren aber noch nicht viele).


Die alten belgischen Radios haben tatsächlich etwas sehr solides. Dafür waren sie aber auch alles andere als billig. Spitzengeräte aus der MItte der 30er Jahre kosteten 2000 bis 3000 Franken. Das war zu dieser Zeit ein Vermögen. Damals verdiente ein Arbeiter in der Textilindustrie in Verviers um 150 bis 200 Franken in der Woche, und die reichten gerade einmal zum Überleben.

Nach heutigen Geld kostete so ein Radio rund 6.000 bis 10.000 Euro. Dafür konnte man wohl solide bauen.

Ralf

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BeitragVerfasst: Mo Mai 23, 2011 23:54 
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Hallo Ralf,

um Dich zu zitieren:

>>Nach heutigen Geld kostete so ein Radio rund 6.000 bis 10.000 Euro.<<

Wohl wahr. Die damaligen Produktionstechniken waren noch von sehr viel Handarbeit dominiert, der Entwicklungsaufwand der Ingenieure, die ohne Computer und nur mit dem Rechenschieber klarkommen mussten - alles entsprechend zeitaufwändig und damit teuer.

Nur wer sich mit dieser Technik unter diesem Aspekt beschäftigt, kann ermessen und würdigen, welche Leistung damals auf dem Gebiet erbracht wurde. Für mich ist das die Triebfeder meiner Sammelleidenschaft und -freude. Die Geräte haben so etwas wie Charme, sind irgendwie "outstanding". So etwas der Zerstörung preis zu geben, bringe ich einfach nicht fertig.

Heutzutage pappt ein Roboter (ohne Pausen, Urlaub etc.) innerhalb von Sekunden die SMD-Bauteile auf eine Platine, ab damit durch die Lötstrasse (wieder nur Sekunden), fertig ist das "Chassis". Charme-Faktor? Hmm... Es ist keine Frage - auch hier steckt eine gewaltige Portion Gehirnschmalz drin. Aber ist das auch schön, hat es etwas wie eine persönliche Note, Charakter? Nun - da habe ich eben eine andere Sichtweise, was man mir bitte verzeihen möge.

Gruß,
Herbert


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BeitragVerfasst: Di Mai 24, 2011 17:04 
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Zitat:
Heutzutage pappt ein Roboter (ohne Pausen, Urlaub etc.) innerhalb von Sekunden die SMD-Bauteile auf eine Platine, ab damit durch die Lötstrasse (wieder nur Sekunden), fertig ist das "Chassis". Charme-Faktor? Hmm... Es ist keine Frage - auch hier steckt eine gewaltige Portion Gehirnschmalz drin. Aber ist das auch schön, hat es etwas wie eine persönliche Note, Charakter? Nun - da habe ich eben eine andere Sichtweise, was man mir bitte verzeihen möge.

Nur wer sich mit dieser Technik unter diesem Aspekt beschäftigt, kann ermessen und würdigen, welche Leistung damals auf dem Gebiet erbracht wurde. Für mich ist das die Triebfeder meiner Sammelleidenschaft und -freude. Die Geräte haben so etwas wie Charme, sind irgendwie "outstanding". So etwas der Zerstörung preis zu geben, bringe ich einfach nicht fertig.


Dem kann ich mich auch nur anschließen.
Edi

Viel zu viele Geräte und Möbelstücke sind in unsere Häuser und Büros eingedrungen wie Fremdkörper- technische Gerätschaften ohne Würde, die man nur noch wegen ihres Nutzens schätzt.
Max Borka


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BeitragVerfasst: Di Mai 24, 2011 17:53 
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rettigsmerb hat geschrieben:
Wohl wahr. Die damaligen Produktionstechniken waren noch von sehr viel Handarbeit dominiert, der Entwicklungsaufwand der Ingenieure, die ohne Computer und nur mit dem Rechenschieber klarkommen mussten - alles entsprechend zeitaufwändig und damit teuer.

Heutzutage pappt ein Roboter (ohne Pausen, Urlaub etc.) innerhalb von Sekunden die SMD-Bauteile auf eine Platine, ab damit durch die Lötstrasse (wieder nur Sekunden), fertig ist das "Chassis". Charme-Faktor? Hmm...


Schon richtig. Dafür kann sich heute jeder leisten, was früher nur einer reichen Elite vorbehalten war. In der damals üblichen handwerklichen Fertigung wäre ein Fernseher auch heute nur für Gutsherren, Fabrikanten und Zahnwälte erschwinglich.

Ralf

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BeitragVerfasst: Di Mai 24, 2011 21:49 
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Hallo Ralf,

da liegt ja eben die Krux. Es schmerzt mich Hund, zu sehen, wie solche, damals fast unerschwingliche technische Meisterwerke von hirnlosen Spinnern malträtiert werden - siehe auch hier im Forum den Thread mit dem YouTube-Video, wo so ein geistig umnachteter Typ mit seinem Rüsselsheimer den Mende platt macht. Und hat "voll Spässkes dabei" - Grrr :wut: Es fällt mir schwer, dafür irgend welches Verständnis auf zu bringen.

Sicher - die modernen Produktionstechnologien haben diese Produkte für jedermann erschwinglich gemacht. Das "gewisse Etwas" ist jedoch dabei leider auf der Strecke geblieben.

Erst gestern abend lief im TV ein Spielfilm über eine andere bedeutende Erfindung und jene, die sie voran getrieben haben: Das Automobil, Berta und Carl Benz, Gottlieb Daimler. Was müsste ein Auto heute wohl kosten, gemessen an den zeitgenössischen Maßstäben? Hmm - ich denke, da wäre die Autobahn (falls sie denn dann überhaupt notwendig wäre) reichlich.... leer, oder? :wink:

Wie dem auch sei - auch hier freue ich mich über jene Enthusiasten, die diese Technik sammeln, pflegen und für die Nachwelt erhalten. So, wie wir es eben für die Rundfunktechnik tun.

Gruß,
Herbert


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BeitragVerfasst: So Jul 03, 2011 22:51 
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Das UPEL-Radio hat unterdessen einen längeren Sanatoriumsaufenthalt an meinem Messplatz hinter sich. Hier ein Bild eines Zwischenstadiums, als die Oberseite zur Hälfte gereinigt war:

Bild

Da kann man mal sehen, was 75 Jahre Belga, Saint Michel und die eine oder andere dicke Zigarre für eine Sauerei anrichten. Dazu hätte man meinen mögen, sie hätten ihr Radio regelmäßig mit Altöl poliert.

Auf der anderen Seite haben so versiffte Radios auch ihr Gutes. Wenn einmal der millimeterdicke Schmodder aus 75 Jahren heruntergeputzt ist - wobei sich am Gehäuse auch diesmal Polifac Kunststoffreiniger aus dem Autozubehör als unschlagbar erwiesen hat - kommt darunter sozusagen ein Neugerät zum Vorschein:

Bild

Die Skala ist gescannt, in Photoshop "restauriert" und anschließend auf Karton ausgedruckt worden. Sollte sie wider Erwarten irgendwann zu sehr vergilben, drucken wir einfach eine neue. :-)

Der Stoff vor dem Lautsprecher ist vollständig ersetzt worden. Original war es schwarze Seide (!) mit eingewebten Goldfäden. Die war aber völlig zerschossen. In der alten belgischen Textilstadt Verviers gibt es ein großes Stoffgeschäft, wo es sogar etwas sehr ähnliches zu kaufen gab. Mir hat der hellere Stoff trotzdem besser gefallen. Wer etwas davon haben will - es ist noch genug übrig.

Wenn man das gute Stück herumdreht, sieht es dank Bref Fettlöser jetzt so aus:

Bild

Statt der adaptierten Frickellösung mit der 6V6 als Endröhre sitzt nun eine 42 im Sockel, die wohl auch die Originalbestückung gewesen sein sollte. Jedenfalls funktionierte sie auf Anhieb und auch die Schirmgitterspannung stimmt jetzt wieder.

Ralf

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BeitragVerfasst: Mo Jul 04, 2011 14:11 
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Hallo,

rettigsmerb hat geschrieben:
Was müsste ein Auto heute wohl kosten, gemessen an den zeitgenössischen Maßstäben? Hmm - ich denke, da wäre die Autobahn (falls sie denn dann überhaupt notwendig wäre) reichlich.... leer, oder? :wink:

in unserem hiesigen Automobilmuseum hatte man vor ein paar Jahren mal einen Horch Cabrio aus den 30er Jahren währungs- und inflationsbereinigt.
Lt. einem Mitarbeiter war es gar nicht so schlimm, Preislage etwa Audi A6 mit dem Unterschied, daß der Horch Stil und Eleganz hatte sowie mit nützlichen Dingen versehen war.


MfG
Munzel


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