Wie an anderer Stelle berichtet, vegetierte ein 3036 Grundig auf dem Dachboden vor sich hin. Grundsätzlich ist der Dachboden in etwas besserer Verfassung als das Radio.
Der Name wurde aufgrund der Flokati - Optik der Röhren und Filter spontan vergeben. Wir erinnern uns:


Siffig aller Orten, gib mir mehr davon? Gerne doch!






Gut, alles zerlegt, das Gehäuse wurde mit Exzenterschleifer und Dreieckschleifer angeschliffen. Körnung 400 und 600.
Die angestossenen Ecken ( sind das dann überhaupt noch welche? ) habe ich mit durchhärtendem Holzkitt angespitzt.
Die Färbung blieb dort etwas eigenwillig, z.T gesprenkelt, naja hinten macht's nix. Furnierkanten wurden später mit Beize ( Clou Nussbaum dunkel - Lösemittel - Basis) nachgefärbt.
Nach dem Schliff kam ein Sperrgrund darauf. Zwischenschliffe, abreiben mit Nitroverdünner, schnell arbeiten, bei warmen Aussentemperaturen wie im Mai geht das gut im Garten.

Dann Ballenmattierung von Clou, 2 - 3 Durchgänge ohne Zwischenschliff.
Der Ballen besteht aus Nylon - Stumpfhosen, aufgedreht und in eine Nylon-Socke gesteckt. Das Material ist absolut fusselfrei und saugt nicht, es gibt den Inhalt leicht und tropffrei wieder her!
Perfekt, Politur nach ca. 4 Wochen mit Rot-Weiss - Paste brachte keine Verbesserung mehr.
Der Pelz wurde mit Pinsel und Staubsaurier entfernt, hartnäckig anhaftendes Material erforderte eine Spiritusdusche forcierter Art, Badewanne und Alkohol marsch!
Tastensatz und Drehko zeigten sich begeistert von diesem Vollsuff. Die Tastenschieber bekamen noch eine üppige Zugabe mit
Oscillin.
Seither stehen die Zähne auch alle wieder gleichmässig im Gebiss. Das Zähneknirschen und Krachen blieb nun ebenfalls aus.

Papierenes und teeriges Altmaterial wurde extrahiert und substituiert, gelbe Invasion mit schwarzen Unterbrechungen, aha, getigert.


Ein neues Kraftwerk musste her, da ja der 3036 initial jegliche Arbeitsaufnahme verweigerte und sämtliche Sicherungen warf.
Anstelle des alten Doppelelkos zogen neue ein, mit dem Gleichrichter 1PM6 auf einer angepassten Lötstütze untergebracht und sicher verschraubt und verlötet. Spannungen ok, den Lastwiderstand konnte ich im Schrank lassen.
Röhren EM84, EL84, EABC80 gewechselt.

Kunststoffteile wanderten nach z.T. frickeliger Reinigung im Bereich der Klangpotis (da nix abschrauben!) an ihren Platz zurück.

Eine zeitgenössische Tischdecke aus einem Erbfall spendete neuen Schallwandstoff. Mittels Zackenschere wurde ein geeignetes Stück gewonnen.
UHU Sprühkleber wurde auf die Aussenseite der Schallwand gebracht. Nach 20 - minütiger Antrocknung konnte der Toff aufgelegt werden. (Toff ?? Nee, Stoff !) Zu Korrekturzwecken kann dieser wieder abgelöst und neu positioniert werden, der Kleber schlägt auch niemals durch. Die Ränder habe ich abschliessend mit etwas Alleskleber auf den Stirnseiten fixiert.
Alles ziemlich stressfrei.

Ein besonderes Leckerli sind die Embleme. Das V8 - Emblem macht den meisten Ärger. Die Nadeln zur Befestigung reichen nicht durch die Frontplatte und das Ding sitzt fest, Deformierungen sind nicht zu vermeiden, halten sich aber in Grenzen, wenn man einen Spachtel zum Abhebeln benutzt.
Ein Beinchen riss ab, aha, kriegsversehrt. Ließ sich mit dem Lötkolben und etwas Draht beheben.
Vor der Applikation des Schallwandstoffes sollten die Löcher für dieses Emblem auf 1 mm aufgebohrt werden - und zwar durch die Schallwand durchgehend! Ist der Stoff dann geklebt, schiebt man von der Rückseite der Schallwand Stecknadeln durch und findet so die Positionen für die 3 Beinchen des Emblems.
Farbe mit Sprühlack weiss aus lösemittelhaltigem Altbestand. Metallteile in einen Schwamm gepiekt.
Die Messingoberfläche wurde nach dem Trocknen des Lackes mit Handstück und einem Gummipolierer freigelegt und mit Zapon versiegelt.

Die Elektrostaten leisten den Kondis im Mülleimer Gesellschaft. An ihre Stelle treten nunmehr HT 10 Isophon aus einem Carmen 56 ( Ihr entsinnt Euch ?

) Das klappt mit 4,7µF bipolar davor sehr gut, die MDFs müssen etwas ausgefetzt und gebohrt werden und können dann mit den Aussenblenden befestigt werden, da hält doch eines das andere zusammen, tztz.
Die Pappe eines HTs hatte zwei Löcher, farbloses Bausilikon half aus.

Der Hauptlautsprecher litt an Schaumstoffranddichtungszerfall. Ersatz: a) Kordel b) weil zu flach dann noch TesaMoll, top, auch wenn ich ein wenig mit Kleber gekleckert habe....


Endzustand:





Was noch?
- Neue Schuhe: Filzgleiter unter den Standfüsschen erneuert.
- Schloss am umlaufenden Kunststoffrahmen fehlt, war nicht zu retten, Ersatz gelegentlich per Zufall.
- Brummt bei Berührung der beiden Tiefenregler, das sind Kunststoffscheiben!!! Effekt wie das Berühren des heissen Pols des TA-Eingangs. War zu faul, das weiter zu verfolgen, sicher wisst ihr Rat.
- Schallwand war leider ab Werk ein klein wenig schief eingesetzt, konnte ich nicht mehr korrigieren, egal.
Die ehemaliger Besitzerin, unsere Nachbarin, war fassunglos ob der Wiedergeburt. "Man soll niemals etwas weggeben..." Naja, was wollte sie denn sonst damit anfangen? Sie darf hören und in Erinnerungen schwelgen kommen, wenn sie mag.
Wenn mir noch etwas einfällt, füge ich es hinzu.
Grüsse, Jochen