Hallo,
Das Radio auf dem Foto erstand ich vor längerer Zeit für den berühmten Appel und n' Ei.
"OK, das Übliche, nichts besonderes", dachte ich mir, als ich es auf dem Angebotsfoto sah. Angeboten war ein lt. Aufschrift auf der Rückwand hundsordinärer Olympia 502Wn; der sah noch recht gut aus; nur die Drehknöpfe machten mich stutzig. Denn die 502Wn haben solche normalerweise nicht. Aber der Preis stimmte für solch' eine "Gurke", also flugs gekauft.
Denn ich konnte einen Esatzteilespender für meinen eher defekten 502WM gut gebrauchen. Komisch war es schon: 502Wn, aber mit einem magischen Auge - eigentlich heissen die ja 502WM. Nun ja, es wird ja bald klingeln.
Klingelte es; aufmachte ich: "Tach, Post für Sie!" Nach dem Öffnen des Paketes und anschließendem Beschnarchen des Radios wurde ich stutzig. Die KW-Skala überstreicht nämlich nicht nur den für die damalige Zeit üblichen Bereich von etwa 5,5 bis 18 MHz. Er geht nämlich entgegen der üblichen Serienausstattung runter oder hinauf bis auf über 100m, d.h. er hat den erweiterten KW-Bereich des Olympia 542WM (!) mit folgender Unterteilung: KI von 2,6 bis 7,5 MHz und KII von 7,2 bis 20 MHz. Das praktisch zwei KW-Bereiche vorhanden sind, war mir auf dem Angebotsfoto so nicht aufgefallen, auch stand der Wellenbereichschalter auf MW...
Die Rückseite der Skala ist folgerichtig mit "542WM" und "Remmi" bedruckt; allein ich habe so eine Skala für so ein Gehäuse noch nie gesehen. Die Rückwand des Radios ist professionell bedruckt, nichts händisch hinzu gemalt...
(Hier
http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren ... n/Text.htm restaurierte ich einen "echten" Olympia 542 WM)
Auch die verwendeten Bauteile sowie das Furnier der Gehäuse geben Grund zum Grübeln. Üblicherweise verbaute das Sachsenwerk wie übrigens alle Radio-Betriebe der damaligen DDR in den 50er Jahren die typischen, grünen Widerstände und sachsenwerktypisch ein eher graugrünes Chassis. Verbaut sind aber rote Widerstände und ein silberfarbenes Chassis. Bis auf den üblichen Verdächtigen, nämlich unser' Koppelkondensator zur ECL11 (das Radio ist komplett mit der üblichen Stahlröhrenserie für Standard-Sechskreis-Superhets bestückt), sind alle Bauteile einwandfrei und das Radio mit seiner dementsprechenden Schaltung spielt an einer Hochantenne ausgezeichnet. Tropenfeste Kondensatoren sind keine verbaut, es sind die üblichen Teerdinger - jedoch in absolut einwandfreier Qualität!
Das Gehäuse ist hell und freundlich furniert mit einer auffallenden Maserung in dem Stand der Zeit entsprechendem einwandfreiem Lack; unüblich zu den ansonsten eher unscheinbar gemaserten und dunklen, unauffälligen Nussbaum-Furnieren. Und ich habe wahrlich schon einige Sachsenwerk-Radios dieser Zeit in den Fingern gehabt - aber eben wohl noch nicht alle.
Ein Bastlergerät? Nein, garantiert nicht. Der professionelle Aufbau im Innern zeigt das eindeutig. Ein Export-Gerät? Ist mir nicht bekannt und unter 502 Wn vom Sachsenwerk ohnehin nicht gelistet. Es handelt sich also um ein industriell gefertigtes Radio vom ehemaligen Sachsenwerk. Aber was? Ein Messemuster? Nullserie? Ich weiß es nicht.
Eine Schöne Unbekannte.
Gruß Michael