Vor einiger Zeit wurde von unserem zu Letzt gesperrten Mitglied ein in meinen Augen merkwürdiger Kurzbericht über eine Siemens Schatulle M57 hier abgelegt.
Da ich genau zu diesem Zeitpunkt auch an genau solch einem Gerät tätig war, kam mir der Gedanke, mal so etwas wie einen Vergleich von Radiogrößen verschiedener Hersteller zu machen.
Gerade griffbereit und mit einander vergleichbar hatte ich 3 Geräte von drei renommierten Herstellern dieser Zeit. Einmal wie geschrieben die M57, dann ein Grundig 5050-3D sowie ein Saba Freiburg 7.
Mir ging es bei dem Vergleich nicht um technische Parameter, irgendwelcher Gimmicks oder solchen Sachen. Ich wollte den Klang vergleichen ohne Meßtechnik. Und die sollten auf Augenhöhe mit den großen Vertretern der drei Hersteller stattfinden.
Wäre zuerst die Siemens Schatulle.
Hier strahlen alle Lautsprecher nach vorn ab. Die beiden Hochtöner werden dort in extra „Schalltrichter“(Divergenzkegel) geführt und strahlen so wohl klanglich besser in den Raum. Noch dazu kommt die extra beworbene Schallführung der Hochtöner bei geschlossenen Türen durch das „Schalldivergenzgitter“ . Sehen wir das mal als Werbemittel an.
Der Klang.
Völlig unangestrengte, nie nervende Schallwiedergabe. Allerdings für mein Hörempfinden muß ich schon die Klangregler beide fast voll aufdrehen. Dann allerdings ist Musikwiedergabe stundenlang „zu ertragen“. Völlig ausgeglichene Wiedergabe. Nie nervendes Dröhnen von Bässen durch Resonanzen mit dem Korpus. Die Klangregler können eigentlich über das gesamte Lautstärkepensum so stehen bleiben.
Den Klangeindruck würde ich als gelungen bezeichnen.
Das Grundig 5050-3D steht bei mir schon seit Jahren im Wohnzimmer als Alltagsradio. Erfüllt diesen Zweck seit jeher klaglos und mit Nachdruck.
Hier strahlen zwei Mitteltöner zu beiden Seiten, zwei E-Staten nach vorn (als Punktstrahler) und ein riesiger Basslautsprecher dominiert dieses Orchester zentral nach vorn abstrahlend.
Der Klang ist sehr dominant aber ausgeglichen. Die Klangregler stehen bei mir einmal auf Anschlag(Höhen) und einmal fast zugedreht (Bass). Drehe ich hier auch auf, muß ich meine Nachbarn bestechen, um nicht wegen Ruhestörung verklagt zu werden. Denn dann kommt ein Gewitter. Aber auch so darf man von einem sehr beeindruckenden Hörerlebnis reden. Auf lange Sicht zwar ausgeglichen, aber man ist bei einigen Passagen des Radiohörens versucht aufzustehen und irgendwas nachzulegen. Dieser Effekt hält sich allerdings in Grenzen und ist logischerweise abhängig vom Programm, Lautstärke und Hörgewohnheit. So man sich nur leise im Hintergrund bedudeln lassen will, fällt dies eigentlich aus. Allerdings sollte der Bassregler da auf Null oder eher noch weniger stehen.
Das gezeigte Exemplar ist eines, was ich nicht mehr besitze. War zu faul meins zu fotografieren
Das Saba Freiburg 7.
Dieses Radio war der letzte Kandidat, welchen ich erstmal in Schwung bringen mußte, um es hier mitspielen zu lassen. Es war eine Restaurierung angesagt.
Auch hier die Anordnung der Lautsprecher zum viel zitierten 3-D Sound. Zweimal Mittentöner zur Seite, ein Hochtöner nach vorn mit einem gewaltigen Bass daneben. Hier wurde auf die viel gescholtenen E-Staten verzichtet.
Der Klang ist gewaltig und beeindruckend. Zuerst. Solange man nur bewusst Radio hört und sich darauf konzentriert, mag das auch so gehen. Wenn das Radio allerdings im Hintergrund spielen soll und nur ein wenig Unterhaltung bietet, hat man ein Problem. Man ist nach einer gewissen Zeit (bei mir 10-15min) immer irgendwie versucht, an den Klangreglern rum zu drehen. Speziell der Bassregler wird zum Freund. Dies ist mir bei eigentlich allen großen Saba´s aufgefallen und wird auch vielerorts von anderen Schreibern bestätigt. Der Klang ist einfach zu dominant, um nicht zu nerven. Am Anfang ist man schwer beeindruckt, was dann später allerdings umschlägt. So sollte das meiner Meinung nach nicht sein.
Wie gesagt, benutze ich das Saba um bewußt Musik wiederzugeben, oder auch Sprachdarbietungen, mag das alles gehen. Aber ein Radio ist mehr. Es soll auch im Hintergrund unterhalten, Grundstimmungen verbreiten (zB. man denke an Weihnachten). Da wird es dann grenzwertig. Allerdings ist das alles nicht so schlimm, wie es sich jetzt hier anhört. Es sollte eben nur erwähnt werden.
Saba hat die größte Fläche an Lautsprechermembran im Test. Das hört man auch.
Grundig ist am gewaltigsten im Bass, Saba steht da aber nicht so sehr viel zurück. Siemens hat da schon ein wenig Abstand zu den beiden. Höhenwiedergabe kam bei Saba am besten rüber, gefolgt von Grundig. Am ausgeglichensten klingt das Siemens. Reserven haben alle drei mehr als genug. Den Tisch oder das Schränkchen auf dem sie stehen können alle drei zum wackeln bringen (wörtlich zu nehmen!).
Die Taste Sprache/Musik habe ich bewußt nicht bewertet, da sie einerseits beim Grundig völlig fehlt, andererseits in der Praxis sowieso nie betätigt wird. Es spielt sich alles im Musikmodus ab.
Da wir es hier mit Radios zu tun haben, habe ich auch bewußt auf die externe Einspielung über TA/TB verzichtet.
Abschließend noch ein Wort zur Qualität. Gehört zwar nicht hier her, kann ich mir allerdings nicht verkneifen.
Den mit Abstand hochwertigsten Eindruck im Gehäuse hinterließ zweifellos das Siemens. Da kommen die anderen beiden nicht heran. Die verwendeten Materialien sind am hochwertigsten, die Verarbeitung am besten, die Haptik ungeschlagen. Danach teilen sich Saba und Grundig die Plätze. Grundig ist filigraner in Haptik und Verarbeitung. Das Saba wirkt da etwas grobschlächtiger. Was mir bei Saba seit Jahren massiv aufstößt ist die Skale. Wie kann man als renommierter Hersteller dafür Sorge tragen, daß ich den technischen Hintergrund (Schrauben, Löcher etc) von vorn problemlos durch die Skale sehen kann? Da waren fast alle anderen Hersteller der Epoche bemühter. Beim Grundig wirken die Passung und die verbauten Furniere eindeutig eleganter. Um es kurz zu machen, ein Saba dieser Zeitspanne wirkt in diesen Vergleich auf mich am… na ja, ich will jetzt nicht billig sagen, aber ich denke man versteht was ich ausdrücken möchte. In diesen Dreiervergleich ist das der dritte Platz.
Um es nochmals festzuhalten – ich rede hier von den für den Kunden optisch, akustisch und haptisch zu erkennenden Werten, nicht vom technischen Innenleben. Das wäre ein ganzes, sicher nicht uninteressantes Thema für sich.
Eine Einordnung nach Platz und Sieg will ich hier bewußt vermeiden, da dies sowieso, wie der gesamte „Test“ eher vom Hörer direkt als über die Ferne des Internets gemacht werden muß. Schlecht klingen tut mit Sicherheit keines der Geräte. Sie stellen schon die oberste Liga da. Jeder, der auch nur eines der Radios hat, wird mit Sicherheit froh darüber sein und sich glücklich schätzen.
Wie diese Bewertung hier von jedem einzelnen Radio zu nehmen ist, mag auch jeder für sich entscheiden. Sicher werden die Meinungen kontrovers auseinanderdriften. Das ich dabei nicht den persönlichen Geschmack eines jeden getroffen habe sollte auch klar sein. Das diese Einschätzung von jemanden anders auch anderes ausfallen kann, sollte auch klar sein.
Nun können alle Fans der jeweiligen Marke auf mich einprügeln.
paulchen