Ein Arbeitskollege hat sich einen Alfa Spider aus den frühen 80ern zugelegt. Irgendwann kam er mit der Board-Uhr an und meinte, dass einige Segmente nicht funktionieren.
Die Uhr stammt von Borg, besteht aus LED-Ziffern und ist nur noch schwer und teuer zu bekommen und meist genauso defekt.
Ich versprach, mich der Uhr anzunehmen, auch weil ich diese LED-Uhren aus dieser Zeit mag. Mir gefallen diese alten Sieben-Segment-Anzeigen mit Eckigen Segmenten.
Zuerst glaubte ich, dass da vielleicht ein LED-Baustein drin wäre, aber dem war nicht so. Die Anzeige ist auf der Uhrenplatine aufgebracht und zwar aus einzelnen mikroskopisch kleinen LEDs, die auf vergoldete Leiterbahnen geschweißt oder geklebt sind und deren Anode über einen Golddraht, dünner als ein Haar mit der benachbarten Leiterbahn verbunden ist. Über die LEDs wird eine Brille aus Kunststoff gelegt, in der dann die Segmente als kleine Fensterchen aus durchsichtigem Kunststoff eingelassen sind.
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01 BORG - Digital-LED-Uhr (Carlo) 20160606 144240 4.934 B1200.jpg [ 163.07 KiB | 7939-mal betrachtet ]
Die Brille ließ sich schnell entfernen. Zuerst versuchte ich es mit SMD-LEDs 0,6x1,2mm. Selbst mit dem SMD-Lötkolben und der Glasbausteinbrille war das nicht zu bewerkstelligen. Das Problem ist das Löten dieser Teile. Man muss die Leiterbahnen hauchdünn vorverzinnen, die LED auflegen, ausrichten, auf die Polarität achten, festhalten und dann verlöten. Zwei komplette Ziffern schaffte ich. Dann filen die ersten LEDs wieder ab und dann schlich sich auch noch ein Wackelkontakt ein, der beide fertige Ziffern flackern oder ausfallen ließ. Davon abgesehen war der Ausschuss an LEDs immens. Die Dinger kosteten zwar nicht viel, aber für eine erfolgreich gelötete LED gingen im Schnitt drei über'n Jordan. Entweder klebten sie an der Lötspitze und starben den Hitzetod oder sie flogen weg. Vielleicht hab ich auch ein paar eingeatmet
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02 Uhrenmodul alt Detail.jpg [ 53.57 KiB | 7939-mal betrachtet ]
Nach ein paar Abenden mit dem Teil gab ich entnervt auf. In der Bucht fand ich aus China Uhrenmodule mit fast identischer Anzeige. Die Teile kosteten 6 oder 9 € inkl. Versand.
So bestellte ich zwei Stück, die dann auch bald eintrafen. Der Glücksfall ist, dass der LED-Baustein der neuen Uhr auf's Zehntel genauso groß ist, wie die Brille der alten Uhr.
Also schnell eine Lochrasterplatine angefertigt, die LED-Anzeige vom neuen Uhrenmodul entlötet und auf die Lochrasterplatine gesetzt. Von Dort mit Silberdraht auf der Rückseite dann das neue Modul angelötet.
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Die Frontplatine der neuen Uhr musste 1,2mm weiter nach hinten verlagert werden, da die neue LED-Anzeige 1,2mm dicker ist, als die Brille über der alten Anzeige.
Die neue Uhr hat nur eine Taste zur Zeiteinstellung, so baute ich auf die Frontplatte einen Taster für die Zeiteinstellung und einen als Dummy, damit der Knopf in der Blende nicht eingeklebt werden muss.
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Das Schöne an der Sache ist, dass die Uhr von außen nahezu original aussieht. Einzig der Abstand der Ziffern war bei der alten Uhr etwas größer. Neigungswinkel der Ziffern und Zifferngröße sind gleich.
Die Uhr hat eine Batterie zur Ausfallunterdrückung. Zunächst werden wir prüfen, ob die Batterie ausreicht, wenn die Zündung abgeschaltet ist. Falls nicht, wird entweder ein Batteriefach für zwei Mignon-Zellen nachgerüstet, oder mittels LM317 eine 3V-Spannung über Dauerplus auf die Uhr gegeben, anstelle der Batterie.
Auf jedenfall ist der Kollege nun glücklich mit seiner neuen alten Uhr.