Das Gerät konnte ich am vergangenen Samstag auf dem größten Trödel der Region, Krefeld Sprödentalplatz, für 3 Euro bekommen.
Erste Inaugenscheinnahme: Antennenspitze abgebrochen, Netzleitung fehlt. (Ist da wirklich ein Netzteil drin, bei dem geringen Gewicht ?) Gehäuse intakt, aber verschmutzt. Skalenantrieb schwergängig.
Das erste Problem stellt sich schon beim Öffnen des Gerätes. Wie bekommt man das Ding auf ? Trick war, daß zunächst die Skala demontiert werden mußte, darunter sind dann drei Schrauben. Löst man die, plumst das ganze Chassis aus seinem Stülpgehäuse. Das Radio ist deswegen interessant, weil es drei UKW-Stationstasten hat, das war damals in der Mittelklasse absolut unüblich.
Also zuerst die krachenden Potis mit T600 geflutet, das klappte sofort. Weil das Gerät offensichtlich mal einen Sturz überstehen mußte, war die Ferritantenne ein gutes Stück aus der Halterung gerutscht, war aber nicht gebrochen, Mittelwelle war dennoch ohne Funktion. Kein Wunder, durch das Verrutschen der Ferritantenne war eines ihrer Drähtchen von der zugehörigen Lötöse im Tastensatz abgegangen. Angelötet, OK.
Viel schlimmer war, daß die Platine der Stationstasten dadurch einen mitgekriegt hatte. Das eine Ende der F-Antenne liegt unmittelbar vor der Platine und verursachte durch das Verrutschen einen Riß.
Das ganze Ding funktioniert so, daß ein Kunststoffkloben mit einer Bohrung und eingeschnittenem Gewinde an einer Spindel durch einen kleinen Kasten gezogen wird. Der Kloben hat zwei Schleifer, von denen einer über eine Kupferbahn läuft, der andere über eine Kohlenstoffbahn mit einem definierten Widerstand, die auf eine Pertinaxplatte aufgedampft ist. Diese war nun an der Stelle gebrochen, an der Schleifer drüberlief, ich habe sie mit flüssigem Kupfer (Paste) geflickt. Solche Sachen macht sonst niemand mehr, fürchte ich.
Die Abstimmung geschieht bei so einem Gerät denn auch nicht mittels Drehko oder Variometer, sondern über Kapazitätsdioden. In einem billigen Kofferradio der frühen 70er-Jahre ist das fast genial. Diese Art der Abstimmung kam damals nur bei Receivern, also Tischgeräten der besseren Preisklassen vor. Funktioniert aber bis heute zuverlässig.
Das Gerät hat übrigens tatsächlich ein eingebautes Netzteil, winzig und nur sekundärseitig geschaltet ! Primär steht der Trafo also immer unter Spannung ! So recht wohl ist mir dabei nicht. Außerdem wurde, wohl zur Einhaltung eines bestimmtes VK-Preises, auf Skalenbeleuchtung und Duplexantrieb verzichtet. So billig, wie es auch sonst wirkt (piepsiger Lautsprecher, popliges Gehäuse) war es vielleicht wegen der beschriebenen Schaltungsfinesse gar nicht mal.
Nun ein Bild, welches das Gerät nach gründlicher Reinigung schon an seinem geplanten Einsatzort Küchenfenster zeigt.
H.