Eigentlich habe ich in meiner bisherigen "Karriere" als Radio-Restaurator sehr selten ein Radio mit Bakelit-Gehäuse auf dem Tisch gehabt. Grundsätzlich ist es schon ein bisschen was Spezielles, wenn man bisher nur Holz-Gehäuse restauriert hat.
Anfangs war ich doch ein bisschen skeptisch bezüglich dem späteren Aussehen von Bakelit nach der Auffrischungskur, doch ich wurde positiv überrascht - Aber dazu später mehr...
Das Radio kam über meine deutschen Verwandten zu mir in die Schweiz. Wir kennen diese Situationen ja alle, da kommt jemand zu Besuch und sieht die Radiosammlung und schon werden Erinnerungen über das eigene, längst auf dem Dachboden verstaubte Radio wach.
Erinnerungen von einem Radio, für welches keiner mehr eine Verwendung hatte, es aber auch niemand einfach so entsorgen wollte.
Auf alle Fälle habe ich das Radio im anfänglichen Eifer blitzschnell in seine Einzelteile zerlegt und es dann für fast ein ganzes Jahr in der Ecke stehen lassen, beziehungsweise das, was davon übrig geblieben war.
Dann kam mir das Radio vor 2-3 Wochen wieder in den Sinn und so begann ich, das Gehäuse ein zweites Mal im Seifenbad zu waschen, da dieses natürlich schon wieder Staub angesetzt hatte.
Den Goldlack, der inzwischen in der Nähe der Tasten schon sehr stark abgegriffen war, wehrte sich trotz seines schlechten Zustandes wehement gegen seine Entfernung! Nach dem Auftragen von Abbeizer und einer Wirkzeit von 1-2 Tagen hatte dieser dann das zeitliche gesegnet.
Auf dem unteren Bild sieht man das Gehäuse im farblosen, abgebeizten Zustand:
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Selbstverständlich musste ein Ersatz für den entfernten Gold-Lack her und so begann ich mit dem fast vollständigen Abkleben des Gehäuses, um den inneren Rand und die Zierstreifen zu regenerieren.
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Hierzu verwendete ich einen Acryl-Goldlack, welcher mir in seiner Anbringung am Gehäuse massivsten Ärger bereitete! Schlussendlich war das Ergebnis zwar gerade noch so akzeptabel, doch die Ränder der Lack-Fläche franzten aus und auch die hauchdünnen Zierstreifen konnten auch im Sprühverfahren nicht regelmässig wiederhergestellt werden.
Gerade beginnend damit, zu realisieren ein altes Radio-Gehäuse mit Acryl-Lack zu verschandeln, beizte ich im Affekt kurzerhand die ganze Farbe wieder ab und entschied mich dazu, die Zierstreifen mit einem feinen Pinsel aufzutragen. Auf das Lackieren der anderen Goldfläche verzichtete ich.
Da das Gehäuse durch das Abbeizen und die Verdünnung stark ermattet war, begann ich mit dem Aufpolieren und startete kurz darauf die Reparatur der internen UKW-Antenne, die bei der Demontage des Radios kaputt gegangen war.
Grundig verwendete für die Antenne eine Art von Folie, auf der scheinbar eine Aluminium-Schicht aufgedampft war. Diese verbröselte bei der Demontage dann grosszügig in meinen Händen.
Einen Ersatz fand ich mit einer Kupfer-Folie, welche ich im Elektro-Schrott fand. Diese musste zuerst zurechtgeschnitten und verlötet werden, bevor sie dann mit Kraft-Kleber wieder an der Innenseite des Radios angebracht wurde.
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Ausserdem begann ich damit, alle Messingteile mit Stahwolle auf hochglanz zu polieren. Hierzu nutzte ich zuerst grobe Stahlwolle aus dem Haushaltsbereich und hörte mit einer ganz feinen Stahwolle auf, welche in einer Art Konservierungsöl getränkt war. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen:
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Als dann schliesslich auch die Lautsprecherwand und alle dazu vorerst nötigen Teile im Gehäuse-innern installiert wurden, kam ich dann schliesslich zum "spannenden Teil" der Restauration:
Grundig scheint keine Mühe gescheut zu haben und hat bei den Problemkondensatoren ein tolles Programm an potenziellen Zeitbomben eingebaut. Da dieses Radio ein beaufsichtigter Dauerläufer werden soll, ein paar Bauteile vorsorglich von ihrem Arbeitsplatz suspendiert worden:
Ebenfalls wurde der Selen-Flachgleichrichter ersetzt und auch der Becher-Elko, welcher sich sein bisheriges (Innen)leben bereits durch den Kopf hat gehen lassen...
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