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Dampfradioforum • Thema anzeigen - Grundig 1060 Zauberklang - Ein Restaurationsbericht

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BeitragVerfasst: Mo Jun 10, 2013 21:00 
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Eigentlich habe ich in meiner bisherigen "Karriere" als Radio-Restaurator sehr selten ein Radio mit Bakelit-Gehäuse auf dem Tisch gehabt. Grundsätzlich ist es schon ein bisschen was Spezielles, wenn man bisher nur Holz-Gehäuse restauriert hat.
Anfangs war ich doch ein bisschen skeptisch bezüglich dem späteren Aussehen von Bakelit nach der Auffrischungskur, doch ich wurde positiv überrascht - Aber dazu später mehr...

Das Radio kam über meine deutschen Verwandten zu mir in die Schweiz. Wir kennen diese Situationen ja alle, da kommt jemand zu Besuch und sieht die Radiosammlung und schon werden Erinnerungen über das eigene, längst auf dem Dachboden verstaubte Radio wach.
Erinnerungen von einem Radio, für welches keiner mehr eine Verwendung hatte, es aber auch niemand einfach so entsorgen wollte.
Auf alle Fälle habe ich das Radio im anfänglichen Eifer blitzschnell in seine Einzelteile zerlegt und es dann für fast ein ganzes Jahr in der Ecke stehen lassen, beziehungsweise das, was davon übrig geblieben war.

Dann kam mir das Radio vor 2-3 Wochen wieder in den Sinn und so begann ich, das Gehäuse ein zweites Mal im Seifenbad zu waschen, da dieses natürlich schon wieder Staub angesetzt hatte.
Den Goldlack, der inzwischen in der Nähe der Tasten schon sehr stark abgegriffen war, wehrte sich trotz seines schlechten Zustandes wehement gegen seine Entfernung! Nach dem Auftragen von Abbeizer und einer Wirkzeit von 1-2 Tagen hatte dieser dann das zeitliche gesegnet.
Auf dem unteren Bild sieht man das Gehäuse im farblosen, abgebeizten Zustand:
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gebeizt.JPG
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Selbstverständlich musste ein Ersatz für den entfernten Gold-Lack her und so begann ich mit dem fast vollständigen Abkleben des Gehäuses, um den inneren Rand und die Zierstreifen zu regenerieren.
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zierstreifen.JPG
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Hierzu verwendete ich einen Acryl-Goldlack, welcher mir in seiner Anbringung am Gehäuse massivsten Ärger bereitete! Schlussendlich war das Ergebnis zwar gerade noch so akzeptabel, doch die Ränder der Lack-Fläche franzten aus und auch die hauchdünnen Zierstreifen konnten auch im Sprühverfahren nicht regelmässig wiederhergestellt werden.
Gerade beginnend damit, zu realisieren ein altes Radio-Gehäuse mit Acryl-Lack zu verschandeln, beizte ich im Affekt kurzerhand die ganze Farbe wieder ab und entschied mich dazu, die Zierstreifen mit einem feinen Pinsel aufzutragen. Auf das Lackieren der anderen Goldfläche verzichtete ich.

Da das Gehäuse durch das Abbeizen und die Verdünnung stark ermattet war, begann ich mit dem Aufpolieren und startete kurz darauf die Reparatur der internen UKW-Antenne, die bei der Demontage des Radios kaputt gegangen war.
Grundig verwendete für die Antenne eine Art von Folie, auf der scheinbar eine Aluminium-Schicht aufgedampft war. Diese verbröselte bei der Demontage dann grosszügig in meinen Händen.
Einen Ersatz fand ich mit einer Kupfer-Folie, welche ich im Elektro-Schrott fand. Diese musste zuerst zurechtgeschnitten und verlötet werden, bevor sie dann mit Kraft-Kleber wieder an der Innenseite des Radios angebracht wurde.
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antenne.JPG
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Ausserdem begann ich damit, alle Messingteile mit Stahwolle auf hochglanz zu polieren. Hierzu nutzte ich zuerst grobe Stahlwolle aus dem Haushaltsbereich und hörte mit einer ganz feinen Stahwolle auf, welche in einer Art Konservierungsöl getränkt war. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen:
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knöpfe.JPG
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Als dann schliesslich auch die Lautsprecherwand und alle dazu vorerst nötigen Teile im Gehäuse-innern installiert wurden, kam ich dann schliesslich zum "spannenden Teil" der Restauration:
Grundig scheint keine Mühe gescheut zu haben und hat bei den Problemkondensatoren ein tolles Programm an potenziellen Zeitbomben eingebaut. Da dieses Radio ein beaufsichtigter Dauerläufer werden soll, ein paar Bauteile vorsorglich von ihrem Arbeitsplatz suspendiert worden:

Ebenfalls wurde der Selen-Flachgleichrichter ersetzt und auch der Becher-Elko, welcher sich sein bisheriges (Innen)leben bereits durch den Kopf hat gehen lassen...
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Zuletzt geändert von 2_Stroker am Sa Jan 04, 2014 13:52, insgesamt 5-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Di Jun 11, 2013 0:06 
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Ein schöner Bericht einer Auferstehung eines Grundig Radios. :super:
Zu dem Müffeln bei längeren Betrieb fällt mir der Vergleich von zwei Grundig Radios ein, die ich im Dauerbetrieb habe. Da ist ein Grundig 3045 3D im Original Gehäuse, dessen Geruch erinnert mich an erhitzte Farbe! Ein Grundig 2012 habe ich mit Schellack wieder aufgearbeitet. Das kann stundenlang an sein, da müffelt nichts. Das ist ein weiterer Grund, warum ich nur noch Schellack für Holzoberflächen verwende. Natürlich nur bei Radios, deren Oberflächen völlig verschlissen sind.

Radiogrüße :hello:

Hans Detlef


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BeitragVerfasst: Do Jun 13, 2013 11:19 
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Hallo,

ist zwar OT, aber:

Wobei ich zum Thema "Müffeln" nur sagen kann, das ich sowas gerade bei alten Radios sehr gern rieche, wenn sie in Betrieb sind. Also Nichtraucher-Geräte, die innen nur den normalen Staubansatz drin haben, die im Wohnbereich stehen; keine Geräte aus feuchten Kellern, Ställen oder sonst irgendwelchen eigenartigen Lagern.

Klingt bekloppt, ich weiss, aber erst am WE hatte ich wieder einen alten Seibt Roland in Betrieb, dann einen Sachsenwerk: Dieser Geruch nach heißer Endröhre, Staub - eben nach "Radio" ist so typisch - ich muss einfach schnuppern - es gehört für mich zu so einem Radio stets dazu. :)

Gruß Michael

_________________
Penthode?


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BeitragVerfasst: Sa Jan 04, 2014 13:48 
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Teil 2
Bilder nach der C-Kur:
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Der Selengleichrichter wurde durch einen gängigen Siliziumgleichrichter der KBU-Serie ersetzt. Berechnungen und Messungen bestätigten die dunkle Vorahnung einer durch den Umbau resultierenden zu hohen Anodenspannung. Daher wurde ein Vorwiderstand von 220Ohm mit reserventrächtigen 4 Watt eingesetzt. Die blauen 10nF Kondensatoren sitzen jeweils über einer Diode des Silizium-Vollweggleichrichters. Sie wurden zur Störungseliminierung eingebaut.
Leider war nebst der Anodenspannung auch noch die Heizspannung mit 7.1V(!) viel zu hoch. Abhilfe schafften zwei antiparallel geschaltete Siliziumdioden, welche die überschüssigen 0.7V vernichten. (Siehe hierzu auch den im unteren Teil angehängten Schaltplan)
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Umbau_Schaltplan - Kopie.jpg
Umbau_Schaltplan - Kopie.jpg [ 56.88 KiB | 11232-mal betrachtet ]

Nach dem Einschalten des Radios entpuppte sich die EL84 Endstufen-Röhre als defekt, da sie zunehmend begann, wie irre Anodenstrom zu ziehen. Auch die ECC85 UKW-Röhre krächzte nur noch mit Mühe das Regionalprogramm durch den Lautsprecher. Beide wurden ersetzt, wobei dann das Radio munter auf UKW dudelte. Das magische Auge EM85 bereitete dem Sendersuchenden Benutzer keine wirkliche Freude mehr und wurde deshalb mit einem kleinen Sockel-Umbau durch eine EM80 bzw. russische 6E1P ersetzt

Nach einigen Fehlversuchen, dem Gerät einen amplitudenmodulierten Sender auf LW und MW zu entlocken, entdeckte ich dann einen durch Schaltnetzteile im Umfeld verursachten HF-Seuchenherd. Nachdem das Radio nun seine eigene, bis jetzt einigermassen "saubere" Steckdose bekommen hat, sind auch Sender auf LW und MW zu empfangen.
Nach der erfolgreichen Reassemblierung sieht das Gerät nun folgendermassen aus:
Dateianhang:
super.JPG
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Dateianhang:
IMG_0503 - Kopie.JPG
IMG_0503 - Kopie.JPG [ 175.34 KiB | 11232-mal betrachtet ]



Um nocheinmal auf das Bakelit-Thema zurückzukommen, der Vorteil meiner Meinung nach von Bakelit ist jener, dass es sich bequem mit Wasser waschen lässt und daher nicht so "müffelt" wie Holz, wenn es warm wird. Ich habe diverse Röhrenradios mit Holz-Gehäuse gehabt und die verbreiteten auch nach einer Neulackierung ihren Eigengeruch im ganzen Raum.

Ich hoffe, dass ich mit diesem Bericht vielleicht dem einen oder anderen ein bisschen Freude gemacht habe oder die Zeit vertrieben habe. Auch könnte es vielleicht einem Anfänger bei der Restauration helfen. Hier ist noch der Schaltplan mit meinen Modifikationen:
Bild


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BeitragVerfasst: Sa Jan 04, 2014 15:16 
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Hallo ???

einen schönen Bericht hast du geschrieben - vielen Dank dafür.
Wegen der Spannung an der Röhrenheizung - hast die gemessen, als auch alle Verbraucher sprich auch alle Skalenlampen eingedreht waren ? Ansonsten gute Idee mit den beiden Dioden :super: (Wobei die müssten schon etwas mehr können - welche Typen sind denn verbaut ?)

Gruß
Oliver

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Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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BeitragVerfasst: Sa Jan 04, 2014 17:08 
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Registriert: Sa Jan 31, 2009 21:00
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olli0371 hat geschrieben:
Hallo ???

Hallo? :lol:
olli0371 hat geschrieben:
Wegen der Spannung an der Röhrenheizung - hast die gemessen, als auch alle Verbraucher sprich auch alle Skalenlampen eingedreht waren ? Ansonsten gute Idee mit den beiden Dioden :super: (Wobei die müssten schon etwas mehr können - welche Typen sind denn verbaut ?)


Die Spannung war effektiv zu hoch, auch mit Skalen-Lampe. Ich hatte schon ein paar Radios, die empfindlich auf meine 236-237V zuhause reagierten. Erschwerend auch die Tatsache, dass der Grundig keine 240V Einstellung besitzt.
Die Dioden sind BY 214, welche zwar ein bisschen unterfordert sind, aber die waren grad da und sie passten ;)

Wer sich im Übrigen über die Teilung der Beiträge wundert: Der Image-Hoster hat das zeitliche gesegnet und so habe ich die Bilder übers Board hochgeladen. Da die maximale Anzahl Bilder auf 5 begrenzt ist, mussten zwei Beiträge erstellt werden.

Gruss


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BeitragVerfasst: So Jan 05, 2014 12:15 
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Ein schönes kleines Gerät, gefällt mir. Habe einen älteren "Verwandten", den 955W, der hat auch diese lustigen Klangleitbleche (pardon: Leitpertinaxe).

Wie verhalten sich die beiden Klangregler? Noch fehlerfrei? Mit dieser Art von Reglern hatte ich bereits bei mehreren Grundig - Geräten Probleme.

Zu der erhöhten Spannung: ich kenne das Phänomen. Die Diodenlösung war mir allerdings neu.
Habe mir in solchen Fällen, da ich viel zu hohe Heizspannung und zugleich zu hohe Anodenspannung hatte, immer mit einem Vorwiderstand auf der Primärseite beholfen.
(Aber das gilt manchen hier als Teufelswerk. :twisted: )

k.

_________________

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)


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BeitragVerfasst: So Jan 05, 2014 14:19 
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Registriert: Sa Jan 31, 2009 21:00
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Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
klausw hat geschrieben:
Wie verhalten sich die beiden Klangregler? Noch fehlerfrei? Mit dieser Art von Reglern hatte ich bereits bei mehreren Grundig - Geräten Probleme.

Zu der erhöhten Spannung: ich kenne das Phänomen. Die Diodenlösung war mir allerdings neu.
Habe mir in solchen Fällen, da ich viel zu hohe Heizspannung und zugleich zu hohe Anodenspannung hatte, immer mit einem Vorwiderstand auf der Primärseite beholfen.
(Aber das gilt manchen hier als Teufelswerk. :twisted: )

k.


Hallo klaus,
Mittlerweile schleichen sich Probleme ein, habe dazu auch schon einen Thread eröffnet im Reparatur Board.

Auch ein Problem ist, dass der Bass-Regler zwar funktioniert, die Bässe jedoch viel zu heftig sind. Sprich du hörst den Klang, aber extremes Wummern, der Lautsprecher erscheint stark überfordert.
Gruss Yves


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