Auf Wunsch eines einzelnen Herren (Paulchen) will ich heute mal eine Reparatur des o. g. Gerätes vorstellen.
Das Gerät habe ich aus Ibäh von einer Verkäuferin aus der Eifel, bei der Paulchen zufällig auch ein Radio gekauft hat. Meines kam mit gebrochener Skalenschiebe an. Paulchen´s mit gebrochenem Gehäuse. Wir sind sozusagen Leidensgenossen
Den Aufkleber auf dem Gehäuse "Eifelstadt Monschau" habe ich als erstes mal entfernt, da man dort 1. keine Radios verpacken kann und 2. fängt die Eifel für mich in Mayen bzw. Daun an, 3. hat so ein Aufkleber auf einem Radioghäuse nichts zu suchen.
Eine neue Skalenscheibe und einen Schriftzug "Rhein-Gold" habe ich von Hans Stellmacher (Radiomuseum Bocket) erhalten und der Verkäuferin in Rechnung gestellt, mit der Androhung, ihr das Gerät wieder zurück zu schicken. Sie hat dann noch am selben Tag überwiesen.
Dem Radio fehlt außerdem noch der Lautsprecher. Das war mir aber bekannt und ich habe einen rumliegen. Das Chassis ist von oben und unten mit einer klebrigen Staubschicht übersährt. Eigentlich was für die Hans´sche Sintflut-Methode. Aber da trau ich mich irgendwie nicht ran
Bei der ersten Durchsicht habe ich die beiden 5nF Kondensatoren am Netzeingang entfernt. Da die Sicherung blauschwarz verbrannt war, habe ich zuerst den Glechrichter abgelötet und den Trafo mal mit Vorschaltlampe 60W ans Netz gehangen. Er fing gleich an zu britzeln und zu stinken. - Dachte ich es mir doch - Trafo hinüber!
Paulchen hat mir dann einen neuen "alten" Trafo von Siemens rausgesucht und für einen fairen Preis überlassen. Mechanisch passt er hervorragend und von der Lesitung ist er eher etwas überdimensioniert. Die Ansschlussweise war schnell gefunden, eine neuer Gleichrichter und 2 45µF 450V Elko´s waren auch schnell eingelötet. Ein Vorwiderstand von 150 Ohm / 15W soll die Anodenspannung im Zaum halten. Das Radio hat hinten eine Buchse, die mit einem Blindstecker versehen ist. Dort kann man eine Fernsteuerung für Ein / Aus und Lautstärke anschließen. Dorthin sind für die Ein/Aus - Funktion 2 Drähte über eine extra Sicherung geführt.
Diesen Konstrukt habe ich abgebaut, da der Blindstecker für Netzspannung nicht wirklich geeignet erscheint und ich eh niemals eine Fernsteuerung da anschließen werde.
Das Bild zeigt die Unterseite mit neuen Elko´s, und der Netzdrossel.
Dateianhang:
image-2017-09-15.jpg [ 44.02 KiB | 9181-mal betrachtet ]
Der defekte Netztrafo.
Als nächstes kam dann das Auswechseln der zahlreichen Teerkondensatoren an die Reihe. Da habe ich aber schon verbautere Geräte gehabt. Das ging sehr zügeg von der Hand, nur musste ich feststellen, das ich einige Werte nicht mehr am Lager hatte und daher nicht gleich alle wechseln konnte. Die wichtigsten hatte ich aber, vor allem die Elko´s, sodaß ich eine erste Inbetriebnahme wagen konnte. Einen Stelltrafo, zum langsam hochfahren hatte ich inzwischen von Markus (Mork v. Ork), nachdem ich den Gehäusebruch (durch mangelhafte Polsterung und Hermes) beseitigt hatte. Zuerst fuhr ich die Spannung auf ca. 170V hoch und erhilet bei voll aufgedrehtem Lautsterkesteller ein Rauschen auf UKW. Ein Sender war nicht zu empfangen. Ich stellte dann auf TA um und speiste über die entsprechede Buchse ein Signal vom CD-Player ein. Siehe Da. Es spielte, bei den Bässen etwas verzerrt aber immerhin. Es schmorte auch nichts und so fuhr ich die Spannung auf ca. 200V hoch. Der Klang wurde gleich lauter und klarer. Nach einigen Minuten wagte ich dann 230V. Wieder legte die Lautstärke zu. Der LS -Steller darf nur einige mm aufgedreht werden und es kommt schon ein kräftiger, klarer Sound. Nun wollte ich es wissen und schaltete auf UKW um. Zufälliger Weise stand der Dreko schon auf der Frequenz von NDR1 und es dudelte kräftig und laut los! Na prima! Endlich mal wieder ein Radio, bei dem keine Fehler im FM-Teil sind. Lediglich die Klangesteller funktionierten noch nicht wirklich. Der Bassteller war kaum zu bemerken und der Höhensteller brachte bei einer gewiessen Einstellung die Endstufe zum schwingen. Aber da waren ja auch noch alles Teerbomben drin.
Dateianhang:
image-2017-09-15(1).jpg [ 88.15 KiB | 9181-mal betrachtet ]
Die Anodenspannung pendelt sich bei 230V Netzspannung bei ca. 245V ein.
Am nächsten Tag kam dann die Lieferung von ATR mit den fehlenden Kondensatoren. Die waren auch schnell gewechselt. Zur Reinigung habe ich zwichendurch immer mal einen mit Fettlöser besprühten Pinsel zu Hand genommen, um der klebrigen Staubpampe zu Leibe zu rücken..
Schnell kam die Zeit, wo der 2. Test mit allen gewechselten Kondensatoren stattfinden konnte. Wieder nutzte ich den Stelltrafo zum hochfahren. Als bei 170 V nichts verdächtiges passierte , stellte ich auf 200V und hatte gleich wieder guten UKW - Empfang. Aber nur einige Minuten und es Krachte im Lautsprecher, es funkte an der, von hinten gesehen, 2. EL41. Zudem stank es nach verbranntem Pertinax. Die Ursache war zuerst nicht zu sehen. Alles sah friedlich aus. Also habe ich die Röhre gezogen und noch mal 150V Spannung drauf gegeben. Gleich entstand ein Lichtbogen zwischen Pin 5 der Röhre und einer eingenieteten "Lötleiste" die nur einen Lötpunkt besas. Hier hatten sich wahrscheinlich noch Reste von dem Reinger befunden, den ich zum Enstauben benutzt hatte. Der Lötpunkt ist eigendlich überflüssig, da man die 3 Drähte direkt an den Pin der Röhre löten kann. Also legte ich ihn tot und hoffte, das Die Röhrenfassung noch keinen Schaden davon getragen hatte.
Ich fuhr den Stelltrafo, noch einmal ohne EL41, langsam hoch bis 230V und es fing nichts an zu britzeln oder qualmen. Also das gleiche noch einmal mit Röhre: Einwandfrei! Alles spielte wieder.
Auch die Klangsteller arbeiten jetzt einwandfrei und der Klang ist, trotz des kleinen Prüflautsprechers und dem fehlenden Gehäuse, sehr kräftig, warm und klar. Kein Rauschen und kein Brummen, kein Knistern oder knacken beim betätigen der Potis. Auch auf den KW-Bändern 1+2 konnte ich einige Sender gut empfangen (hauptsächlich KW2). Bei MW + LW kamen nur Störgeräusche, da ja auch keine Ferritantenne vorhanden ist. Aber sie funktionieren auf jeden Fall mal.
Fazit: Das Radio spielt auf allen Wellen und ich hatte es gestern noch fast 2 Stunden laufen, ohne das es ein Problem gab. Jetzt kann es ans Gehäuse gehen. Auch davon werde ich berichten.
Die Anodenspannung liegt jezt bei ca. 260V, also rund 15V höher als vor dem Wechsel der Restkondensatoren. Das zeigt, das die Stromaufnahme des Radios gesunken ist.
Hier noch ein paar Bilder vor und nach dem Tausch der restlichen Kondensatoren.
Dateianhang:
image-2017-09-15(4).jpg [ 73.92 KiB | 9181-mal betrachtet ]
Vor dem Tausch der Ko´s im Klangsteller
Dateianhang:
image-2017-09-15(5).jpg [ 110.84 KiB | 9179-mal betrachtet ]
Nach dem Tausch der restlichen Ko´s.
LG Ralph