Gerätevorstellung: Schaub York W (Bj. 1931)
Dieses Schaub York W Baujahr 1931 ist das älteste Radio aus meiner Sammlung.
Mit den Abmessungen 45x45x33cm und einem Gewicht von 18,5kg ein ziemlich dicker "Brummer".
Laut Daten von Radiomuseum.org, wurde das Gerät in den Jahren 1931 bis 1933 hergestellt und
für 347RM verkauft. Nach Informationen aus dem Internet, betrug das durchschnittliche
Monatseinkommen 1931 ca. 160RM. Das Radio war also damals schon eine größere Anschaffung.
Hier ein Werbeprospekt aus der Zeit.
Der Blick in das innere des Gerätes zeigt oben einen großen, schräg eingebauten,
elektrodynamischen Lautsprecher und den zugehörigen Ausgangsübertrager. Für die hier zu
erwartende Ausgangsleistung von ca. 1Watt, ein ziemlich großes Exemplar. Im unteren Teil des
Gehäuses ist das im Werbeprospekt erwähnte 5 Röhren-Chassis untergebracht.
Schaltungstechnik
Schaltungstechnisch handelt es sich beim Schaub York W um einen Zweikreis Geradeaus-Empfäger
mit der folgenden Röhrenbestückung:
RENS1204 (HF-Tetrode) HF Stufe
REN904 (Triode) Demodulatorstufe als Anodengleichrichter
REN904 (Triode) NF-Vorstufe
2xRE134 (Trioden) NF-Enstufe (parallel geschaltet)
RGN1054 (2Weg-Gleichrichter) Stromversorgung
Die Antenne ist über einen MW Sperrkreis induktiv an den ersten Kreis des Gerätes angekoppelt.
Die Antennenspulen sind für eine variable Antennenkopplung als Schwenkspulen ausgeführt.
Vom ersten Kreis geht das Signal auf das Gitter der HF-Stufe RENS1204.Die Anodenspannung wird
der Röhre über eine HF-Drossel zugeführt. Die Kopplung an den zweiten Kreis erfolgt kapazitiv
über einen 1nF Kondensator.
Vom zweiten Kreis gelangt das HF-Signal an die Demodulatorstufe, eine als Anodengleichrichter
geschalteten REN904. In dieser Stufe erfolgt auch die, über einen Drehko regelbare, Rückkopplung
zur Entdämpfung des zweiten Kreises. An der Anode der Röhre steht das demodulierte NF-Signal
zur Verfügung.
Hier der HF-Teil des Schaltbildes.
Das folgende Bild zeigt den mechanischen Aufbau des ersten Kreises mit den schwenkbaren
Antennenspulen in der Mitte. Die Betätigung der Spulen erfolgt über den kleinen Hebel unter dem
Drehko. Um den Gleichlauf zwischen den beiden Kreisen optimal einstellen zu können, ist bei
diesem Drehko das Statorpaket beweglich, drehbar, angeordnet. Für die Bedienung gibt es den Hebel
links neben der Trommelskala.
Rechts auf dem Chassis ist der zweite Kreis mit den Rückkupplungsspulen angeornet. Unterhalb des
großen Drehkos ist hier der Drehko für die Regulierung der Rückkopplung zu erkennen.
Der NF-Teil des Radios besteht aus einer REN904 als NF-Vorstufe und 2 parallel geschalteten RE134
als NF-Endstufe. Eine der direkt geheizten RE134 liefert eine Sprechleistung von ca. 500mW,
durch die Parallelschaltung steht etwa 1 Watt zur Verfügung. Dem Werbeprospekt nach, gab es das
Gerät alternativ auch mit einer "Kraftröhre" als NF-Endstufe. Möglich wäre z.B. eine RE604 mit
einer Sprechleistung von 1,7 Watt.
Die Stromversorgung des Radios ist im Wesentlichen Standard. Bemerkenswert sind die relativ kleinen
Kapazitätswerte des Lade- und Siebkondensators von nur je 2µF. Zum Teil wird die geringe Kapazität
durch die ziemlich dicke Siebdrossel ausgeglichen. Ganz brummfrei ist das Radio allerdings nicht.
Die Feldwicklung des elektrodynamischen Lautsprechers wir hier übrigens nicht als Siebdrossel
verwendet, sondern ist parallel zum Ladekondensator direkt an die Anodenspannung angeschlossen.
Bauteile
Ein Blick unter das Chassis zeigt, dass die 1931 verwendeten Bauteile doch etwas von denen späterer
Jahre abweichen. Elkos gibt es im Gerät z.B. noch keine, alle größeren Kapazitäten sind als
papierisolierte Becherkondensatoren ausgeführt. Passende Elkos waren wohl noch nicht verfügbar.
Bei den Widerständen sind für die kleineren Werte sogenannte Kordelwiderstände verbaut. Auf den
ersten Blick sehen diese Teile aus wie ein Stück Draht mit Isolierhülle, es sind aber tatsächlich
Widerstände. Größere Werte, ab etwa 100kOhm, sind als "normale" Widerstände mit angepressten Drähten
ausgeführt.
Kaum zu glauben, auch nach fast 80(!) Jahren ist noch kein einziger dieser Widerstände defekt.
Bei den Kondensatoren sah es allerdings ganz anders aus…
Bedienung
Die Bedienung des Radios bedufte zeittypisch relativ vieler Knöpfe und Hebelchen. Das Bild unten
zeigt die Bedieneinheit mit der beleuchteten Trommelskala, Hebeln für Antennenkopplung, Rückkopplung,
Gleichlauf und dem Netzschalter. Über eine unscheinbare Schraube oben links, lässt sich der eingebaute
Sperrkreis auf einen störenden Ortssender im Mittelwellenbereich abgleichen.
Spezielle Einstellmöglichkeiten für Lautstärke und Klang sind nicht vorgesehen. Die Lautstärke lässt
allerdings durch Variieren der Antennen- und Rückkopplung relativ gut regulieren. Beim Klang geht das eher
weniger, aber das war Anfang der 30er Jahre vielleicht auch noch nicht so ein wichtiges Thema.
Holger