Hallo Forum,
heute möchte ich über einen Fall berichten, den ich so noch nicht hatte.
Ein Bekannter brachte mir ein Gerät dieses Typs hier:
https://www.radiomuseum.org/r/nordmende ... per_1.htmlEr hatte es unvorsichtigerweise ans Netz genommen, der AÜ war aber vermutlich auch schon vorher hinüber, es brutzelte und funkte darin und das hörte man auch im Lautsprecher.
Aus meinem Ersatzteilefundus konnte ich tatsächlich den exakt richtigen Übertrager ziehen, den habe ich also gestern montiert. Dann brummte das Gerät feste los: auch der Becherelko war defekt, also habe ich neue Einzelwerte 50+100 µF montiert.
Endlich kamen halbwegs sinnvolle Geräusch aus dem Radio heraus. Wie ich das dann immer mache: Razzia, alle alten Kondis raus und neue Bauteile rein.
Alsdann war auf UKW Empfang möglich, aber seltsam verzerrt, mit Eigenschwingungen, nur wenige Sender, ich konnte mir keinen Reim drauf machen. Also mal Spannungen gemessen. An der ECH81 wurde ich fündig: bei AM lag die Anode H auf dem üblichen Niveau, auf FM war dort keine Spannung meßbar. In Worten: Null Volt. Hä ? H läuft doch sonst im Rundfunkbetrieb immer....!
Dieses spezielle Radio kann auf UKW nie gescheit gelaufen sein, die ganzen 64 Jahre seines Lebens nicht, denn der die Anode H versorgende Widerstand 1K war nicht auf die direkte Leitung vom Siebelko gelötet, sondern auf die Lötöse, die auch die Anode T versorgt, welche ja bekanntlich nur dann Spannung bekommt, wenn einer der AM-Wellenbereiche eingeschaltet wird. Von dort aus führt auch ein Draht zu einem Schaltkontakt im Tastenaggregat, der genau das bewirkt.
Die fragliche Lötstelle war original, genauso umgebogenes Drahtende des 1K in der Lötöse, genau gleiche Patinierung des Lots, wie bspw. auf der direkt nebenan liegenden Lötöse. Das wäre auch die richtige gewesen, denn die führt "Dauerplus".
Das Gerät ist so durch die Endkontrolle im Bremer Werk gegangen, so verkauft worden und hat 64 Jahre bei seinen Eigentümern verbracht, die sich ziemlich sicher immer darüber geärgert haben werden, daß das Radio auf UKW nicht so gut spielte, wie die viel billigere Philetta von Tante Erna.
Ehrlich: in jetzt über 14 Jahren Bastelkarriere habe ich sowas noch nicht gesehen. Derartige Schlamperei kam normalerweise bei den ja wirklich teuren Geräten aus deutscher Markenfabrikation einfach nicht vor.
Es hatte natürlich die Konsequenz, daß die ECH81 darunter erheblich gelitten hat, es dürfte einiger Stromfluß über das G2/4 zustande gekommen sein. Wie trotz der Umgehung des auf die ECH81 folgenden Bandfilters überhaupt Empfang möglich war, wenn auch nur grottenschlecht, leuchtet mir auch nicht ein, aber es war so.
Also ein Montagsradio, AÜ defekt und dann dies.
Und ein interessantes Schaltplandetail, zu dem ich die Experten bitten möchte, mir zu schreiben, was es damit auf sich hat:

Zwischen dem Kathodenelko C85 und dem Kathodenwiderstand R54 steht die Kombination aus einer trimmbaren Spule L55 (1,2 mH) und dem Kondensator C84 (250nF). Es hat was mit der Gegenkopplung zu tun, da bin ich recht sicher, weil ja auch über Schaltkontakte eine Verbindung zur Gegenkopplungswicklung des AÜ besteht.
Aber was genau passiert da ? Ich habe das spaßeshalber mal gebrückt, was eigentlich keine fühlbare Änderung bewirkt. Was haben die
Nordmende-Mannen sich da ausgedacht ?
Ich wäre dankbar für Reaktionen auf diesen Thread.
Viele Grüße
Holger