Hallo zusammen.
@Frank: Du hast natürlich Recht, leider war in dem Moment keine Vorschaltlampe verfügbar

Die Skalen könnten gleich sein. Allerdings würde mich es stören, wenn links unten Freiburg 100 stehen würde..... Irgenwann werde ich eine finden. Trotzdem vielen Dank für den Tipp.
Der Freiburg spielt wieder! Zumindest auf UKW. Aber der Reihe nach.
Nachdem der Gleichrichter und der Vorwiderstand (120 Ohm) eingebaut und verdrahtet waren, folgte der nächste Test noch ohne angeschlossenen Pluspol (+1) des Radios an den Vorwiderstand. Die Spannung am Widerstand war in Ordnung. Im nächsten Schritt wurde der Pluspol des Radios mit dem Widerstand verbunden. Nach dem Einschalten tat sich..... nichts!
Der Einschaltvorgang beim Freiburg unterscheidet sich grundlegend von den meisten anderen (Dampf-) Radios. Wo die Mehrzahl einen oder mehrere mechanisch betätigte Kontakte haben, nutzt der Freiburg ein Relais, damit er auch über die optionale Fernbedienung eingeschaltet werden kann.
Hier ein Auszug aus dem Schaltplan:

Der Trafo Tr.2 ist ein kleiner Standby-Trafo, der oben auf dem Netztrafo montiert ist. Im Normalfall stellt er eine Wechselspannung von ca. 24 V zur Verfügung, die dann über S6 (einfacher Momentkontakt direkt am Tastensatz) das Relais einschaltet. Der Kontakt am Relais ist ein Umschalter, der bei jedem betätigen des Relais in die andere Position geschaltet wird.
Nur... der Trafo lieferte keine 24 V sondern mal eben gerade so 2 V! Jetzt war also an dem neu angeschafften Trafo der Standby-Trafo defekt
Jetzt kann ich mir auch vorstellen, wieso bei dem neuen Trafo das Relais gefehlt hat

Wie gut, das der alte, defekte Trafo noch nicht zum Schrott gewandert war. Ok, Trafo umgebaut, neu verlötet und schon ließ sich das Radio über die vorgesehene Taste einschalten.
Kaum war das Radio an, musste ich auch schon wieder ausschalten, da die Spannung +1 (soll 295 - 305 V, die Spannung habe ich dauernd mitgemessen) nicht über 100 V hinauskam. Wenn nur noch 100 V übrig bleiben, muss irgendwo ein Verbraucher stecken, der die Spannung so massiv runterzieht.....
Also, was tun? Ich habe den Pluspol (+1) des Radios nochmal von dem neuen Vorwiderstand (der sich auch deutlich der Brutzeltemperatur genähert hat) abgelötet und den Widerstand nach Masse gemessen. Das Ohmmeter hat immerhin 2,4 Ohm angezeigt! Immerhin kein Kurzschluss, aber deutlich zuwenig

Woher kommt der geringe Widerstand? Die Elko's in der Stromversorgung hatte ich schon vorher geprüft, sie zeigten keine Auffälligkeiten. Am Siebelko sind mehrere Drähte angelötet, die die Spannung +1 im Gerät verteilen. Um den Fehler einzukreisen, wurden die Drähte einem nach dem anderen abgelötet und der Widerstand gegen Masse gemessen. Beim Anschluß zum Steuermotor der Automatic war der geringe Widerstand vorhanden, hier ein Auszug aus dem Schaltplan:

Links unten im Plan wird die Spannung +1 auf die Spulen des Motors geführt. Die mit dem Pfeil gekennzeichnete Spule hat Windungsschluß gegen das Blechpaket des Motors!
Der Widerstand der Spule zwischen den Anschlussdrähten hatte noch immer um die 1000 Ohm, welcher der Norm entspricht.
Ok, vielleicht läßt sich der Motor noch retten, also ausbauen. Er muss ja sowieso noch gereinigt werden. Der Motor ist mit drei Schrauben und einem Massekabel mit dem Chassis verbunden. Außerdem ist noch ein Massekabel an der Achse zu lösen. Hier der Motor, schon mit abgenommener Chassis-Halterung:

Um an die Spulen zu kommen, muss der Motor weiter zerlegt werden.




Schon beim zerlegen ist mir die seltsame Form des Bleckpaketes in der Ecke der Spule aufgefallen, die den Schluß hat. Die der Beschädígung gegenüberliegenden Wicklungen ließen sich nach entfernen der Haltklammen, die im letzten Bild schön zu sehen sind, einwandfrei vom Blechpaket abziehen. Die beiden anderen Spulen weigern sich vehement! Der Wickelkörper geht schon kaputt, wenn man ihn nur scharf ansieht! Lange Rede kurzer Sinn, die Spule ist leider nicht zu retten.
Bis ich einen neuen/anderen Motor habe, muss das Radio ohne Automatic auskommen. Die Verbindungskabel sind gesichert und isoliert, so dass sie sich nicht unaufgefordert mit anderen Teilen des Radios einlassen können.
Nachdem auch dieser Fehler beseitigt war, erreicht die Spannung an +1 fast ihren normalen Wert. Allerdings.... zu hören war immer noch nichts. Jedoch zeigte das Magische Auge deutlich, dass Sender auf UKW empfangen wurden. Da das Magische Auge anscheinend arbeitet, muss der Fehler weiter hinten zu suchen sein. Die klassische Brummprobe am TA-Eingang war erfolgreich. Hier der NF-Teil des Radios:

Jetzt kam erstmals mein im Multimeter eingebauter Signalgenerator zum Einsatz. Das am TA-Eingang angelegte 1kHz-Signal war einwandfrei zu hören. Jetzt prüfte ich den Weg Richtung Ratiodetektor. Am Schalter U3 war alles in Ordnung, ebenso am unteren Knotenpunkt von C46 und R27. Am oberen Knotenpunkt der beiden war das Signal nicht mehr zu hören. Eine Sichtkontrolle brachte folgendes:
Beim Austausch des Ratio-Elkos C42 wurde der Styroflex-Kondensator so verbogen, das der Masseanschluss des Kondensators auch den oberen Knotenpunkt von C46 und R27 berührte.... Nachdem der Kondensator wieder da war, wo er hingehörte........ konnte ich erstmals einen Freiburg hören!
Auf UKW läuft das Radio gut, auf MW, LW und KW ist nichts zu hören. Das wird noch untersucht. Außerdem muss der Seilzug für die AM Antenne noch erneuert werden.
Was mich mehr stört, ist der Mikrofonie-Effekt an den beiden EF86 und der EBC91. Ich habe ihn am Beginn der oben beschriebenen Fehlersuche entdeckt. Wenn man leicht mit dem Schraubenzieher an den Röhren "anklopft" hört man das deutlich im Lautsprecher. Ist das bei den Röhren bekannt? Müssen die ausgetauscht werden?
So, für heute ist Feierabend
LG
Peter
PS: Der Freiburg läuft schon den ganzen Nachmittag Störungsfrei (auf UKW).