Hallo Forum,
dieser Tage hatte ich ein kleines Gerät des Stuttgarter Herstellers Wega auf dem Tisch, das mich in mehrfacher Hinsicht erstaunte.
https://www.radiomuseum.org/r/wega_809_1.htmlGuten UKW-Empfang hatte ich dank des von Telefunken zugekauften UKW-Tuners schon erwartet, im Rahmen der Gehäusegröße dank des Isophon-Lautsprechers auch einen guten Klang. So weit, so gut. Zu etwas Stirnrunzeln führte die Verwendung der EZ80 und eines Spartrafos, aha, also Vorsicht war geboten. Bei einem Gerät von 1958, naja. Hier ist ein Plandetail:

Wie das so ist bei Radios mit Spartrafo: sowohl Zusatzlautsprecherbuchsen wie auch die TA-Buchsen liegen auf Masse, je nach Drehung des Netzsteckers also ungeschützt am Lichtnetz, sh. meine roten Kringel.
Aber dann verblüfften mich einige Details, die ich so noch nicht gesehen hatte. Bei Philettas und ähnlichen Radios lassen sich die Madenschrauben so weit in die Drehknöpfe einschrauben, daß man den Raum bis zur Knopfkante zur Isolation der Schraube mit Wachs füllen kann. Keine Chance hier: die Madenschraube schließt bündig mit der Knopfkante ab, es gibt keine Möglichkeit, da etwas Wachs hinein zu drücken.

Aber es kam noch deutlich besser. Das Chassis wird, genau wie bei einer Philetta, von hinten auf zwei Schienen geschoben und dann mit zwei liegenden M-Schrauben gesichert. Diese Schrauben stehen also etwas über das Chassisblech über:

Und genau an diesen Stellen hat die Rückwand Aussparungen !! Wie auch an der Stelle, an der das Typenschild auf das Chassisblech geklebt ist:

Wie man sieht, habe ich die Situation entschärft, indem ich von hinten transparente Stücke Kunststoff auf die Rückwand geklebt habe. (Kleine Stücke der Deckel von Milkana-Käse-Dosen.) Von innen sieht das so aus:

Ich frage mich aber nun wirklich, ob das damals den Vorschriften entsprochen haben kann. Das Gerät war unverbastelt, d.h. die Madenschrauben original, auf der Rückwand waren keine Klebereste etwaiger früherer Abdeckungen vorhanden.
Vorsichtshalber habe ich beim Spender des Gerätes nachgefragt, ob in der Familie früher einige ungeklärte Todesfälle vorgekommen seien. Ich habe schon manches in dieser Hinsicht gesehen, aber für ein Gerät von 1958 finde ich das alles sehr ungewöhnlich. Ich verfasse diesen Thread, um wieder einmal allgemein vor den Gefahren der Geräte mit Spartrafos zu warnen, aber speziell vor diesem Typ und dem Parallelmodell Typ 110 (mit LW statt KW).
Noch eine sehr sparsame Bauweise fiel mir auf: die Schallwand war aus einem bröseligen Preßspan, der beim Ausbau zerfiel. Der Ausbau war erforderlich, weil der Stoff schlecht und die Schallwand so weit verzogen war, daß an ihrer Oberkante ein Spalt zum Gehäuse entstanden war, der für meinen Zeigefinger reichte. Kein Wunder, oben quer ist keine Schraube, die in das Bakelit geschraubt werden könnte, das hängt alles.....
Also gab es auch einen neuen (gebrauchten) Stoff und eine neue Schallwand mußte auch zugeschnitten werden. Beim Typ 110 gibt das rmorg einen Preis von 179 Mark, 20 Mark weniger, als bei einer Philetta. Aha, das erklärt doch manches.
Soweit mal eine Gerätevorstellung von mir.
Viele Grüße
Holger