Hallo zusammen,
ich bin neu hier im Forum und in der Röhrenradiowelt. Bisher hatte ich es meist mit digitalen und "ungefährlicheren" Schaltungen zu tun. Komme eher aus der Informatik. Dennoch habe ich mich ganz gut eingelesen und mich an die Arbeit gemacht. Mein Ziel ist es, das Gerät vollständig funktionstüchtig zu machen.
Es handelt sich um ein „Blaupunkt Granada de Luxe 3D 2330“. Als ich es erworben habe, wurde mir auch noch ein „Goldton 66“ angeboten, welches glücklicherweise schon einige gleiche Röhren zum Testen hat. Am Gerät scheint offensichtlich nicht groß gebastelt worden zu sein, nur das Netzkabel wurde mal gewechselt.
Was ich bisher getan habe, zur Einordnung:
- Vorsichtiges Testen. Gerät innen etwas gesäubert, Kontaktspray auf die Röhrensockel, keine Kurzschlüsse oder grobe Probleme gefunden. Keine komischen Gerüche. Da sagte es noch keinen Ton beim einschalten. - Alle kritischen Kondensatoren getauscht. Vor allem die hier in der kleinen Kondensatorkunde genannten "Papierwickelkondensatoren im Blechmantel" sowie ein Ero-100 wurden von mir durch äquivalente Folienkondensatoren getauscht. Nur am Lautstärke-Poti den C761 nicht getauscht, da ich mich mit „3-beinigen Kondensatoren“ „XY“? keine Erfahrung habe und gerade keinen Ersatz hatte. - Nebenbei beim Schaltplan verfolgen alle sichtbaren Widerstände gemessen. - Beim Einlöten ist mir der 2 pF Keramikkondensator C739 an Pin 2 der EF89 „zerbrochen“. Glücklicherweise konnte ich diesen durch einen aus einer alten Kiste tauschen. Aufschrift 2CF. Sollte also passen. - Gleichrichter gemessen. Ca. 270 V OK. - Brummprobe an EL84 und EABC80 durchgeführt beides erst erfolglos. Dann realisiert, dass noch ein Kabel an der ECH81 ab war. Kabel wieder angelötet. > Radio eingeschaltet und siehe da, es funktioniert UKW! - Nach ein paar sparsamen Anwendungen von T6 Kontaktspray hört es sich auch fehlerfrei an und krachte nicht mehr bei Bass- und Sopranregelung. - ECH81 getauscht dadurch wesentlich lauter bei UKW. Die lokalen und auch die weiter entfernten Radiosender sind jetzt jedenfalls normal empfangbar und laut. Vollkommen OK. Lediglich das Rauschen hört man erst bei ca. ¾ der Lautstärke zwischen den Sendern. - Tastensatz so gut es ging gereinigt und mit Kontaktspray bearbeitet. - Andere Röhren durchgetauscht, außer EF89 und EC92.
- AM geht noch nicht. Auf Verdacht günstig Set gebrauchte als "gut/sehr gut, beide Systeme getestete" ECH81 gekauft. Keine Veränderung. - Das magische Auge reagiert bei AM gar nicht (nur dünner Balken). Bei FM perfekte Reaktion. - Spulen im Antennenbereich inkl. Lötstellen auf Durchgang geprüft. Nichts scheint abgerissen. - Weiterhin kein AM-Empfang. Weder KW, MW, LW. Jedoch kann ich, wenn ich die Lautstärke voll hochdrehe, auf manchen Frequenzen die Störungen der LED-Lampe neben mir hören. Besonders bei ausgerollter Drahtantenne. Antenneneingang ist auf "alle Wellenbereiche" gestellt. Drahtlänge etwa 5 m.
Ich verfüge u.a. über folgende Messgeräte: - Digitales+analoges Multimeter. - Oszilloskop Hameg 312-5 (Bin damit aber Anfänger).
Wie zwischendurch auch, Spannungsmessungen laut Schaltplan an den Röhren durchgeführt (Soll-Angaben nach Schaltplan): EL84 (UKW) pin3 6V || ?OK Soll 7V pin7 259V || OK Soll: 260V pin9 228V || OK Soll: 229V
EABC (UKW) pin9 84,5V |25V zu viel (evtl. Messgerät falscher Innenwiderstand)?
EABC MW pin9 90,1V |25-30V zu viel (evtl. Messgerät falscher Innenwiderstand)?
EF89 UKW pin 8 59,4V ||noch OK pin7 208V ||OK
EF89 MW pin8 74,5V ||OK (soll:75V) pin7 227V ||OK (soll:230V)
EC92 MW pin1 0V (knacken bei Berührung) pin7 0V (knacken bei Berührung) (Klar, ist ja nur für UKW)
ECH81 UKW pin1 117,6V ||OK (soll:110V) pin3 1,2V ||OK (soll:1,47V) pin6 200,9V ||OK (soll:213V) (kein/kaum Ton mehr beim messen) pin8 -1,0V ||OK (Nur bei MW relevant)
ECH81 MW pin1 108,2V ||OK (soll: 102V ) (leichtes knacken bei Berührung) pin3 1,4V ||OK (soll:1,55V) (leichtes knacken bei Berührung) pin6 224,8V ||?noch OK (soll 244V) (etwas lauteres knacken bei Berührung) pin8 102,9V ||OK (soll 102V)
Heizungen nach der Umschaltung auf 240 V am Trafo jetzt überall bei ~6,3 V.
Ich habe folgende Fragen: - Ist es normal, ohne Sender ein deutliches Rauschen erst bei ca. 3/4 der Lautstärke auf UKW zu hören? Die Sender in der Nähe sind alle laut und deutlich. - Die Spannungen an der ECH81 sind die Einzigen, die etwas mehr abweichen als bei allen anderen Röhren. Sind die Werte noch normal? Da es nur bei MW Abweichungen gibt, könnte in dem Bereich ja noch etwas im argen liegen? Aber wie taste ich mich da näher ran? - Was könnte ich als Nächstes prüfen, um auch AM zum Laufen zu bekommen? Wie kann ich das Problem weiter eingrenzen? Kann mir das Oszilloskop dabei helfen z.B. am Signalweg?
Bis hierher konnte ich gut alleine arbeiten, habe dabei viel gelernt, aber jetzt komme ich nicht weiter. Ich hoffe, ihr könnt mir Tipps geben. UKW ist heute natürlich ausreichend, aber ich würde gerne mal hören, was auf den anderen Wellen noch so geht und etwas rumprobieren.
Vielen Dank schon mal
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