Manchmal gibt es ja Dinge, die braucht man so nötig, wie einen Kropf. In meinem Fall ein wider"porstiges" Poti und ein nicht entfernbarer Knopf,
aber der Reihe nach:
Meine Mutter, immerhin fast 77, die meinem Hobby zeitlebens aufgeschlossen gegenüber stand, hatte vor einigen Monaten aus einer Haushaltsauflösung in ihrer Nachbarschaft einen GRUNDIG 3097 nach Hause geschleppt. Der stand nun im Keller....und stand....nachdem ich bei bereits 2 Besuchen nicht so recht die Muse verspürte, mich dem Ding zu widmen.
Zum einem war er im Holz nicht mehr übermäßig hübsch, zum zweiten passt er nicht in mein Sammelschema, zum dritten von der ohnehin latenten Platznot nicht zu reden, hatte zum vierten irgendein Vorbesitzer auch noch mehrmalig ein Gefäß mit himmelblauer Farbe obendrauf gestellt, was Spuren hinterlassen hatte

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Immerhin bat mich meine Mutter, den Klotz wenigstens auszuschlachten

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Bei meinem letzten Besuch vor etwa 2 Wochen konnte ich dann das Elend nicht mehr sehen und nahm das Ding auf den Werktisch.
Nach Ersatz der defekten Sicherung spielte das Ding immerhin kläglich (ich wollte ihn immer noch nicht reparieren, mir aber mit dieser "Funktionsprobe" wenigstens vor Augen führen, welche Teile zum Ausschlachten lohnen würden).
Auffällig war, dass sich der Lautstärkeknopf durchdrehen ließ und somit keine Regelung gestattete. Der naheliegende Verdacht einer losen Madenschraube bestätigte sich nicht

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Nach näherer Augenscheinnahme stellte ich fest, dass das Gerät technisch eigentlich insoweit in gutem Zustand war, als nichts Lebenswichtiges verkokelt war, nichts verbastelt war und das Chassis sich ohne Spuren früheren Feuchtigkeitsbefalls zeigte.
Grübel grübel.
Das schlechte Gewissen obsiegte und ich beschloss, mein bisheriges Werkstattradio (ein zerbastelter GRUNDIG 1099PH, ohne Plattenspieler) zu schlachten und den 3097 zu reparieren.
Optik spielt bei einem Werkstattradio zwar keine Rolle, aber die himmelblaue Farbe auf dem Deckel störte einfach: Sie ließ sich mit Terpentinersatz ganz leidlich entfernen, bis auf die Stellen, an denen Spuren davon durch den porösen Gerätelack eingesickert waren. Immerhin: eine Verbesserung um geschätzte 98% konnte erzielt werden.
Nun aber ran an die Technik, denn das macht mir ohnehin mehr Spaß, als Gehäuserestaurierung.
Chassis ausgebaut, die Papierkondis ersetzt, Funktionsprobe: ordentlich !!!
Röhren bereits teilweise ersetzt gewesen (EL84, EF89: anderes Fabrikat), weitere verbrauchte habe ich gegen bessere getauscht (ECC(81, die Doppelminus war, und ECH81).
Das Gerät hat anscheinend Unsummen an Betriebsstunden auf dem Buckel, allein das Magische Auge war nicht nur verbraucht, sondern praktisch
tot. Anlegen der 280 Volt Gleichspannung vom Ladeelko entlockt ihm immerhin ein äußerst müdes Grün, aber es spricht gut an.
Aber: der ganze Zauber natürlich immer noch ohne Lautstärkeregelung, wir erinnern uns.
Nähere Untersuchung:
Knopf läßt sich auf der Achse festschrauben, Achse dreht durch, keine Regelung mehr möglich -> Seltener Fall, aber nicht unlösbar... dachte ich !!
Lösungsansatz:
Knöpfe ab, Skalenscheibe raus, Poti ersetzen.
Als größte Schwierigkeit
erschien mir, dass es sich um ein Poti mit
2 zusätzlichen Abgriffen zur Klangkompensation ("gehörrichtige Lautstärke") handelte. Hat man nicht immer in der Ersatzteilkiste, aber: Einbußen würde ich hinnehmen, da ja nur für die Werkstatt gedacht. Irrtum, war nicht die größte Herausforderung.
Also: Knöpfe losgeschraubt, rechts gingen die beiden problemlos ab, links, d.h. am Poti: nichts !!
Die Madenschraube ließ sich ausdrehen und der Knopf drehte sich nun auf der Achse, die sich ja im Poti durchdrehte, aber der Knopf war auch mit äußerster Kraft nicht abzuziehen...
GRMBLMPF.........Gedanke, nun ins Gerät zu beißen, zum Abbau überschüssiger Aggressionen.....
Festgerostete Madenschrauben hatte ich ja schon zur Genüge, aber ein an sich loser Knopf, der partout nicht abging......
Frühere Reparaturwerkstätten hätten nun den Knopf "geknackt", und die Älteren unter uns wissen, wie viele Vorkriegsgeräte es mit nicht mehr originalen Knöpfen gibt.........aber das wollte ich nicht. Zwar lagen 2 passende weiße Knöpfe eines GRAETZ parat, die fast identisch sind, dennoch........nein.
Wattnu?
Die Poti-Achse drehte zwar durch, ließ sich aber nicht ausziehen. Das Poti ausbauen konnte man nur bei ausgebauter Skala...die wiederum nur auszubauen ist, wenn der Knopf abgeht, der ja....
Außerdem, das sei an dieser Stelle nebenher der Vollständigkeit halber erwähnt, sitzt das Poti bautechnisch eingermaßen besch...
Über ihm befindet sich eine halbkreisförmges Halteblech, an dessen 2 M3-Schrauben man natürlich erst nach Entfernen der Skala gelangt. Vom Chassis her ist dieser Bügel mit 1 M3-Schraube gesichert, die "so gut" platziert ist, dass man mit dem Schraubenzieher nur schräg heran kommt, da der Gleichrichter im Weg sitzt
Nächster, ultimativer, Lösungsansatz:
Poti-Achse absägen

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Habe ich dann gemacht, zwischen vorderem und hinterem Knopf. Nun ließ sich alles ausbauen und das defekte Poti ersetzen.
Funktionstest lief zufriedenstellend.
Blieb der wider"porstige" Knopf, mit dem in ihm steckenden Stück Potiachse...das sich natürlich drehen, aber nicht ausziehen ließ... wie gehabt. War, da ja abgesägt, auch zu kurz, um es mit einer Zange zu fassen.
Kurzzeitiger Gedanke an zertrampeln: 1.) Knopf, Danach 2.) Gerät
Letzter Lösungsansatz:
Achsstummel mit Lötkolben erhitzen. Durch das Madenschraubenloch des Knopfes mit einem scharfkantigen Schraubenzieher erheblichen achsialen Druck auf den Achsstummel ausüben.
3 Hände wären jetzt irgendwie hilfreich.
Nach einigem Würgen schließlich ging das Teil raus.
Knopf heil, Reparateur geschafft, hat kaum 1 Stunde verbraucht 
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Warum das so ein Gemurkse war? ->
Versuch einer Erklärung:
Irgendwie scheint das Poti im Laufe der Jahre "festgegangen" (verharztes Fett?) zu sein. Vielleicht stand das Gerät einige Jahre ungenutzt.
Dann schiere Gewaltanwendung des Vorbesitzers (oder des Erben), bei der einerseits der Knopf etwas auf der Achse drehte und die Madenschraube eine Nut fräste, die Material an den Rändern
in den Knopf drückte. Das weiche Plastik gab dem hochdrückenden Eisen nach und wir hatten nun eine eisengefüllte Nut (oder 2) im Knopf. Damit eine mehr und mehr kraftschlüssige Verbindung, die, bei weiterer Fortsetzung der rohen Gewalt, schließlich dazu führte, dass der Knopf auf der Achse zunehmend fester ging + die Potiachse im Schleifer des Potis durchdrehte, womit die Achse freidrehte.
Durch die zuvor erzielte "Verzahnung" von Achse und Knopf saß dieser nun, selbst bei gelöster Madenschraube, drehbar, aber nicht mehr abziehbar, auf der Achse:
-> KLASSE

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Ach ja: Mit dem Klang bin ich noch nicht ganz zufrieden, da geh' ich nochmal 'ran.
Einen
Schaltplan fand ich im Internet. Der ist aber extrem schwer entzifferbar.
Hat jemand eine lesbare Kopie?
k.