Hallo Adrian,
bei den alten Radios kann es nützlich sein, bei allen Röhren die Stifte sorgfältig von Oxiden zu reinigen. Dazu jeweils nacheinander eine Röhre ziehen, mit Glasfaserpinsel reinigen und wieder an seinen Platz einsetzen.
Als nächstes würde ich die Spannungen an den Röhren der NF-Stufen auflisten und mit dem Soll vergleichen.
Es ist immer nützlich, ein externes Prüfsignal von einem beliebigen Signalgeber zu haben. Das ist eine Audioquelle, die eine Niederfrequenzspannung liefert. In Frage kommt der Audio-Ausgang von jedem beliebigen batteriebetriebenen Radio, MP3-Player, aber auch ein Tongenerator. Aus Sicherheitsgründen müssen
beide Pole dieser Quelle mit spannungsfesten modernen Folien-Kondensatoren von vielleicht 47nF 630 V versehen sein. Wenn vorhanden oder erhältlich, tun es auch 10nF 1kV oder 2.2nF 3kV. Je höher die Prüfspannung, desto besser. Weil es uns hier ja nicht auf die Klangqualität als solche ankommt, spielt die Kapazität (47 nF, 10nF oder 2.2 nF) die geringere Rolle.
edit (12.10.19) 47 nF ist zu groß, 4n7 sind richtig. Danke für den Hinweis
Dateianhang:
Testsignal-Anschlusskabel.jpg
Dieses Beispiel zeigt ein Anschlusskabel für eine Stereo-Klinkenbuchse, die ursprünglich für den Kopfhörer gedacht war, z.B. an einem mobilen CD-Spieler, Taschenradio, etc. Angeblich soll es ja neuerdings wieder Cassetten-Recorder oder "Walkman" geben. Egal, Hauptsache es kommt am Kopfhöreranschluss ein (Musik-) Signal heraus.
Bei einem Klinkenstecker für ein (älteres) Mono-Gerät sieht es so aus:
Dateianhang:
Testsignal-Anschlusskabel Mono.jpg
Am rechten Ende kann man zwei spannungsfest isolierte Klemmen über isolierte Leitungen anlöten.
Die Kondensatoren muss man isoliert aufbauen. (Ich habe dafür z.B. ein kleines Kunststoffkästchen verwendet.)
Wer Sorge hat, möglicherweise das kleine Audio-Verstärker-IC durch ungewollten Kurzschluss zu beschädigen, kann noch einen höheren Widerstand in Reihe schalten.
Mit dem Prüfsignal würde ich jede NF-Stufe, rückwärts von der Endröhre beginnend, prüfen. Dazu die eine Klemme an Masse, die andere an das jeweilige Gitter der Röhre. Den Lautstärkeregler am Signalgeber (MP-3-Player, Radio...) erst leise, dann immer lauter einstellen. Es sollte bei jeder Stufe etwas von der eingespielten Musik zu hören sein.
Naturgemäß muss das eingespeiste Signal an der letzten Stufe kräftiger, bei der NF-Vorstufe weniger kräftig sein, um etwas am Lautsprecher zu hören.
Die Stufe, bei der man nichts hört, ist diejenige, bei der die Fehlersuche beginnt.
Viel Erfolg,
Georg N.
edit: Trotz der spannungsfesten Kondensatoren würde ich die Prüfspitzen niemals mit der Anodenspannung in Berührung bringen. Erstens ist es prüftechnisch sinnlos, und zweitens könnte theoretisch der - wenn auch winzige - Strom-Spannungs-Impuls am angeschlossenen Signalgeber MP3-Player o.ä. einen Schaden anrichten. Der Schutzwiderstand schützt nur vor Kurzschluss zwischen beiden Prüfspitzen.
edit 2: Der beschrieben Anschluss ist bei Allströmern oder Geräten mit Spartrafo ungeeignet und muss aus Sicherheitsgründen bei solchen Geräten unterbleiben.
edit 3: Die nicht mehr gezeigten (veralteten) Schaltbilder enthielten zu große Kondensatoren; es sollen Kondensatoren von 4n7 oder kleiner verwendet werden, mit Prüfspannungen von 1kV oder größer oder "Y" Spezifikation.
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Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen.
