jowe hat geschrieben:
Bei verdächtigen Kondensatoren schalte ich den Widerstands Messbereich aufsteigend hoch,dabei misst man meistens einen Übergangswiderstand also einen Leckstrom.
Manchmal misst man diesen. Nicht immer. Denn der Isolationswiderstand solcher Kondensatoren ist spannungsabhängig. Er ist bei den Spannungen, mit denen Messgeräte arbeiten, oft so hoch, dass er nicht mehr angezeigt wird.
Ich habe seinerzeit versucht, den Isolationswiderstand von 7 alten ERO-Kondensatoren mit 5 verschiedenen Multimetern zu messen. Zwei Digital-Multimeter zeigten bei keinem der Kondensatoren etwas sinnvolles an (in einigen Fällen wurden negative Widerstandwerte angezeigt). Ein Digital-Multimeter immerhin bei zwei Stück, bei einem passiven Analog-Multimeter war bei einem Kondensator gerade eben etwas zu erkennen. Dieser Kondensator hatte bei 30 V bereits einen Leckstrom von 43 µA, was einem Widerstand von 700 k Ohm entspricht! Fazit: mit Digital- oder passiven Analog-Multimetern kann man das nicht messen.
Mit einem FET-Multimeter Huang Chung HC-5050E, das ist wohl der gleiche Typ, den Du auch benutzt, war immerhin bei 6 der 7 Kondensatoren ein Wert zu messen, der aber meist deutlich (mehr als Faktor 10) über dem Widerstand lag, der sich aus dem Leckstrom bei 30 V ergibt. Bei einem Kondensator wurde auch von diesem Messgerät nichts angezeigt, dieser hatte aber bei 30 V bereits einen Leckstrom von 13 µA und verursachte als Koppelkondensator in einem Röhrenradio einen erheblich zu hohen Anodenstrom der Endstufenröhre. Fazit: Mit diesem Messgerät geht es auch nicht immer.
Die einzige Messung, die zuverlässig funktioniert, ist die Leckstrommessung mit einer höheren Spannung. Bei den o.g. Messungen habe ich 30 V aus einem Labornetzgerät verwendet. Je höher die Spannung und je empfindlicher das Messgerät, desto höhere Widerstände kann man noch messen.
Mit dem o.g. FET-Multimeter kann ich auf diese Art Widerstände bis etwa 500 G Ohm messen. Viele neue Kondensatoren liegen in diesem Bereich.
Hier noch die Messfehler, die ich mit 4 verschiedenen Kapazitätsmessgeräten an 5 alten Kondensatoren ermittelt habe. Wohlgemerkt: 100 % bedeutet nicht "korrekte Anzeige", sondern dass der angezeigte Wert um 100 % nach oben abweicht.
Dateianhang:
Kondensatormessung.jpg
Lutz