Ich habe mal ein Prinzipschaltbild des Verstärkers erstellt, der bei vielen Röhrenradios verwendet wird:
Dateianhang:
Verstaerker_Prinzipbild.gif
* SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* hat der Verstärker V1 sehr hohe Verstärkung. Die Eigenschaften werden dann nur noch vom Rückkopplungszweig (R2 und R3) bestimmt. Dadurch werden Verzerrungen aus dem Verstärkerzweig, z. B. nichtlineare durch die Röhrenkennlinien oder Sättigungseffekte der Übertragerkerne oder lineare durch die Induktivitäten und Kapazitäten, stark reduziert.
Die Rückkopplung erfolgt gegenphasig, deshalb spricht man hier von Gegenkopplung. (Gegenteil: gleichphasig -> Mitkopplung. Das führt zum Schwingen und wird bei Oszillatoren angewendet.)
Am Poti P1 liegt oben das Signal von der Quelle und unten das dazu gegenphasige (und verringerte) Signal vom Ausgang (genau genommen vom Anschluss der Gegenkopplungsschaltung). Die Schleiferstellung bestimmt das Verhältnis dieser beiden Signale. Am Schleifer des Potis bzw. am Eingang des Verstärkers liegt dabei nur noch sehr geringe Wechselspannung.
Mit geschickter Wahl der Widerstände, dazu gehört auch R1, kann man mit einem linearen Poti ungefähr eine logarithmische Kennlinie (Lautstärke gegen Drehwinkel) erzeugen.
Potis mit logarithmischer Kennlinie sind auch nicht streng logarithmisch, der Logarithmus kennt beispielsweise keine Null. Manchmal werden nur zwei unterschiedliche Widerstandspasten verwendet, was zu einer Knickkennline führt.
R3 ist in der Regel ein rein ohmscher Widerstand (R78 beim Jubilate), R2 ist beim Jubilate das RC-Netzwerk von R75 bis C87. Dieses Netzwerk erzeugt eine Anhebung der tiefen Töne und eine leichte Anhebung der hohen Töne um 10 kHz. Die Anhebung erfolgt jeweils durch reduzierte Gegenkopplung.
In deiner Schaltung sind die Widerstände R75 und R76 etwas zu hoch. Dadurch ist die Gegenkopplung etwas schwächer und der Verstärker etwas lauter. Der Unterschied ist aber gering. Auf die Stabilität hat das keinen merklichen Einfluss und wenn, dann eher einen positiven (geringere Schwingneigung).
Beim Durchlauf durch den Verstärker V1 werden die Signale etwas verzögert (Signallaufzeit). Sehr hohe Frequenzen erscheinen dann um 180° verzögert am Ausgang, werden also mitgekoppelt statt gegengekoppelt. Das würde zum Schwingen führen. Kondensatoren (und die Übertrager) im Verstärker sorgen dafür, dass bei der kritischen Frequenz die Verstärkung bereits so weit reduziert ist, dass die Gesamtverstärkung der Schleife (Verstärker mit Rückkopplung) kleiner als 1 ist.
Höhere (Leerlauf-)Verstärkung des Verstärkers V1 und stärkere Gegenkopplung (kleinerer R2 oder größerer R3) erhöhen die Schwingneigung.
Bernhard