Hallo an alle!
In den letzten Tagen habe ich am meinem Meersburg 11 weitergearbeitet. Der Skalenhintergrund und die Tasten sind gesäubert, das ganze sieht jetzt so aus:

Im nächsten Schritt werden die Tastaturbeleuchtung und die Automatiktasten wieder eingebaut. Zuvor habe ich noch die beiden (Ero-) Kondensatoren unter den Automatiktasten ausgewechselt.

Die Automatiktasten werden mit vier Schrauben befestigt. Für die beiden Schrauben an der Seite braucht man etwas Geduld und eine ruhige Hand.

Nach dem Einbau der Tasten wurden wieder alle Anschlüsse verlötet (Dokumentation!). Eins der Kabel muss durch den an dem Tastensatz befestigten Kabelbaum wieder eingezogen werden. Mit etwas Geduld ist auch das schnell geschafft.
Im nächsten Schritt wurde alle ERO-Kondensatoren ausgetauscht. Ausgenommen davon ist im Moment noch der dicke 0,3 µF Kondensator am Automatikmotor. Der kommt später an die Reihe. Hier eine Aufstellung der getauschten Kondensatoren:
C9 - 47 nF
C26 - 15 nF
C27 - 47 nF
C48 - 22 nF Abgeschirmt
C49 - 0,22 µF
C51 - 47 nF
C58 - 0,1 µF
C59 - 47 nF
C68 - 22 nF Abgeschirmt
C69 - 47 nF
C74 - 47 nF
C88 - 0,1 µF
C92 - 47 nF
C96 - 47 nF
Bei der Gelegenheit habe ich auch alle Elkos augemessen. Außer den beiden Kathoden-Elko's der ECL86 (Wert halbiert) zeigten die anderen keine Auffälligkeiten. Diese beiden habe ich durch Elko's neuerer Produktion ersetzt.
C57 - 100 µF
C75 - 100 µF
Außerdem war der Gleichrichter Gr. C (E62,5 C 5) defekt. Dieser wurde durch eine 1N4001 ersetzt.
Zum Schluß kam das "Gelbe Ding" an die Reihe. Unter dem ganzen Isolierband verbirgt sich das folgende Teil:

Sieht gut aus, was? Die Umwickelung mit Isolierband war bestimmt sinnvoll
Es handelt sich, wie glaubnix schon richtig vermutet hatte, um den C104 ein 22 nF Entstörkondensator. In Ermangelung eines Kondensators mit ausreichender Spannungsfestigkeit ist der Austausch im Moment nicht möglich. Ich habe ihn daher einfach ausgebaut. Da ich gerade dabei war, Kondenstoren Ersatzlos zu streichen, wurden auch die beiden Primärseitigen C107 und C108 ausgebaut.
Normalerweise sollte ja nach dem Tausch von einigen Kondensatoren ein Funktionstest durchgeführt werden. Das war hier allerdings nicht möglich, da auch vorher kein Funktionstest durchgeführt wurde. Somit habe ich alle Kondensatoren immer schön einer nach dem anderen getauscht. Hier nun die Unterseite nach dem Kondensatortausch:


Wie man im letzten Bild sieht, ist der "dicke" noch drinn. Der kommt schon noch.
Die Netzleitung habe ich mittlerweile auch erneuert.
Jetzt kommt der spannende Teil: Ein erster Funktionstest..... (für die folgende Beschreibung ist ein Schaltplan von Vorteil)
Also... nur Mut... die Lautsprecher über den Steckkontakt mit dem Chassis verbunden und über einen regelbaren Trenntrafo langsam hochgefahren. Alle Heitzfäden der Röhren glühen, besonders hell der der Rö201 im UKW-Tuner!. Sonst tut sich, bis auf ein leises brummen, allerdings nichts. Der Stromverbrauch fällt auch nicht aus dem Rahmen. Warum glüht die Rö 201 so hell? Weihnachten ist doch schon rum...
Alles wieder aus und mal die Röhre genauer untersucht. Und was steckt da drinn?
EINE PC92!!! Hier muss ich jetzt einfügen, dass ich die Röhrenbestückung vorher nicht mit den tatsächlichen Begebenheiten verglichen habe. Ich dachte, alle Röhren vorhanden, prima!
Die PC92 hat eine Heitzspannung von 3,15 V. Das der Heitzwendel das überhaupt ausgehalten hat...
Ok, kein Problem. Röhre gegen eine EC92 getauscht und wieder eingeschaltet. Die Röhre glimmt jetzt schön, zu hören ist allerdings immer noch nichts. Nach Messung einiger Spannungen stellte sich heraus, das die Spannung Nr. 3, 4 und 5 nur ungefähr 5V anstatt 270V, 245 V bzw. 205 V betragen. Damit kann das Radio natürlich nicht funktionieren. Die Ursache ist der R112 (680 Ohm) der hatte seinen Widerstand auf über 3 MOhm erhöht. Im Moment habe ich keinen passenden Widerstand, deshalb eine Ersatzschaltung aus zwei kleineren Widerständen:

Es sind die beiden senkrecht stehenden Widerstände über dem Becherkondensator. Ok, wieder eingeschaltet. Das Radio schweigt noch immer. Ein Brummtest an den beiden ECL 86 (Pin 1 mit dem Schraubenzieher berührt) brachte ein cooles Brummgeräusch welches auch lauter wurde, wenn das Gitter (Pin 8, Rö 4) der EABC80 berührt wurde. Der kleine Test zeigte erstmal, das der NF-Teil soweit in Ordnung war. Allerdings noch immer kein Empfang, auf keiner Welle
Das "Schlüssel-Element" für den Empfang von AM oder FM ist die ECH81 (Rö 1). Da auf beiden Empfangsbereichen nichts zu hören war, habe ich mich hier näher umgeschaut. Beim untersuchen der Röhre - ich schäme mich fast

- steckt da keine ECH81 drinn, sondern eine
ECL80!!!! Unglaublich, da hat doch einer zwei Röhren mit ähnlichem Namen eingebaut. Naja, wer soviel Isolierband übrig hat, kann auch bei den Röhren mal ein Auge zudrücken

Ein ECH81 hatte ich noch in meinem Bestand, kein Problem. Vor dem nächsten Einschalten habe ich dann doch die Röhrenbestückung noch verglichen, anscheinden stimmen jetzt alle
Jetzt funktioniert AM prima, guter Empfang. Auf UKW tut sich außer Rauschen noch nichts. Bei der nächsten "Sitzung" werde ich das genauer Untersuchen.
Was kann man daraus lernen? Man sollte auf jeden Fall die Röhrenbestückung vor dem ersten Einschalten prüfen......
LG
Peter