Naja,
da gab's wohl mindestens einen Beitrag, der da wieder schnell entfernt oder umeditiert wurde ...
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Die rein praktische Lösung des Problemes wird schon durch die Anderen gut bearbeitet.
Zu beachten ist dabei nur noch, dass erst dann, wenn das Gerät elektrisch wieder vollkommen saniert ist (alle Papier-Cs raus, ggf. schwache Rö ersetzen,...) der richtige Vor-R experimentiell ermittelt werden kann. Bis dahin muss ein eingesetzter Wert als zumindest nochmal überprüfungsbedürftig angesehen werden.
Ob der R vor oder hinter den Glr kommt, ist egal. Auch für die zusätzliche Siebwirkung ist es egal. Vorher hat der typisch hohe Durchlass-Spannungsabfall des Selen-Glr diese zusätzl. Siebwirkung erzeugt. Nur muss der R unbedingt tatsächlich direkt in einer der AC-Eingangsleitungen oder einer der DC-Ausgangsleitungen des Glr liegen.
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Für die wenigen, die hier tatsächlich fachlich etwas lernen wollen,
habe ich nun noch ein paar
Messungen gemacht, um die obigen Sachverhalte zu demonstrieren.
Für die Reparatur oder Restauration von Jenser's Radio geht das wohl etwas über's Ziel hinaus.
Ich habe bewusst den 'trockensten' und sachlichsten Stil gewählt, da diese Sache von Vielen allgemein nicht verstanden wird (und auch andernorts nur schwer verstanden wird...), aber wichtig ist.
Also --
Bedingungen für alle Messungen :
Versorgungsspannung 150V AC 50Hz, Sinus
Einweggleichrichtung über Silizium - Diode, da bei dieser Schaltung die Unterschiede in den Effektivwerten besonders deutlich werden.
Außerdem ist das der optisch einfachst mögliche (übersichtlichste)Stromkreis.
Lade- C 50µF / 385V, ausgemessen, rauh I - Typ Elko (also Langlebensdauertype für die Industrielektronik mit besonders niedrigem ESR )
Last- R 1020 Ohm, ausgemessen, belastbar 40W
Reihen-R, wo vorhanden, 125 Ohm, ausgemessen, belastbar 11W
Kontrolle der speisenden Spannung über Dreheisen-Instrument
DC- Messungen mit Klasse 1 - Drehspulinstrument. Da hier nur Spannungen mit geringer Restwelligkeit gemessen wurden, sind die durch die Restwelligkeit bedingten Messfehler des den arithmetischen Mittelwert zeigenden Drehspulinstrumentes für diese Zwecke vernachlässigbar klein.
Erste Schaltung :
Kein Reihenwiderstand
150VAC laden direkt über die Diode den Elko.
Parallel zum Elko Last 1020Ohm.
Speisender Trafo 'nagelt'.
Es ergeben sich 175 VDC an der Last bzw. am Elko.
Entfernt man die Last, ergeben sich 204VDC, was natürlich fast dem Scheitelwert einer Halbwelle der speisenden Spannung entspricht.
Dieses zeigt, dass auch mein (hochwertiger) Elko nicht ideal ist, ebenso ist die Impedanz der Spannungsquelle sowie der Verkabelung und der Spannungsabfall über der Diode nicht Null. Hauptsächlich muss aber der gemessene arithmetische Mittelwert der Spannung am Elko schon deshalb sinken, da die Spannung an diesem während jeder zweiten Halbwelle unter den Scheitelwert absinkt, da dann kein Ladestrom, aber ein Laststrom fließt.
Zweite Schaltung :
R von 125 Ohm in Reihe mit Speisespannung, hier vor die Diode gelegt.
Diese Reihe lädt den Elko.
Parallel dazu wieder 1020 Ohm.
Speisender Trafo brummt nur etwas unwillig.
Es ergeben sich 125VDC an der Last bzw. am Elko.
Entfernt man die Last, ergeben sich 203VDC, was natürlich wieder fast dem Scheitelwert einer Halbwelle der speisenden Spannung entspricht, da praktisch kein Strom fließt.
In Last hier also 123mA. Die Spannung an der Last ist also durch den Vor - R um 40V kleiner, was einem Strom von 320mA im Vor - R entspräche, befände er sich in Reihe mit der Last.
Gegenüber 123mA ergibt sich ein Faktor von sogar 2.6 Dieser muss größer sein als die bei Telefunken oder SEL bereits genannten Werte, da sich diese auf Selen - Gleichrichter beziehen, bei denen durch den relativ hohen Durchlass - Spannungsabfall bereits ein Teil des Vorwiderstandes 'fest eingebaut' ist.
Zudem kommt der von mir verwendete 800VA- Trafo natürlich mit einer ganz erheblich niedrigeren Ausgangsimpedanz daher als die kleinen Radio - Netztrafos.
Dieses war von mir so gewählt worden, um nicht die 150VAC nachregeln zu müssen.
Dritte Schaltung :
Elko wird also wieder direkt über die Diode geladen.
Als Last wieder 1020 Ohm. In Reihe mit dem Ausgang der Schaltung, damit also in Reihe mit der Last, die 125 Ohm - demzufolge nur umplatziert von 'Vor der Diode' nach 'Hinter der Diode', wobei eben die Kathode der Diode direkt auf den Elko geht.
Speisender Trafo nagelt wieder.
Es ergeben sich 157VDC an der Last.
Entfernt man die Last, ergeben sich wieder 204VDC.
In Last also hier 154mA, demzufolge auch im Vor - R. Spannungsabfall am Vor - R also 19.2V
Da durch den Elko kein Gleichstrom fließen kann, muss zwangsläufig durch den zusätzlich eingefügten Vorwiderstand stets die gleiche Menge an Elektronen fließen, egal, wo er sich in der Schaltung befindet. Während nun der Laststrom sich um etwa einen Faktor von 1.25 unterscheidet, unterscheidet sich der Effektivwert des Stromes im Vor - R in ganz anderer Größenordnung, abhängig von seiner Position in der Schaltung, obwohl stets die gleiche Menge an Elektronen durch ihn hindurch fließt. Unterschiede im Laststrom ergeben sich natürlich dadurch, dass in der Last ein jeweils etwas anderer Strom fließt, was durch die verschiedenen Ausgangsspannungen der Schaltung, also durch die verschiedenen Spannungen an der Last, entstehen muss. Insofern ist die durch den 125Ohm-R fließende Elektronenmenge doch nicht immer ganz gleich, variiert aber eben nur geringfügig im Vergleich mit der Änderung des Effektivwertes je nach Schaltungsvariante. Abhilfe wäre hier nur durch eine variable Last bzw. eine elektronische Stromsenke möglich gewesen, was aufzubauen mir unnötig erschien, da der Kernpunkt der Erörterung, der Unterschied der Effektivwerte der fließenden Ströme, auch so hinreichend offensichtlich ist.
Nun sollte klar sein, was von den Behauptungen weiter oben richtig und was falsch ist.
Wenn nicht, bitte fragen. Dann baue ich daraus aber einen neuen Thread woanders.
Ich denke, es ist offensichtlich, wieviel auch schon in den scheinbar einfachsten Schaltungen durch den entwickelnden Ingenieur zu beachten ist.
Ich empfehle weiterhin mit allergrößtem Nachdruck, sich mit den Grundlagen der E-Technik vertraut zu machen !
Ansonsten muss alles Basteln und Experimentieren zum erbärmlichen Murksen verkommen.
Originell der vom Rocco geäußerte Vorschlag, hier noch einen weiteren Ing befragen zu wollen - wer hat denn die Werte und erläuternden Texte in die Tabellen von SEL und Telefunken hineingesetzt ? Die Raumpflegerin war das sicher nicht, auch nicht der Gärtner.
Auch gibt es hier keine 'Fronten' oder dergleichen, schon gar keine verhärteten - es gibt nur 'Richtig' oder 'Falsch'.
Und das bestimmt die Physik, bzw. ganz abstrakt / theoretisch betrachtet die Thermodynamik.
Kein Beschluss legt das fest, wie interessanterweise auch vorgeschlagen wurde...
Immerhin hat aber noch keiner vorgeschlagen, darüber abzustimmen, was nun richtig oder falsch sei...