Dampfradioforum

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 Betreff des Beitrags: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: Fr Jan 03, 2014 17:00 
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Beiträge: 6
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Hallo,

ich habe in der Bucht einen ziemlich abgerockten Nordmende Rigoletto 59 3D gefischt.
Erstens stehe ich auf Nordmende und zweitens war der Preis mit 10 Euro recht ok.
Es hat wohl aufgrund der schlechten Beschreibung und des echt abschreckenden Fotos keiner außer mir angebissen.
Das Radio kam wie schon auf dem Foto zu erkennen, in einer veritablen Dreckschicht umhüllt bei mir an. Verkauft wurde es als defekt.

Mit Staubpinsel und Druckluft bewaffnet, habe ich dann mal vorsichtig den gröbsten Dreck entfernt und zum Vorschein kam ein recht gut erhaltenes Holzgehäuse und ein Skalenglas ohne Lackschäden oder Kratzer, zumindest soweit ich das bisher beurteilen kann.
Der UKW Skalenzeiger bewegt sich einwandfrei, der für die restlichen Bänder hängt in eine Richtung.
Die Tasten funktionieren zumindest mechanisch.

Nächster Schritt, Rückwand runter und auch da die 3mm dicke Staubschicht vorsichtig entfernt.
Danach setzte ich mich mit einer Taschenlampe bewaffnet hinter das. Gerät und suchte nach erkennbaren Fehlern, losen Drähten, verschmorten Teilen, Elektrolyt an Stellen wo es nichts zu suchen hat, defekte Sicherungen etc. Es sah alles gut aus. Zumindest so gut, dass ich das gute Stück mal an den Trenntrafo hing und einen sanften Start wagte.

Die Skalenlämpchen leuchteten auf und kurz darauf war in allen Röhren die Heizung zu sehen.
Ton war allerdings keiner zu hören. Einzig beim Drehen am Lautstärkeregler war ein recht kräftiges Krachen zu hören. Gut, das heißt wohl zumindest ein Teil des NF. Bereichs funktioniert :-)
Beim weiteren Abklopfen der Röhren, kamen ebenfalls Geräusche, also habe ich die Röhren alle mal einer Kontaktpflege unterzogen und auch die Sockel mit ein wenig Tunerspray gereinigt und siehe da, auf KW, MW und LW waren plötzlich Sender hörbar, wobei sich beim Durchstimmen der Dreck im Kondensator lautstark zu Wort meldete.
Auf UKW sieht die Sache allerdings anders aus. Es ist absolut kein Ton zu hören, nicht mal Bandrauschen wenn Lautstärke auf Maximum steht.
Ich habe mit einem zweiten Radio rangeschnuppert. Da ist absolut nichts zu hören.
Wenn ich mich richtig erinnere sollte doch der ZF Oszillator für UKW um 10,7MHz über der Empfangsfrequenz zumindest soweit abstrahlen, dass ich ihn 'höre' wenn ich die Antenne neben die Röhre halte.

Was wäre der nächste Schritt um das Problem weiter einzugrenzen?

Mein Equipment:
Fluke 45 Tischmultimeter
Billigsdorfer-Digitaloszi (10MHz)
Ersa Lötstation
Labornetzteil
Trenntrafo

Lg. Nudnik

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Brauchst du einen Oszillator, baue einen Verstärker.


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: Fr Jan 03, 2014 17:15 
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Hallo ?
willkommen im DRF.
Dann wäre festzustellen ob der UKW-Tuner mit der Anodenspannung gespeißt wird
An Pin 1 und 6 der ECC85 sollten ca. 180V anliegen.

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M.f.G.
harry

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- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: Fr Jan 03, 2014 17:30 
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Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
Hallo Nudnik,
dann solltest Du das Messgerät mal hervor holen und messen.
Spannung am Doppelelko
EL84 Pin2 ( Gitter 1 ) Soll Null V
Pin 3 ( Kathode) Soll ca. 6 V
EABC80 Pin 9 (Anode) Soll ca. 50-80 V
EF89 Pin 7 ( Anode) Soll 210 V
Pin 8 ( Schirmgitter) ca. 50-60V
ECH81 Pin 1 ( Schirmgitter) 70-80V
Pin 6 ( Anode Hex.) ca. 200V
Pin 8 (Anode Triode) NUR bei KML Spannung ca.90V
Am UKW Kästchen müssen außen am roten Draht ca. 200V anliegen
Wenn das alles überprüft ist in der angegebenen Reihenfolge kann es weitergehen mit der Hilfe.

Claus

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Wer mit der Röhre hört,der hört,wie es richtig röhrt :D


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: Fr Jan 03, 2014 18:12 
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Hey, wow! Das ging ja fix :danke:

Sobald ich die Messwerte habe melde ich mich wieder.

Lg. Nudnik

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: Sa Jan 04, 2014 15:41 
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Elko1: 289V (2,2VAC)
Elko2: 242V (90mVAC)
EL84:
Pin2= 20mV
Pin3= 7,6V

EABC80:
Pin9= 64V

EF89:
Pin7= 229V
Pin8= 67V

ECH81:
Pin1= 80V
Pin6= 231V
Pin8= 56V(UKW) / 101V(KML)
Roter Draht: -0,7V

Also bin ich dem roten Draht nachgeschlichen und siehe da, der Schieber im Schalter für den UKW Bereich bewegt sich nicht. Hab ihn mit einem dünnen Stab manuell nach vorne bewegt und UKW meldete sich zurück.

Sieht so aus als wäre da eine Art Mitnehmer nicht in Funktion. Vermutlich abgebrochen.
Ohne das Ding weiter zu zerlegen kann ich nichts erkennen.
Das wird wohl ein ziemlicher Akt :-(

Gibts einen Trick, bzw. Best Practice, wie man das Klavier ausbaut?

Danke und
LG Holger

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: So Jan 05, 2014 8:40 
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Hi,

das ganze Klavier ausbauen ist schwierig - eventuell kann man die Achsen der Klaviertasten ziehen und die UKW Taste einzeln entnehmen. Besser ist, du machst ein Bild und hängst es hier an. Vielleicht ist der Schieber krumm oder ausgehakt,

Gruß
Oliver

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Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: So Jan 05, 2014 11:00 
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Registriert: Fr Jan 03, 2014 0:58
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Guten Morgen,

ich habe die Ursache gefunden. Vom Tastengestänge führt ein Kipphebel nach oben zum Schaltschieber.
Dieser Kipphebel war zur Seite gebogen, sodass er nicht in den Schalterschieber eingreifen konnte.

Das seltsame ist, es sieht aus als wäre er mutwillig verbogen worden. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich der Hebel im normalen Gebrauch jemals so verbiegen sollte. Egal, nach einigem Gefummel ist der Hebel wieder gerade und der Schalter funktioniert.

Folgende Probleme sind mir noch aufgefallen:

- UKW liegt um 2MHz neben der Skala. Sender auf 100MHz liegt lt. Skala bei 98MHz.
- KW wird ab ca. 10MHz taub.
- Lautes Krachen beim Abstimmen (Dreck im Drehko?)
- Skalenbeleuchtung ist sehr inhomogen.
- Klangregelung ist extrem lautstärkeabhängig. Höhen verschwinden mit steigender Lautstärke.
- Das magische Band ist unsymmetrisch.

Ich werde jetzt wohl mal anfangen, Kondensatoren zu tauschen.

Kg. Holger

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: So Jan 05, 2014 11:11 
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Hallo Holger,
@...UKW liegt um 2MHz neben der Skala. Sender auf 100MHz liegt lt. Skala bei 98MHz.

Vermtl. und einfach zu ändern: Zeiger auf dem Seil verschieben, wenn dann noch Anfang und Ende des Zeigerweges symmetrisch sind, war das dann die Ursache.
Andernfalls müsste nachgeglichen werden, das jeoch Bedarf schon ein wenig Erfahrung, weil es nach Abgleichplan erfolgen sollte

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M.f.G.
harry

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: So Jan 05, 2014 11:46 
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Hi,

manchmal ist an der Skala an einem Ende auch eine Markierung - die wurde dann beim Abgleich verwendet um ie Grundstellung zu definieren.

Gruß
Olive

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: So Jan 05, 2014 16:39 
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Falls der Skalenzeiger mechanisch passt, würde ich wie folgt vorgehen:

Zwei Sender mit bekannten Frequenzen aussuchen, den einen ungefähr im Bereich 88 bis 89 MHz, den anderen ungefähr im Bereich von 98 bis 99 MHz. Dafür sorgen, dass sie mit konstanter, nicht zu hoher Feldstärke empfangen werden (das magische Band darf nicht voll ausschlagen).

Den Sender mit der tieferen Frequenz mit Punkt D (L62/L63) auf richtige Lage auf der Skala abgleichen, dann den Sender mit der höheren Frequenz mit Punkt C (C63). Das beides abwechselnd so lange wiederholen, bis es über den ganzen Bereich passt.

Den Sender mit der tieferen Frequenz mit Punkt G (L61) auf besten Empfang (nach Ausschlag des magischen Auges oder Ratiospannung) abgleichen, dann den Sender mit der höheren Frequenz mit Punkt F (C60). Das beides abwechselnd so lange wiederholen, bis keine Verbesserung mehr möglich ist.

Punkte H und E (im Schaltplan mit L58 und C67 bezeichnet) nicht verstellen, sonst kann das UKW-Teil verschiedene Fehlfunktionen zeigen. Für die korrekte Einstellung sind speziellere Messmittel erforderlich, als Du sie hast.

Lutz


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: So Jan 05, 2014 23:03 
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harry, Olive & Lutz,

vielen Dank für Eure Antworten! Ich habe übrigens noch keinerlei C's getauscht. Alle üblichen Verdächtigen sind noch original.
Sollte ich vielleicht vorher mal den Oszillator mit neuen C's bestücken und dann nochmal checken ob die Anzeige passt?

Danke für Eure Hilfe,

LG. Holger

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein erstes Dampfradio, UKW tot.
BeitragVerfasst: Mo Jan 06, 2014 15:10 
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Das Knistern und Krachen des Drehkos kommt oft vom Schleifkontaktring des Rotors, das ist oft verdreckt, angelaufen und ab und zu korrodiert.
Kann man meist mit nem Wattestab bei gleichzeitigen drehen reinigen. Mit Druckluft alles freiblasen. Wenns dann noch knistert können Plättchen verbogen sein, die sich an manchen Stellen berühren.
Ausbauen, gegens Licht halten und sehen, ob sich da was berührt.
Die äüssenen Plättchen sind zur Grundabstimmung mehrfach geschlitzt und daher meist leicht verbogen. Das ist auch normal, nur sind die manchmal durch unvorsichtige Handhabung von Bastlern nach innen gebogen worden und berühren dann die Statorplatten.

Die schlechte Klangregelung liegt mit sicherheit an den Kondensatoren, gerade im Bereich der NF sind meist die Teerbomben eingesetzt worden, weil da die Toleranzanforderungen nicht so hoch sind. Auf dem Klangregisterschaltsatz sind auch immer ein oder 2, die meist schuld an schlechter Klangregelung sind

Und was heisst inhomogen? Ungleiche schwache Helligkeit?
Die Nordmendegeräte in dieser Zeit haben meist einen Papier-Skalenhintergrund, der ist immer vergilbt und das Licht dann gelblich und nicht sehr hell.
Durch den Dreck entstehen dann auch Helligkeitsunterschiede.
Ich nehm da immer Butterbrotpapier, das ist weiss und sehr durchlässig, in gleicher Form zuschneiden und zusammenkleben, 2-3 Klebepunkte innnen in der Mitte (wie im Original damits stramm liegt und der Zeiger nicht dranschabt) und das Leuchtbild ist wieder schön hell und weiss.

Das unsymetrische Band der EM84 liegt an der Röhre selbst, da muss man mit leben oder austauschen, aber solange das Teil noch hell genug ist sollte man die erstmal bis zum Ende weiternutzen, zumindest als Notersatz aufbewahren

Das mit der toten KW ab 10 MHz kann an der ECH81 liegen, die Triode ist meist durch einseitiges jahrelanges nichtnutzen der AM-Bereiche,
(denn nur bei AM ist die als Oszillatorstufe in Betrieb, aber immer mitgeheizt) und dadurch meist die Katode durch Zwischenschichtbildung emissionsschwach auf der Brust
Die Heptode ist dagegen bei allen Bereichen in Betrieb

Bitte nicht gleich auf Verdacht die Kondenser des Oszi im Mischerkasten wechseln, das sind Keramische und die sind daher fast immer noch in Topform.
Das sollte nan nur machen, wenn wirklich mal einer durch ist. Und dann ist die Mess-und Abgleichereierei gross. Erstmal wie schon erwähnt wurde
nur die Zeigerendposition prüfen und dann erst falls erforderlich nach dem Abgleichplan nachgleichen
Bei Nordmende ist das alles recht einfach, ich hab selber fünf Stück
Gruss
Andi

_________________
Was kann schöner sein auf Erden als von Röhren beschallt zu werden
Was kümmert es die stolze Eiche wenn sich ein Borstenvieh dran wetzt

All that we see or seem is but a dream within a dream? E.A.Poe


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