Mende Ms 195W

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Wheely
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Mende Ms 195W

Beitrag von Wheely »

Hallo
Bei meinem nächsten Patienten, einem Mende MS 195W stehe ich vor einem Radio, das von jemanden schon mal überarbeitet wurde. Gleich vorweg, das Gerät sollte eigentlich in den Müll, es war eher Zufall, das ich es davor bewahrt habe. Das Gehäuse wurde mit brauner Farbe bestrichen, der Stoff stammt von einer Tischdecke oder einem derben Kissen und im innern sieht man, das alle Kondensatoren durch neue ersetzt wurden. Wobei ich nicht weiß, wann das gemacht wurde. Das Radio selbst funktioniert nicht. Vielleicht wurde es auch Kaputt repariert :( obwohl es sehr gut aussieht und auch sauber ausgeführt wurde. Störend sind allerdings auch Flachsteckerverbindungen, ähnlich wie man sie bei Kfz kennt. All das sind Dinge die ich wieder ändern möchte

Ein klarer Fall - das gute Stück wird restauriert

Nun meine erste Frage: hat jemand evtl. so ein Radio in seiner Sammlung , der mir von der Unterseite ein Foto zur Verfügung stellen kann, damit ich sehe, wie die Original Kondensatoren aussahen. Es ist sicherlich verständlich, das ich diese Bauteile wieder rückrüsten möchte und die modernen Bauteile in alte Kondensatorengehäuse stecken möchte. Alte Kondensatoren besitze ich allen möglichen Varianten, daran wird es nicht mangeln.

Nun zwei Fotos von dem Patienten

Bild
Bedarf auch eure Hilfe bei der Bauteile-Ermittlung
Bild
sofern in Ordnung, könnte ich mich mit den Ero`s durchaus anfreunden, aber nur wenn sie in einem alten Kondensatorröhrchen stecken.

Ich würde mich riesig freuen, wenn mir jemand mit Fotos dienen könnte.

Radiogrüße :hello:
Hans Detlef
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olli0371
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Re: Mende Ms 195W

Beitrag von olli0371 »

Hallo,

Fotos habe ich mangels Gerät nicht - aber ich möchte die ermutigen das Projekt durchzuziehen. Das wird wieder ein Schmuckstück. Ich hab auch son überstrichenen gehabt: http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=16419
Die Aufarbeitung habe ich nicht bereut. Also nix wie ran :super:

Gruß
Oliver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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SK468W
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Re: Mende Ms 195W

Beitrag von SK468W »

Hallo,

diese Seite dürfte Dir weiterhelfen:

http://www.radiohistoria.sk/Oldradio/ma ... cu/0000819

Vielleicht hat der Kollege ja auch noch weitere Fotos.

MfG
Volker
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Wheely
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Re: Mende Ms 195W

Beitrag von Wheely »

Hallo

@Oliver
Dein Loewe ist ja ein Prachtstück geworden. :super: Ja, solche Arbeiten spornen an. Der Mende bekommt wieder neuen Glanz, so wie ich den Lorenz 200 wieder aufgefrischt habe. Gerade Holzpolierarbeiten liegen mir, ich bin Sicher, mit Schellack und meiner Methode wird das was. Ich hoffe nur, das unter der braunen Farbe das Furnier noch OK ist. Wegen dem Lautsprecherstoff schau ich mal bei RMO, dort sieht man ja den Stoff.

@ Volker
Vielen Dank für diesen Tipp und den Hinweis zu dieser Seite. Soeben habe ich schon mal in meinem Lager nachgesehen, bei dem Blockkondensator bin ich doch glatt fündig geworden. Er hat zwar eine andere Befestigung, aber exakt die Werte aufgedruckt, wie der freundliche Kollege auf seiner Seite dokumentiert hat. Die Kondensatoren scheinen von NSF zu sein. Mal schauen ob ich da auch etwas finde. Bei den Widerständen habe ich keine Sorge, in den gut 8 Kg Altbeständen, die ich sorgfältig gesammelt habe und hüte wie einen Schatz habe ich mit Sicherheit die passenden.

Ich werde berichten, wie es weiter geht, mit dem Mende, der so sehr gelitten hat
Habt erstmal Vielen Dank :danke:
Wenn noch jemand etwas findet , ich würde mich freuen

Radiogrüße :hello:
Hans Detlef
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Wheely
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Re: Mende Ms 195W

Beitrag von Wheely »

Hallo

Neuestes vom Mende :)

Das der Mende keinen Ton von sich gab, ließ mir keine Ruhe. Nachdem das Chassis, der Netztrafo und der Lautsprecher ausgebaut war, suchte ich sämtliche Verbindungen ab und wurde an der Gleichrichterröhre fündig.

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Kabel ab - Null Funktion. Ein kalte Lötstelle war Ursache. Das hat sicherlich eine Zeitlang gehalten, irgendeine Erschütterung am Gerät genügte womöglich, dann war kein Mucks mehr zu hören. Ein Grund mehr, Lötsstellen genauestens zu untersuchen. Das Netzkabel (Blau ) ist auch schon vom Lötkolben betatscht worden, so was geht nicht !

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Na bitte, der Mende hat einen guten Empfang. Der Wellendrehschalter hakelt zwar etwas, aber das verzeihe ich dem Veteran mit den neuen Implantaten. Nun kann man zumindest sagen, der jenige, der dieses Radio überholte, hat sich was dabei gedacht. Aber soll ich das jetzt so lassen wie es ist? Auf dem Trafo steht 11 September 1939 und das mit den modernen Bauteilen kombiniert:?

Bild
Mit modernen Bauelementen bezeichne ich auch die Autostecker. Eine wackelige Angelegenheit, wo Störungen jederzeit möglich sind. Auch der Elko ist sehr modern. Und schaut mal den Lautsprecher an, ein Siemens. Aber den würde ich glatt wieder übernehmen, der hat einen tollen Klang. Warum hat der Mechaniker da bloß einen 33µF Elko verwendet und keinen 8 µF?

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Bei meiner Suche nach Zeitgemäßen Bauteilen bin sogar noch fündiger geworden. Ein Original Blockkondensator fand sich in meinem Lager. Mit dem Teil könnte ich 6 Kondensatoren wieder in den Originalzustand versetzen.

So, nun mal los, macht mir mal Vorschläge, wie ich vorgehen soll. Reichlich Widerstände würden mich erwarten und natürlich die besagten Kondensatoren. Oder soll man das so lassen wie es ist? Wie gesagt, es funktioniert und gar nicht mal so schlecht.

Radiogrüße :hello:
Hans Detlef
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Re: Mende Ms 195W

Beitrag von holger66 »

Die moderneren Kondis würde ich so lassen. Eine Reparatur aus den späten 60ern oder frühen 70ern wäre genau mit solchem Material ausgeführt worden, das ist also schon auch historisch. Der 33µF Elko ist aus meiner Sicht auch OK, wenn ich es richtig im Kopf habe, darf eine AZ1/11 maximal 60µF haben. Dann gilt also: mehr wirkt mehr. Das hätte ich auch so gemacht, wenn ich schon so einen Becherelko mit dem Wert gehabt hätte - find´ mal einen mit nur 8µF, der noch intakt ist.

Die Flachsteckverbinder würde ich hingegen entfernen, das ist Murks. Und die eine Röhre, die eigentlich eine Stahlröhre sein sollte, sieht nach einer DDR-Glastype aus, die würde ich auch wieder gegen ein originales Exemplar tauschen.

Natürlich muß der ka..braune Lack ab. Dann wird die Kiste wieder schön !

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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olli0371
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Re: Mende Ms 195W

Beitrag von olli0371 »

Hallo,

das mit dem Elko 33uF würde ich mir überlegen (sofern er als Ladekondensator verwendet wird). In den Datenblättern der Gleichrichter ist zwar ein Max C angegeben - jedoch oft auch im Zusammenhang mit einem Schutzwiderstand. Als Schutzwiderstand kann auch der Innenwiderstand des Trafos dienen und er soll eine Überlastung der Röhre durch die Stromspitzen des Ladekondensators verhindern. D.h. es ist möglich, dass die AZ11 mit zu geringem Schutzwiderstand durch 33uF bereits überfordert ist.
Ergo der 8uF hat ursprünglich gereicht und sollte es jetzt auch tun.
Hier ist zusätzlich noch die Feldspule als Drossel verwendet und der elektrodynamische Lautsprecher sollte auch eine Brummkompensation haben.
8uF Becherelkos mit 450V gibt es bei Jan Wüsten in neu.

Gruß
Oliver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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Re: Mende Ms 195W

Beitrag von röhrenradiofreak »

olli0371 hat geschrieben:Hier ist zusätzlich noch die Feldspule als Drossel verwendet und der elektrodynamische Lautsprecher sollte auch eine Brummkompensation haben.
Es besteht der Verdacht, dass der Lautsprecher nicht Original ist. Dann könnte es sein, dass die Brummkompensation nicht mehr optimal funktioniert hat und das Brummen deshalb mit einem größeren Elko bekämpft wurde. Ob 8 µF im jetzigen Zustand des Gerätes ausreichen, wäre also auszuprobieren.

Lutz
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Wheely
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Re: Mende Ms 195W

Beitrag von Wheely »

Hallo
Vielen Dank für die Hinweise

Kleiner Zwischenbericht zum Mende.
Den 33µF Elko habe ich gegen einen 8µF getauscht. Ein Unterschied ist nicht festzustellen. Somit werde ich mal schauen, das ich ein Zeitgemäßes Elko Gehäuse finde und dieses dann mit Neuteilen befüllen. Dann ist zumindest beim ersten Blick in das Radio, kein modernes Bauteil zu sehen. Neue Elkos in allen möglichen Werten habe ich, das ist kein Problem. Bei der Kontrolle der Spannungen sind mir keine ungewöhnlichen Werte aufgefallen. Somit werde ich nur die Lötstellen überprüfen, eine kalte Lötstelle hat mir genügt. Ansonsten werde ich den Mende vorerst so lassen.
Das Gehäuse arbeite ich auf, mal schauen, wie das wird. Zeitgemäßen Lautsprecherstoff habe ich auch noch, nun kann eigentlich nichts schiefgehen.

Radiogrüße :hello:
Hans Detlef
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Re: Mende Ms 195W

Beitrag von carstenhh »

Ich habe genau so ein Radio.
Bin selber unerfahren in Sachen Löten und habe das Radio letzten Herbst zu einem alten und erfahrenen Radiotechniker gebracht. Der war zuerst ganz angetan und hatte auch eine beeindruckende Werkstatt mit lauter alten Geräten... Aber am Ende bin ich da doch ein paar JAhre zu spät zu dem Herrn gekommen. Die Sehkraft und anderes lässt nach. Am Ende war das Radio eine Nummer zu groß für ihn in seinem jetzigen Zustand.

Das Radio dürfte noch weitgehend original sein. Eine Reparatur zu DDR-Zeiten in den 1960ern, mehr ist nicht bekannt. Fotos mache ich gerne.