Ein Modulationsgrad von 100 % wird bei einem AM-Rundfunksender nicht angewendet, weil das starke Verzerrungen ergeben würde. AM-Rundfunksender hatten früher Modulationsgrade um die 30 %. Durch die Fortschritte in der Sendertechnik ist es im Laufe der Zeit möglich geworden, den Modulationsgrad anzuheben, um größere Reichweiten durch größere Lautstärke zu erzielen. Heute sind meines Wissens um die 70 % üblich, nicht 100 %, damit sich auch Musikübertragungen noch erträglich anhören.
Nur im amplitudenmodulierten Sprechfunk wird mit Modulationsgraden von annähernd 100 % gearbeitet, weil es dabei nicht so sehr auf Verzerrungsfreiheit ankommt. Die größere Lautstärke bringt mehr Vorteile als die damit verbundenen Verzerrungen Nachteile.
Nicht jeder Empfänger kann ein Signal mit beliebig großem Modulationsgrad einwandfrei demodulieren. Wenn man sich zum Beispiel einen einfachen AM-Demodulator mit einer Diode vorstellt, muss die Schwellspannung der Diode viel kleiner als die Amplitude des Eingangssignals sein, damit bei einem Eingangssignal mit hohem Modulationsgrad nicht die "untere" Halbwelle der Modulation, die der niedrigen Trägerspannung entspricht, abgeschnitten wird.
Bis zu welchem Modulationsgrad ein Empfänger das Signal noch verzerrungsarm wiedergeben kann, hängt von der Bauart des Empfängers und teilweise von der Größe des Eingangssignals ab.
Es kann durchaus sein, dass einige alte Empfänger Signale mit einem Modulationsgrad von 70 % nicht verzerrungsarm verarbeiten können. Bei Ein- und Zweikreisern, die keine Schwundregelung besitzen, ist bei starken Signalen womöglich die Audionstufe übersteuert, das führt dann zwangsläufig zu Verzerrungen. Versuche es doch einmal mit einer kürzeren (Behelfs-) Antenne oder mit einem Dämpfungsglied (Spannungsteiler) vor dem Antenneneingang.
Übrigens: Verzerrungen werden bei einem schwachen Signal subjektiv weniger wahrgenommen, da dieses von anderen Störgeräuschen beeinträchtigt ist.
Lutz
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