Hallo,
wie vielleicht noch bekannt sein dürfte, hat unser Admin Christopher letztens ein sehr schönes Autophon Radiogerät erstehen können.
Sehr schön, aber auch sehr alt. Unnötig zu erwähnen, daß dort natürlich (wie üblich) die Kondensatoren die bekannten Schwächen zeigen.
Nun sind in diesem Gerät einige sehr repräsentative Pappkondensatoren verbaut. Das sind echte Zeitzeugen, die sich von der üblichen Massenware der allseits bekannten EROs und WIMAs deutlich abheben.
Ich habe mich dann angeboten, bei diesen Kondensatoren den Versuch einer Neubeschickung zu unternehmen.
Hier waren die Papprollen nicht durch Teer oder Schellack verschlossen, sondern hier waren die Ränder umgebördelt. Also eine neue Herausforderung. Ein "Tarnen und Täuschen" wie bei den EROs war hier nicht möglich. Hier mußte mit dem Originalmaterial gearbeitet werden. Allein schon wegen des recht umfangreichen Aufdruckes.
OK. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Dann wollen wir mal.
Dies sind die fünf Kondensatoren die mir zunächst mal zugesandt wurden.
Hier sieht man den seitlichen Verschluß. Es ist schwarzes Hartpapier. Ähnlich Pertinax.
Als Erstes wurden die Pappröhren vorsichtig geöffnet.
Dann der Inhalt noch vorsichtiger herausgezogen.
Hier haben wir nun alle fünf Kondensatoren fein säuberlich zerlegt.
Links die nun leeren Hüllen. Rechts das Innenleben.
Die Hüllen bestehen aus wachsgetränkter Pappe. In allen Abschnitten des Zerlegens war deshalb ständig Heißluft notwendig.
Als neue Kondensatoren finden die allseits bekannten gelben Axialen Einsatz. Mit 630V- Arbeitsspannung. Zweimal 0,1µF und zweimal 0,022µF.
Da hier die Anschlußdrähte nur einen Durchmesser von 0,6mm aufweisen, habe ich sie mit 1mm Cu-Draht verlängert. Da sich diese Verbindung später unzugänglich im Inneren befindet, ist hier besondere Sorgfalt notwendig.
Zunächst mit einer Öse verpresst ......
.... dann mit reichlich Lötzinn gut verlötet.
So ist sichergestellt, daß sich beim späteren Einlöten nichts lösen kann.
Hier sind die neuen Kondensatoren bereits in die Hüllen eingepaßt.
Um für ausreichend Festigkeit zu sorgen, habe ich innen alles mit Paraffin vergossen. Dies stellt sicher, daß sich der Vorgang des Austausches wiederholen ließe, falls das aus irgendeinem Grund erforderlich wäre.
Bei Vergießen mit Zweikomponentenmasse wäre dies ausgeschlossen.
Der Kondensator ganz links ist der Elko. Er hat 22µF und 35V-.
Der alte Elko hatte 25µF und 5V-. Hier habe ich eine radiale Type verwendet, was aber keine Rolle spielt.
Die "falsche Optik" verschwindet in der Vergußmasse.
Nun kam der schwierigste Abschnitt der Restauration, - das wieder Verschließen.
Mir war von vornherein klar, daß ich das wohl nicht mehr so hinbekommen würde wie es ursprünglich mal war. Die Papprollen waren schließlich nicht mehr neu, wie sie es bei der Herstellung waren. Der Rand war durch das Öffnen bereits etwas fransig. Die einzelnen Pappschichten waren im Begriff, den Zusammenhalt (Kohäsion) zu verlieren.
Ich war aber entschlossen, mein Bestes zu versuchen.
Hier nun zum Vergleich die unbearbeitete Seite. So wäre es wünschenswert gewesen.
Und so sieht nun die andere Seite aus. Besser habe ich es leider nicht hinbekommen. Sorry.
Mit einem speziellen Werkzeug, - einer Art Stempel mit Innenrille und Zentrumsloch -, hätte man möglicherweise bessere Ergebnisse erzielen können. Allerdings hätte man dann pro vorkommendem Kondensatordurchmesser ein solches Werkzeug gebraucht.
Nun ja, erstmal ist diese Sache erledigt. Die Kondensatoren sind (samt den alten Innereien) bereits auf dem Postweg. Christopher sollte sie evtll. Mittwoch schon erhalten. Mal sehen, was er dazu meint.
Gruß
Rocco11