Hallo <nullahnung>,
zur elektrischen Restaurierung gelten in etwa die gleichen Vorgehensweisen wie bei jedem anderen Röhrenapparat.
Nur daß der Aufwand aufgrund der einfacheren technischen Realisierung des Gerätes in der Summe geringer ist.
Hauptaugenmerk auch hier die verbauten Kondensatoren in Wickelform.
Erste große 'Baustelle' ist hier der Sammelblock unterm Chassis, sofern noch vorhanden. Eine silberne eckige Blechschachtel in Chassisfarbe mit Datum der Herstellung, Herstellerkürzel in der Mitte und den darin verbauten Kapazitätswerten nebst Betriebs- und Prüfspannung.
Anhand dieses Datumsaufdruckes läßt sich mit einer Vierteljahresgenauigkeit der Herstellungszeitraum des VE bestimmen.
Das Ding also ausbauen, die Befestigung ist einfach zu erkennen. Hernach passende Kondensatoren bereithalten und mit verlängerten Anschlußdrähten versehen.
Dann die Blechschachtel erwärmen (Fön), die kleinen Blechlaschen an der Kontaktplatte (Pertinax) vorsichtig senkrecht biegen. Nach umfassender Erwärmung der ganzen Schachtel (20 min.) die Pertinaxplatte entfernen und die Wickelpakete mit der Spitzzange herausziehen.
Die Blechschachtel dann mit den neuen Kondensatoren füllen. Zur inneren Fixierung habe ich die einzelnen Kondensatoren mit schmalen Holzstücken, zurechtgesägt aus einer Obststiege, gegeneinander festgelegt. Auch um den Hohlraum nicht zu groß werden zu lassen (Verguß!). Dann also vergießen und schemagerecht an der Kontaktplatte anschließen.
Die ganze Aktion erfodert dahingehend einer gewisse Sorgfalt, daß die im Verlauf der Aktion verformten Blechlaschen wirklich nur in dem Maße verdreht werden sollten, daß eine Montage gerade möglich wird. (Sonst sindse ab!)
Die wenigen restlichen Kondensatoren können ebenfalls nach bekanntem Muster restauriert werden, um eine unbedingte Funktionstüchtigkeit sicherzustellen.
Sollten diese jedoch wider Erwarten so gut erhalten sein, daß der angegebene Wert um nicht mehr als 10- 15% unverändert ist und auch mit dem Ohmmeter kein Wert im Megaohmberich meßbar ist, spricht außer der allgemeinen Angst vor alten Bauteilen nichts gegen einen Verbleib im Gerät.
Defekte Spulen, Trafo oder Lautsprecher habe ich, außer durch Vandalismus oder Rattenfraß, im VE noch nicht erlebt.
Wohl sind einige Widerstände bei bestimmten Herstellern mit den Jahren ihrem Wert- Versprechen untreu geworden. Daher auch hier jeden einseitig ablöten und nachmessen. Alles über 10% Abweichung erneuern!
Desweiteren sollte der Wellenschalterkontakt gereinigt werden, sowie der rückseitige Netzschalter. Den am besten dazu ausbauen. Die Kontaktrolle im Schalter muß schließlich deutlich hörbar umschlagen beim Schalten.
Ein kleiner Glasfaserpinsel für die Sicherungshalterkontakte und die Kontakte des Netzspannungswählers macht sich prima.
Zu den Röhren ist genug gesagt worden. Das Gerät spielt auch mit schon stark verbrauchten Röhren. Neue und originale sind natürlich immer das Optimum.
Zum Funktionstest der NF- Verstärkung tut es kurzzeitig auch eine RE 134 oder RES 964. Letztere zieht jedoch deutlich mehr Heiz- und Anodenstrom.
Anstelle der REN 904 tut es auch die passend gemachte AC 2 oder die REN 1821, wenn man ihr 20 Volt Heizspannung gibt.
Zum Schluß sollte man sich für Chassis- und Rückwandbefestigung gleichaussehende (Längsschlitz!)Schrauben mit gleicher Länge (10-12 mm) besorgen. Meist sind in den Geräten abenteuerliche Kombinationen zu finden. Chassis und Lautsprecher sind mit M4- Gewindebefestigung, die Rückwand M 3,5.
So, na dann ran an's Gerät!
