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 Betreff des Beitrags: Reparaturbericht SABA Freiburg WIII
BeitragVerfasst: Mi Jun 01, 2016 22:52 
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Auf Anregung von Hennes berichte ich hier von der Reparatur seines wunderschönen SABA Freiburg WIII auf der Radio Nostalgica in Uedem.

Schon zuvor hatte Holger das Schaltbild besorgt (Danke!) :danke:

Das Fehlerbild war: beim Einschalten fliegt die Feinsicherung heraus.
Dateianhang:
Feinsicherung_FreiburgWIII.jpg

Das Schaltbild zeigt: Die Feinsicherung liegt an der Sekundärwicklung des Netztrafos, welche der Erzeugung der Anodenspannung dient.
Die Schlussfolgerung war: Es liegt vielleicht ein Kurzschluss im Gleichrichter vor, oder ein Kurzschluss in einem Lade- oder Siebelko, oder ein Kurzschluss derjenigen Leitungen, die Anodenspannung (+) führen, oder anderweitig fließt zu viel Strom in der Anodenleitung.

Wir testeten unter Verwendung eines Trenn-/Regeltrafos mit Volt- und Amperemeter, und zwischengeschalteter Glühbirne 60 Watt.
Für diejenigen, die das Verfahren nicht kennen: Die Glühlampe 60 Watt wird vom Strom der Netzspannung durchflossen. Wenn ein zu hoher Netzstrom fließt, glüht der Glühwendel auf, sein Innenwiderstand steigt an, und schützt so den Netztrafo des Radios vor zu hohen Strömen.

Um den beschriebenen Fehler des Radios zu reproduzieren, stellten wir den Regeltrafo auf Null Volt, schalteten das Radio auf Mittelwelle ein und drehten die Spannung am Regeltrafo hoch. Der Fehler trat nicht auf, das Radio spielte auf Mittelwelle klaglos. Zunächst freudig-ungläubiges Staunen.

Dann schalteten wir auf UKW, und augenblicklich flog die Feinsicherung wieder heraus. :roll:
Daraus konnte man nur schlussfolgern, dass der Kurzschluss bzw. der zu hohe Stromfluss in der Anodenleitung vom UKW-Teil herrührte.

Alle weiteren Tests erfolgten jetzt ohne Netzspannung mit dem Ohmmeter.
In Stellung UKW lag zwischen der Leitung der Anodenspannung und Masse etwa null Ohm, also ein Kurzschluss der Anodenleitung.
Daraufhin verfolgten wir das Drähtchen, welche die Anodenspannung zu demjenigen Schalter im Tastenaggregat leitet, welche bei UKW zum UKW-Tuner umschaltet, und löteten dieses dort am Tastenaggregat ab. Der Kurzschluss fand sich nun nicht mehr auf der zuführenden Seite der Anodenspannungs-Leitung, sondern auf der Seite, die zum UKW-Tuner führt, wie wir mit dem Ohmmeter sehen konnten.

Erfahrene Kenner der Szene :hello: , traten hinzu und vermuteten eine Brücke zwischen Kontakten des Tastenaggregats, denn so etwas kommt öfter vor. Aber auch die ausgiebigste Suche mit Taschenlampe und Leuchtlupe blieb ohne Ergebnis. Trotzdem: Danke :danke: für den Tip

Das Kabel führt über weitere Zwischenstationen am Tastenaggregat, schließlich ein längeres Stück unter/hinter dem Tastenaggregat vorbei bis an die Innenseite der Chassis-Rückwand. Das Kabel ist hier und da recht eng um Chassis- bzw. Masse-Metallkanten herumgeführt. Die alte Isolation des Kabels erschien uns etwas spröde, und so haben wir das Kabel ausgetauscht. Der Kurzschluss blieb bestehen.

Dateianhang:
Anodenstrom-UKW_Freiburg_WIII.jpg


Das erneuerte Kabel endet an einem Lötstützpunkt an der Innenseite der Chassis-Rückwand.
Dort ist an Lötstützpunkten ein Leistungswiderstand so verbaut, dass sein stabförmiger Körper parallel zur Chassiswand liegt.
Einer der beiden lackisolierten Enden des Widerstandskörpers hatte einen kleinen, aber entscheidenden Schaden in der Lackschicht, und die metallische Endkappe des Widerstands berührte nun die Chassisrückwand von innen. Es ist genau diejenige Seite des Widerstandes, an welcher in Stellung UKW die Anodenspannung anliegt.

Es musste nur der Widerstand zurechtgebogen werden. Eine neue Lackisolierung soll sicherheitshalber folgen.
Danach spielte das Gerät wieder zur Zufriedenheit.
Reparaturkosten: 1 zerschossene Feinsicherung, diverse Getränke :bier: , mindestens zwei rauchende Köpfe :shock: :o .
Aber viel Spaß!! :D

Viele Grüße,
speziell an Hennes,
Georg


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Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:


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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2016 0:14 
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Hi,

Spannender als ein Tatortkrimi, danke.


solong...


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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2016 5:59 
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Hallo Georg und Hennes,

klasse Beschreibung, bei all dem Trubel hatte ich kaum was davon mitbekommen. Typischer Fall von kleiner (und schwer auffindbarer) Ursache mit großer Wirkung.

Dankeschön.

H.

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UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....


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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2016 6:41 
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Hallo zusammen,

vielen Dank für diesen wirklich interessanten Bericht :danke: :super: . Davon würde ich sehr gerne hier viel mehr sehen :roll:
Einen SABA Freiburg W III habe ich ebenfalls in der Sammlung und betriebsbereit. Bei dem Gerät habe ich im Wellenschalteraggregat einige Verdrahtungsänderungen vorgenommen, da an mehreren Stellen Anodenspannungs- und Massepotenzial an direkt benachbarten Kontakten anlagen. Dadurch ist es bereits an einigen Geräten zu Schmorbränden gekommen, wie ich selbst erfahren musste und auch von anderen Sammlern berichtet wurde.
Ansonsten ist der W III ein tolles Radio - also mir jedenfalls gefällt's. Klanglich kann ich mich allerdings immer noch nicht richtig zwischen ihm und meinem Nordmende Tannhäuser 57 entscheiden... :wink:


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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2016 10:00 
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Hallo Georg,

ein toller Bericht von Dir über die Fehlersuche bei meinem W3 der super und spannend zu lesen ist vielleicht vor allem wenn man wie ich dabei war. Ein Bericht sicher auch nach Paulchens Geschmack und genau so toll wie Deine analytische Fehlersuche von deren Eigenschaft ich auch gerne etwas hätte! Es macht mir immer riesigen Spaß Dir bei der Fehlersuche zuzuschauen wie jetzt beim W3 aber auch schon im vorigen Jahr beim Grundig 5010. Für mich ist das sehr hilfreich um überhaupt den Aufbau der Technik eines Radios zu verstehen. Also vielen Dank für den erfolgreichen und schönen Nachmittag in Uedem!

In folgender Deiner Aussagen muss ich Dir aber widersprechen:


radio-hobby.de hat geschrieben:
Danach spielte das Gerät wieder zur Zufriedenheit.


Nach Arbeitszeugnis Noten würde eher diese Aussage zutreffen:
Danach spielte das Gerät wieder zur vollsten Zufriedenheit!

Übrigens hast Du seit dem 24 Mai eine noch ungelesene PN von mir im Postfach mein lieber Georg! :wink:

Das jährliche Sammlertreffen in Uedem kann ich im übrigen allen Interessierten nur ans Herz legen. In jedem Jahr meiner Anwesenheit (immerhin zum 3 mal) eine super Veranstaltung. Mein Dank dafür nochmal an Hartmut und Holger sowie alle anderen Beteiligten!
:super: :danke:

Zusatz: Seit heute ist der Widerstand gelackmeiert und insofern isoliert.

_________________
Freundliche Grüße
und
guten Empfang
Hennes

Guten Empfang gibt es nur mit genügend Lötzinn auf der Rolle!

https://www.radiohennes.de/


Zuletzt geändert von Hennes am Fr Jun 03, 2016 8:57, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2016 18:42 
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rettigsmerb hat geschrieben:
Dadurch ist es bereits an einigen Geräten zu Schmorbränden gekommen, wie ich selbst erfahren musste und auch von anderen Sammlern berichtet wurde.


Moin,
ja und vor allem:
Nie K60 oder ae. in den Schalter spruehen und das Geraet einschalten, ohne es ausgewaschen zu haben. Die Pertinaxstreifen bei Saba muessen einwandfrei trocken sein, sonst brennt es im Schalteraggregat an genau den Stellen. Seltsamerweise sind andere Pertinaxschalter da robuster, aber bei Saba muessen sie sauber und trocken sein. Auch das Verdunstenlassen des Loesungsmittels vom Reinigungsspray reicht nicht.

73
Peter


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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2016 20:59 
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Dieses Zeugs namens K60 habe ich schon vor Jahrzehnten aus meiner Werkstatt gebannt - es gehört einfach in Radios nicht hinein! In meiner Praxis habe ich genug "Opfer" gesehen, bei denen der Grünspan aus allen Ecken blüht, wo K60 mal hingekommen war. Aber das nur nebenher und OFF TOPIC...


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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2016 21:38 
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Lieber Falk 205, lieber Holger, lieber Herbert, lieber Hennes, lieber Peter,
danke für Eure netten Kommentare!

Viele Grüße
Georg

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Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:


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BeitragVerfasst: Do Jun 02, 2016 21:51 
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Beiträge: 2076
rettigsmerb hat geschrieben:
Dieses Zeugs namens K60 habe ich schon vor Jahrzehnten aus meiner Werkstatt gebannt


Ach du Elend, da habe ich doch tatsaechlich K60 geschrieben. Gemeint war K61, denn K60 ist auch bei mir verbannt und damit "behandelte" Geraete sind mir mit dem typischen Duft und Gruenspan auch aufgefallen.

73
Peter


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BeitragVerfasst: Sa Jun 04, 2016 6:33 
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Ja, die brutzelnden und knisternden Pertinaxstreifen von Saba kenne ich auch. Es muß wohl an der Materialqualität liegen. Beobachtet habe ich das bei den Gerätemodellen aus den Bauserien W2, W3 und W4. Bei W5 und fortfolgenden noch nicht. Vermutlich haben sie damals die Materialqualität verbessert. (Heute würde man sagen: einen anderen Lieferanten gewählt.)

In einem Fall konnte ich nicht umverdrahten, wie Herbert das ja auch beschreibt. Ich habe also den Dremel genommen, einen kleinen runden Fräskopf montiert und die Stelle sauber ausgeräumt, wie ein Zahnarzt einen kariösen Zahn ausräumt. Anschließend habe ich die Stelle dann mit wenigen fein verteilten Tröpfchen Cyancrylatkleber versiegelt, da brutzelt nichts mehr.

Diese Problemstellung kenne ich aber wirklich auch nur von Saba.

H.

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UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....


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