Servus,
Habe heute morgen auf die Schnelle einen Braun BSK 239 repariert für einen guten Freund und Nachbarn.
Es gab nicht viel daran zu tun, bis auf die beiden 4uf Elkos, einen 0,1uf Kondensator und zur Vorsicht die beiden 3nF Kondensatoren in der Endstufe waren alle Bauteile in Ordnung, der zweistufige Steckschlüsselschalter benötigte eine gute Reinigung der Kontakte mit feinstem Schmirgelleinen. Die Röhrenprüfung ergab eine schlappe KDD1, die flugs gewechselt wurde, und nach Anschluss des Probe-Netzteiles brüllte der Apparat sauber los. Nach 5 Minuten Spiel fing es an zu brizzeln und zu knackseln im Lautsprecher. Das Spiel kennen wir ja zur Genüge von Batterieempfängern, wie üblich der 200 Ohm Kohlewiderstand für die Erzeugung der halbautomatischen negativen Gittervorspannunng. Über den Widerstand läuft der Anodenstrom des gesamten Gerätes und die sind allermeistens hin, nach Erwärmung haben die Kohleteile keinen guten Durchgang mehr und dann fängt es halt an zu brizzeln.Ein neuer Widerstand (Original Wer-Macht-Was aus den Lagerbständen) löste das Problem, als Kondensatoren baute ich neue geprüfte Bosch MP Kondensatoren von 1941 ein (Prüfstelle der Kriegsmarine Pergine Dezember 1941 mit zum Glück gleichen Abmessungen der Würfel Elkos). Das Radio ist von 1938/39 und hat innen einen Wer-Macht-Was Stempel. Jetzt baue ich ihm noch ein Netzteil 2V und 120V und dann kann er abends ab und zu Rai aus Trieste hören, bzw Radio Vatikan am Sonntag.
Am Gehäuse mache ich nichts, das hat innen einen grossflächigen Säureschaden ausgelaufener Batterien und ist total verfault, wird halt nur noch vom Aussenbezug zusammengehalten, also besser nichts anfassen und mit sehr viel Feingefühl behandeln, damit es sich nicht zerlegt. Man könnte darüber nachdenken, das Gehäuse von innen durch 2mm echtes Holzfurnier zu verkleiden und zu verstärken, altes gut abgelagertes Eichenfurnier ist da sehr robust. Na mal sehen, wenn das Netzteil fertig ist heute abend.
Das Radio hat sicherlich auch noch einen Bombenschaden (Druckluftwelle hatte wohl den Lautsprecher ins Nirwana befördert) und eingebaut ist ein ähnliches Braun Ersatzteil von 1942.
So jedenfalls ist es erstmal gerettet. Ich mache dann nochmal bessere Bilder, als mit der alten Kiddie Cam.


Probenetzteil mit verschiedenen Anoden-, Gitter- und Heizspannungen

Schaltplan des einfachen Koffergerätes mit K-Röhren, zum Glück habe ich von denen noch genug. Die 4 Volt Lampe, dient als Sicherung, ist nicht eingebaut. Im Schaltplan auch der faule 200 Ohme Widerstand, der gewechselt wurde.
Neue Bilder:
Gerät ist fertig und der morsche Braun Holzkoffer brüllt richtig los mit seiner Gegentaktendstufe.
Reinigung der Fassungskontakte und der des Wellenschalters waren natürlich notwendig. Ich wunderte mich schon über den ganzen Rostsstaub im Gerät: Das waren die beiden Abschirmbleche, von denen war nur eine Krustenkante mit den Befestigungsschrauben übrig geblieben, also kurz 2 Neue angefertigt. Das Gerät stand ja bis vor Kurzem auf dem Boden eines zugigen Stalls. Der BSK239 wurde von der Grossmutter meines Freundes Mario aus einem zurückgelassenem Kübelwagen gefischt. Kesselrings Einheiten hatten ja im April 45 in Italien kapituliert. Na, das Gerät hat es jedenfalls überlebt, hier ein paar Bilder. Schätze mal, das Radio ist heute ziemlich selten und Marios Schwester wird sich bestimmt freuen, das der "TBE" wieder funktioniert (TBE= Truppenbetreuungsempfänger).Habe ihn dann noch beruhigt: Röhren als Ersatz habe ich genug von allen Typen. Hier gabe es ja in unterirdischen Tunneln aus dem WK I ein grosses Ersatzteillager der Wer-Macht-Was bis Ende 1944, das wurde dann nach dem Kriege geplündert, da lagerten u.a. zig zig Zehntausende von Röhren drin, von den Beständen zehren die Sammler hier in Italien bis heute noch.

Bei dem kleinen Netzteil muss das 230V Kabel noch ordentlich mit einer Schelle befestigt werden, das Ganze passte in eine Alu-Profil Abschnitt

Sauberer habe ich das Modergehäuse nicht bekommen, hatte aber auch immer Angst, das es gleich auseinander fällt

Gesamtansicht von hinten, den Rost so gut es ging, entfernt und die neuen Bleche montiert.Man sieht aber auch, wie faul das Holzgehäuse ist.

Detail der Endstufe mit KC 3 und KDD1, die macht ganz schön Dampf für ein Batteriegerät!

HF und ZF Teil, mich wundert, das die Spulen alle in Ordnung sind, da war nichts vergammelt

Gesamtansicht von innen, der dunkle Boden ist total von inzwischen ausgetrockneter und stabilisierter Batteriesäure getränkt

Noch eine kleine Anleitung für den Batterietausch