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 Betreff des Beitrags: Telefunken Andante S von 1953
BeitragVerfasst: Mo Jun 22, 2009 16:57 
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Registriert: Fr Okt 26, 2007 10:24
Beiträge: 1905
Wohnort: Braunschweig
Hallo,
habe gerade einen Telefunken Andante S instand gesetzt. Das Gerät wurde zunächst im Urzustand vom Flohmarkt getestet.
Es spielte auf allen Wellenbereichen, auch auf UKW, hier aber etwas leiser. Das Brummen im Hintergrund war insgesamt nur gering, der Klang auch soweit okay, dieser wurde auch nicht schlechter bei längerem Betrieb. Also keine auffälligen Verzerrungen, allerdings Bässe und Höhen könnten etwas kräftiger sein, die Regler reagieren aber normaler.
Viele würden das Gerät jetzt als voll funktionstüchtig ansehen, ich habe ihn aber trotzdem auseinander genommen und alle Teerkondensatoren ausgewechselt.
Ausgelötet werden diese nicht direkt, sondern abgekniffen, das ist schonender für die Lötleisten. Die verbleibenden Drahtstümpfe lassen sich einzeln viel leichter auslöten, anschließend macht man die Löcher wieder frei, damit der erneuerte Kondensator da wieder durch gesteckt werden kann.
Damit es nach der Reparatur auch ansprechend aussieht, wurden die Teerkondensatoren in heißes Wasser getan und dann zerlegt, um sie mit entsprechenden hochwertigen Kondensatoren zu befüllen und anschließend wieder zu vergießen (nicht mit dem alten Teer, sondern mit schwarzer Heißklebemasse). Bei drei Kondensatoren ging das nicht mit dem Neubefüllen, da das verbleibende Röhrchen zu dünn im Durchmesser ist und der Ersatzkondensator nicht hineinpaßt. In diesen Fällen mußte ein dickeres Pertinaxröhrchen von einem anderen alten Kondensator her.
Desweiteren waren im Gerät noch drei NSF-Kondensatoren in tropenfester Ausführung verbaut, diese sehen ähnlich wie die Teer-EROs aus, allerdings ist das Röhrchen nicht mit Teer vergossen, sondern mit einer harten durchsichtigen Masse. Dieses Material läßt sich nicht ausschmelzen, so daß diese Kondensatoren ebenfalls durch andere neubefüllte Röhrchen ersetzt wurden. Insgesamt wurden 16 Kondensatoren getauscht, dazu noch der Ratioelko (2 µF) und der Katodenelko (50 µF) an der Endröhre. Der Ratioelko wurde durch einen 2,2 µF Folienkondensator ersetzt (geht nicht mehr kaputt) und der Katodenelko durch einen moderneren Typ mit 100 µF (50 µF hatte ich nicht, und den alten Kondensator auszuhöhlen ist zu umständlich).

Die ausgewechselten Kondensatoren hatte ich spaßeshalber vor dem Zerlegen noch überprüft, Ergebnis: erwartungsgemäß waren auch alle Kondensatoren defekt (das Radio hatte aber noch ganz ordentlich gespielt !). Es macht daher absolut keinen Sinn, den ganzen alten Kram drin zulassen, selbst wenn das Gerät noch funktioniert.
Die aufwendige Reparatur, wobei auch nachher alles möglichst original aussehen soll, dauert natürlich. Viel mehr als zwei oder drei Kondensatoren schafft man mit dem Wiedereinbau nicht pro Stunde.

Nach erfolgter Reparatur wurde erneut ein Funktionstest durch geführt, zwischen vorher und nachher liegen Welten im Klang und der Empfindlichkeit. Den Trimmer vom UKW-Vorkreis habe ich allerdings noch ein klein wenig abgeglichen auf Maximum, dadurch nimmt die Lautstärke und die Anzeige beim mag. Auge auf UKW noch etwas zu.
Die Lautstärke (vor allem auf UKW) ist deutlich größer, man bekommt viel mehr Sender rein, das mag. Auge reagiert so wie es soll, sowie Bass- und Höhenregler funktionieren richtig.
Der Selengleichrichter ist drin geblieben (wurde vorher recht warm, sind aber meistens gar nicht kaputt) und erhitzt sich auch nicht mehr unnormal, da nach dem Kondensatorentausch der Gesamtanodenstrom absinkt.

Das Radio ist jetzt auch wieder für den Dauerbetrieb geeignet. Damit man erkennen kann, das die Kondensatoren innerlich erneuert wurden, sind diese mit einem roten Punkt markiert und ein entsprechender Hinweis auf einem Zettel wird noch in die Gehäuseinnenseite geklebt.

Gruß

Roland


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Mo Jun 22, 2009 19:28 
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† Siemens D-Zug
† Siemens D-Zug
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Registriert: Di Feb 05, 2008 18:41
Beiträge: 3354
Wohnort: Göppingen
Hallo,

gut gemacht! :D :super:

Prima, daß Du die alten Kondensatoren so sorgfältig wiederaufbereitet hast.
Es stimmt, daß man bei zu dünnen Röhrchen manchmal tricksen muß. Hin und wieder geht das nicht anders.
Im Fall der Frako-Kondensatoren bei meiner aktuellen Restaurierung war ich ebenfalls erstaunt, daß diese genauso schlechte Werte aufwiesen wie die EROs. Alles lückenlos vergossen, - keine Risse in der Oberfläche. Und trotzdem muß wohl Feuchtigkeit eingedrungen sein. Entweder dort wo die Anschlußdrähte sitzen, - oder sie ist durchdiffundiert. Schlüssig klären konnte ich das nicht.

Hast Du evtll. Bilder gemacht von den Restaurationsphasen?


Gruß

Rocco11

_________________
The Times They Are A Changin' (Bob Dylan)
http://www.youtube.com/watch?v=PZUL6cPc26g&feature=related


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Mo Jun 22, 2009 22:27 
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Mitgliedschaft beendet

Registriert: Sa Jan 27, 2007 20:08
Beiträge: 2763
Kenntnisstand: **Zutreffendes Feld fehlt**
hallo Roland,
ich mch gern mit 8_)

Martin.

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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Di Jun 23, 2009 16:32 
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Registriert: Fr Okt 26, 2007 10:24
Beiträge: 1905
Wohnort: Braunschweig
Hallo Martin, hallo Rocco11,

genau so ein Telefunken Andante wie abgebildet ist es. Das reparierte Gerät sieht eher noch schlechter aus, da zum schlechten Lack (etwa so wie hier) auch noch der Stoff verschlissen ist. Das macht aber nichts, da das Chassis ohnehin verpflanzt wird in ein Gehäuse von einem AEG 62WU, das ist das baugleiche Modell zum Andante.
Die einzelnen Phasen der Aufbereitung habe ich nicht fotographiert, da könnte ich aber das Endergebnis noch aufnehmen wenn meine Kamera das so einigermaßen hinbekommt.
Bilder könnte ich auch versenden, aber nur als PN, einstellen werde ich sie nicht da ich mich mit dem Hochladen von Bildern nicht auskenne (habe eine ausgeprägte Abneigung gegen Computeritis, Digitalwelt ist nicht so mein Ding...).
Überlassene Bilder können gerne vom Empfänger ins Forum eingestellt werden, da habe ich überhaupt nichts dagegen. Nur selbst mache ich es nicht (das ist auch einer der Gründe, warum ich im Verein XY kein Mitglied bin, die wollen auch gern alles mögliche an Bildern, Schaltplänen etc. hochgeladen haben. Geht gar nicht, kann ich nicht und will mich auch nicht mit dazu notwendigen Computerprogrammen beschäftigen).

Gruß

Roland


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