Hallo,
habe gerade einen Telefunken Andante S instand gesetzt. Das Gerät wurde zunächst im Urzustand vom Flohmarkt getestet.
Es spielte auf allen Wellenbereichen, auch auf UKW, hier aber etwas leiser. Das Brummen im Hintergrund war insgesamt nur gering, der Klang auch soweit okay, dieser wurde auch nicht schlechter bei längerem Betrieb. Also keine auffälligen Verzerrungen, allerdings Bässe und Höhen könnten etwas kräftiger sein, die Regler reagieren aber normaler.
Viele würden das Gerät jetzt als voll funktionstüchtig ansehen, ich habe ihn aber trotzdem auseinander genommen und alle Teerkondensatoren ausgewechselt.
Ausgelötet werden diese nicht direkt, sondern abgekniffen, das ist schonender für die Lötleisten. Die verbleibenden Drahtstümpfe lassen sich einzeln viel leichter auslöten, anschließend macht man die Löcher wieder frei, damit der erneuerte Kondensator da wieder durch gesteckt werden kann.
Damit es nach der Reparatur auch ansprechend aussieht, wurden die Teerkondensatoren in heißes Wasser getan und dann zerlegt, um sie mit entsprechenden hochwertigen Kondensatoren zu befüllen und anschließend wieder zu vergießen (nicht mit dem alten Teer, sondern mit schwarzer Heißklebemasse). Bei drei Kondensatoren ging das nicht mit dem Neubefüllen, da das verbleibende Röhrchen zu dünn im Durchmesser ist und der Ersatzkondensator nicht hineinpaßt. In diesen Fällen mußte ein dickeres Pertinaxröhrchen von einem anderen alten Kondensator her.
Desweiteren waren im Gerät noch drei NSF-Kondensatoren in tropenfester Ausführung verbaut, diese sehen ähnlich wie die Teer-EROs aus, allerdings ist das Röhrchen nicht mit Teer vergossen, sondern mit einer harten durchsichtigen Masse. Dieses Material läßt sich nicht ausschmelzen, so daß diese Kondensatoren ebenfalls durch andere neubefüllte Röhrchen ersetzt wurden. Insgesamt wurden 16 Kondensatoren getauscht, dazu noch der Ratioelko (2 µF) und der Katodenelko (50 µF) an der Endröhre. Der Ratioelko wurde durch einen 2,2 µF Folienkondensator ersetzt (geht nicht mehr kaputt) und der Katodenelko durch einen moderneren Typ mit 100 µF (50 µF hatte ich nicht, und den alten Kondensator auszuhöhlen ist zu umständlich).
Die ausgewechselten Kondensatoren hatte ich spaßeshalber vor dem Zerlegen noch überprüft, Ergebnis: erwartungsgemäß waren auch alle Kondensatoren defekt (das Radio hatte aber noch ganz ordentlich gespielt !). Es macht daher absolut keinen Sinn, den ganzen alten Kram drin zulassen, selbst wenn das Gerät noch funktioniert.
Die aufwendige Reparatur, wobei auch nachher alles möglichst original aussehen soll, dauert natürlich. Viel mehr als zwei oder drei Kondensatoren schafft man mit dem Wiedereinbau nicht pro Stunde.
Nach erfolgter Reparatur wurde erneut ein Funktionstest durch geführt, zwischen vorher und nachher liegen Welten im Klang und der Empfindlichkeit. Den Trimmer vom UKW-Vorkreis habe ich allerdings noch ein klein wenig abgeglichen auf Maximum, dadurch nimmt die Lautstärke und die Anzeige beim mag. Auge auf UKW noch etwas zu.
Die Lautstärke (vor allem auf UKW) ist deutlich größer, man bekommt viel mehr Sender rein, das mag. Auge reagiert so wie es soll, sowie Bass- und Höhenregler funktionieren richtig.
Der Selengleichrichter ist drin geblieben (wurde vorher recht warm, sind aber meistens gar nicht kaputt) und erhitzt sich auch nicht mehr unnormal, da nach dem Kondensatorentausch der Gesamtanodenstrom absinkt.
Das Radio ist jetzt auch wieder für den Dauerbetrieb geeignet. Damit man erkennen kann, das die Kondensatoren innerlich erneuert wurden, sind diese mit einem roten Punkt markiert und ein entsprechender Hinweis auf einem Zettel wird noch in die Gehäuseinnenseite geklebt.
Gruß
Roland
|