Guten Abend zusammen,
ich bin der neue hier im Forum

, deshalb möchte ich mich zunächst vorstellen. Mein Name ist Wolfgang, ich bin 28 Jahre alt und seit einiger Zeit von einer leichtern Form des "Röhrentechnik-Virus" befallen. Von Berufswegen bin ich Elektroingenieur Fachrichtung Automatisierungstechnik (einer der letzten Dipl-Ing(FH), kein Bachelor). Im Laufe der letzten zwei Jahre habe ich so einige Röhrenradios und auch einen Röhrenfernseher (Schaub Lorenz Telespiegel 1053, Baujahr 1956) repariert.
Nun zu meinem echt mysteriosen Problem das mich nun schon seit ein paar Tagen in den Wahnsinn treibt:
Den Meersburg habe ich Ende letzen Jahres in einem recht guten Zustand gekauft. Da einige der Kondensatoren allerdings schon sehr grenzwertig aussahen habe ich ihn zunächst komplett überholt und alle kritischen Kondensatoren getauscht (ElKos, und Folienkondesatoren, Kondensatoren in Filtern und Schwingkreisen ausgenommen).
So spielte der Radio bei mir gute 2 Monate lang, jeden Tag so ungefähr eine Stunde lang. Da die Röhren im UKW Tuner schon von Beginn an sehr am Ende waren, habe ich die beiden EC92 gegen JAN 6AB4 getauscht. Dies machte zunächst keine Probleme, die begannen erst ungefähr 2 Wochen nach dem Röhrentausch...
Nach dem Einschalten arbeitete der UKW Tuner vollkommen normal bis der Tuner eine gewisse Betriebstemperatur erreicht hatte, dann begann er auf dem gesamten UKW Band zu pfeifen (ca. 1-2kHz). Das Pfeifen ist in der Lautstärke regelbar und stammt definitiv aus dem UKW Tuner (weiter unten mehr dazu). Anfangs konnte man das Pfeifen durch hin und her schalten zwischen K, M, L und UKW "abwürgen", inzwischen ist das Pfeifen direkt nach dem Einschalten vorhanden und lässt sich nicht mehr mit hin und her schalten entfernen.
Nun habe ich schon mehrere Tage lange das Teil auf der Werkbank und das Problem zeigt noch mehr mysteriöse Symptome.
1. Wenn ich die UKW Antenne abziehe und die beiden Antennenkontakte am Gerät mit dem Finger "überbrücke", kann ich das Pfeifen komplett entfernen. Der Empfang ist logischerweise ohne Antenne sehr bescheiden aber vorhanden.
2. Die Frequenz des pfeifens ist kapazitiv beeinflussbar. Wenn ich näher am Gerät stehe ist die Frequenz niedriger als bei größerer Entfernung.
3. Schließe ich zwei Laborleitungen parallel zur UKW Antenne an und lege die Leitungen parallel auf den Tisch, ist das pfeifen weg.
4. Ist das Gerät erstmal warm, kann ich manchmal das Pfeifen durch verdrehen von C204 (Neutralisation) um eine viertel Drehung komplett für den gesamten Frequenzbereich entfernen. Manchmal kann ich auch nur die Frequenz des Pfeifes damit ein bisschen beeinflussen (+/- 100Hz).
5. Ich habe - FAST - einen kompletten Abgleich des UKW Tuners vorgenommen, das Pfeifen war zwischendurch weg (wegen der Messleitungen am Antenneneingang), danach war es wieder vorhanden.
6. Am Gehäuse des UKW Tuners gibt es einen Lötstützpunkt der Außen nicht beschalten ist, Innen ist er der Verbindungspunkt von L203 und C202. Wenn ich an diesen Punkt eine "Lastkapazität" (Isolierter Schraubendreher, Messleitung) bringe ist das Pfeifen auch weg.
7. Ich habe mal mein Oszilloskop bemüht. Ich musste es dafür nicht einmal anschließen. Wenn ich den Tastkopf neben den UKW Tuner auf das Chassis lege, kann ich ganz deutlich ein Sägezahnartiges Signal "messen" (siehe Anhang) das vom Tuner abgestrahlt wird. Wird der Tuner durch eine "Lastkapazität" beruhigt ist der Spuk auf dem Oszilloskop vorbei.
Dateianhang:
Newfile12.jpeg
8. Der unter 7. beschriebene Effekt auf dem Oszilloskop ist auch vorhanden wenn man die ECH81 entfernt, es scheint also keine Wechselwirkung zwischen dem UKW Tuner und den AM-Stufen zu sein.
Alles in allem scheint es so als würde der UKW Tuner, nicht nur im Mischer seine Mischfrequenz erzeugen sondern auch noch in der Vorstufe eine "wilde" Schwinung erzeugen die auf das Ausgangssignal aufmoduliert wird. Die Frage ist nur: Wie stellt man das ab ohne an all die kleinen Kondensatoren ran zu müssen die die Schwingkreise abstimmen. Oder ist das in diesem Fall nicht anders möglich?
Nun bin ich endgültig mit meinem Latein am Ende, ich hoffe es hat hier jemand den zündenden Hinweis für mich hat.
Dateianhang:
Schaltplan_Meersburg125_1.gif
Um die Fehlersuche zu erleichtern, hier noch meine "Messmittel":
Oszilloskope bis 500MHz (und mehr...)
Spektrumanalyzer
Messsender (R&S SMAF, der Bereich mit den 6,75MHz fehlt bei dieser Version leider)
Multimeter
Wobbler mit Markengeber
Regel-Trenntransformator
Vielen Dank schonmal für eure Anregungen und noch einen schönen Abend
Gruß Wolfgang