Wenn man selbst genügend Geräte in der Sammlung hat, aber gerne repariert und bastelt, dann freut man sich über Fremdgeräte an denen man sich austoben darf.
Diesmal ist es ein Grundig 4097, was ein Geschenk für die Hobbywerkstatt werden soll.
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Das Gerät wurde soviel ich weiß auf einem Flohmarkt erstanden. Zur Historie ist mir sonst nichts bekannt. Von selbst verrät der Apparat bei genauer Untersuchung aber auch etwas. Zum Beispiel dürfte er einige Zeit ungünstig gelagert gewesen sein. Der Lack hat überall feine Risse, blättert aber nirgends ab. Die Chassis-Schrauben zeigen, dass da schonmal jemand dran gedreht hat. Ebenso die vier Holzschrauben der Bodenabdeckung - vier verschiedene - lassen ebenfalls den Schluss zu, dass Chassis und Gehäuse bereits mindestens ein Mal getrennt gewesen sein müssen. Untermauert wird der Eindruck durch die Lötstellen der Lautsprecherverdrahtung am Ausgangsübertrager.
Wie dem auch sei: Das Radio ist vollständig, macht an sonsten keinen verbastelten Eindruck und der Aufkleber "spielt" neben den Drucktasten lässt einerseits hoffen, andererseits auch fürchten

Die Sicherung ist die Originale und intakt - auch ein gutes Zeichen.
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Auf einen Probelauf habe ich verzichtet und gleich mit dem Austausch der Kondensatoren begonnen. Den Doppelelko und einen 4µF Siemens-Elko habe ich belassen. Letzteren habe ich gemessen - ESR und Kapazität waren absolut in Ordnung.
Ansonsten hatte man es mit den viel zitierten üblichen Verdächtigen zu tun: Wima "Backpflaumen", weiße EROs und ein gelber NEOKON. Den NEOKON habe ich spaßeshalber gemessen, weil er äußerlich völlig unauffällig aussah. Ergebnis: ESR 110 Ohm, Kapazität 183 statt 47nF.
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Die Reparaturfreude wird bei diesem Modell etwas durch drei WIMA-Backpflaumen getrübt, die im Klangregister vergraben verbaut sind. Ohne eine Auswahl kleiner Zangen verschiedener Form, wäre ein Austausch nicht möglich gewesen.
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Auf dem Foto wird das gar nicht so deutlich, wie versteckt die Teile da eingebaut sind.
Nach dem Tausch der Kondensatoren, der erste Probelauf: Empfang auf UKW ist da, auch auf LMK funktioniert scheinbar alles grundsätzlich, was aber auffiel war ein Knistern, dass nur im UKW-Betrieb zu hören war.
So zog ich zuerst die ECC83, welche die EL84 ansteuert - das Knistern war weg.
ECC83 wieder rein, EAA91 raus - Knistern bleibt.
EAA91 rein, EBF89 gezogen - Knistern bleibt.
Betätigung des Lautstärkestellers - das Knistern lässt sich in der Lautstärke beeinflussen.
So forschte ich bei gezogener EBF89 von der EL84 aus rückwärts durch die Schaltung, bis ich nach einigem Trennen, wieder einlöten usw. bei der EM34 ankam. Als ich die zog, war das Knistern verschwunden.
Das hatte ich bisher auch noch nicht, dass eine Anzeigeröhre Störgeräusche verursacht. In der Röhre klimpert es deutlich.
Auf dem Programm steht nun das Nachmessen der Betriebswerte, der Einbau einer EM34 (die darf ruhig dunkel sein), die Aufbereitung des Gehäuses und Endmontage aller Baugruppen...