Von Mirag übernahm ich vor einiger Zeit den erwähnten Allwellenempfänger.
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Ob ich ihn auch genommen hätte, wenn ich schon den Telefunken E863 besessen hätte? Ich weiß es nicht. Ist auch egal. Der Apparat kam über den gleichen Transporthelfer mit dem er einst nach Sachsen (ich hoffe das stimmt?!

) gelangte, zu mir. Der Überbringer meinte, nochmal würde er den Kasten nicht transportieren
Nunja, ein paar Pfund Radio kamen also an, ich entnahm den Einschub seiner Blecheinhausung, schloss den Apparat im Werkstattkeller mal kurz an den Regeltrenntrafo, es brummte etwas und rauschte leise aus dem Lautsprecher, dann stellte ich das Gerät wegen anderer Baustellen erst mal weg.
Auf den ersten Blick ersichtlich war, dass die Frontplatte irgendwann einmal neu lackiert wurde. Die neue Oberfläche hatte aber auch schon wieder Kratzer, außerdem sah man die Schäden der alten Beschichtung durch den neuen Lack durch.
Am Blechgehäuse konnte man den Originallack noch gut erkennen und so ließ ich damals bereits zwei Sprühdosen dieses Farbtons anhand Farbkarten beim Lackhändler mischen.
Vor etwas über einer Woche war mal wieder Luft und da ich Lust zum Saubermachen, Schleifen und Lackieren hatte, nahm ich mich wieder des Siemens' an.
Zuerst wurde die Frontplatte vom Chassis abgeschraubt. Dann musste die Nadel der Skala vom Seil getrennt werden, denn Skala und Skalennadel sind mit der Frontplatte verbunden, der Seilantrieb aber sitzt auf dem Chassis. Die Nadel - eigentlich ein Plexiglasstreifen, der sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite einen schwarzen Strich hat - ist über eine Art Klemmmechanismus mit dem Seil verbunden. Zur Trennung muss eine Schraube gelöst und eine entfernt werden.
Anschließend mussten noch die Anschlussdrähte zu Sicherunshalter und Kopfhörerbuchsen abgelötet und zwei Kippschalter aus der Frontplatte abgebaut werden, dann ließ sich die Platte samt Skala entnehmen.
Nächster Schritt war die Demontage der Frontplatte, also Skalenscheibe, die kleine Schallwand samt Lautsprecher, Abbau der Skala, Ausbau von "SOS-Lampe" und Sicherungshalter, sowie das Entfernen aller Beschriftungsschilder durch austreiben der Nietstifte (was sehr gut ging).
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In Anbetracht der Schäden gab ich den Versuch, die Frontplatte nur zu schleifen bald auf und beschloss, die Platte abzubeizen. Das Teufelszeug vom Hornbach brauchte nur Sekunden um den Zweitlack zu entfernen, aber dann nochmal zwei Durchgänge mit längerer Einwirkdauer des Abbeizers bei in Folie eingepackter Frontplatte, um den Original-Lack zu lösen.
Trotzdem mussten einige Stellen mittels Spachtel entlackt werden. Beim Anblick des nun blanken Aluteils, wurde mir klar, dass ein Abschleifen vielleicht weniger Arbeit gemacht hätte - die Platte war ursprünglich im Sandgussverfahren hergestellt und die Gussrauhe Oberfläche im Werk grob mittels Bandschleifmaschine und Spachtelmasse geglättet worden. Darüberhinaus gab es einige tiefe Mulden in der Oberfläche, die einst verspachtelt wurden. Vermutlich hatte man dann die Front mit einem dicken, gut füllenden Lack beschichtet.
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Ich entschied, die Platte ohne Zwischenschliff in mehreren Schichten möglichst dick zu grundieren und sprühte anderthalb Dosen rotbraune Grundierung auf die Platte.
Danach erfolgte ein Zwischenschliff, eine erneute Grundierung (nur deckend) um die restlichen Schadstellen besser erkennen zu können. Anschließend wurden alle Fehlstellen gespachtelt und die Platte erneut in drei Schichten grundiert. Hierauf folgte ein Feinschliff und anschließend eine Lackierung mit dem neu gemischten Lack.
Dabei ergaben sich zwei unschöne Dinge: Erstens - der Farbton stimmt nicht ganz - der Lack ist im Vergleich zum Original etwas zu grünlich, was mich aber nicht stört. Zweitens - die Grundierung reagierte mit dem Lack und die Oberfläche bekam eine Textur bzw. an einer Stelle kleine Risse.
Nachdem die Lackierung ein paar Tage Zeit zum trocknen hatte, schliff ich mit einem feinen Schleifkissen die Oberfläche nach und die Texturen und Risse verschwanden. Das Ganze wurde nochmal mit dem Decklack gespritzt und sieht nun befriedigend bis gut aus.
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Nach reichlich Trockenzeit kamen heute wieder Sicherungshalter, Lampenfassung und die Schilder an ihre angestammten Plätze zurück.
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Bei nächster Gelegenheit werden Skala und Schalter wieder eingebaut und die Platte wieder mit dem Chassis verheiratet

Die Schallwand möchte ich rekonstruieren - aber mit runden, statt mit quadratischen Löchern, denn die Holz-Stoff-Eigenbau-Lösung gefällt mir nicht.
Ende offen
