Hallo Forum,
jetzt möchte ich auch einmal ein Gerät vorstellen, das ich in den letzten Tagen fertiggestellt habe und unbedingt für mich selbst behalten werde.
Schon in der Vergangenheit hatten zwei Geräte des Typs Altlas 9852 den Weg in mein Radio-Altersheim gefunden, ein Wechselströmer und ein Allströmer. Beide ließen sich gut reparieren und liefern für das frühe Baujahr 1951 ausgezeichneten UKW-Empfang. Der vor allem, das muß extra erwähnt werden, serienmäßig bis etwa 103 Mhz reicht, der Sender Wesel des DLF auf der 102,8 Mhz ist mit beiden Radios problemlos zu empfangen.
In der Zwischenzeit reparierte ich dann noch einen Wechselströmer für einen Freund, der davon auch ganz angetan war. Empfang und Klang dank des guten Breitbänders sehr angenehm.
Nun wurde mir im Frühjahr aus einer Sammlungsauflösung im Münsterland ein weiteres Radio dieses Typs angeboten, wieder ein Wechselströmer. Für 10 Euro sagte ich nicht nein. Nachträglich Dank an Hennes für das Bild des Radios:

Naja, so sehen sie immer aus, wenn sie 30, 40 oder mehr Jahre auf einem Dachboden gestanden haben, nicht wahr ?
Als ich das Gerät schließlich beim letzten Stammtisch im Mai in Empfang nehmen konnte, fiel mir zuallererst auf, daß das Gehäuse "verpittert" war, wie wir hier im Rheinland sagen, also stark verwurmt und auch nur noch mäßig stabil. Bei dem Preis schien der Schaden aber überschaubar. Umso erstaunter war ich, als ich irgendwann die Rückwand abnahm, um das Innenleben zu inspizieren.
Es fand sich nämlich ein radikaler älterer Umbau darin. Jemand, der sehr genau wußte, was er tat, hatte wohl Ende der 50er-Jahre einen damals modernen UKW-Tuner von LO auf den originalen Drehko aufgebaut und verdrahtet. Ich zeige jetzt mal zunächst ein Bild des Originalzustandes aus einem anderen Radio, dazu schreibe ich später noch etwas. Man erkennt den Drehko mit der davor stehenden EF42, die als UKW-Vorstufe fungiert:

In dem Chassis des Gerätes aus der Sammlungsauflösung sieht es nun so aus, die roten Pfeile weisen auf eine zusätzliche große Seilscheibe hin, die auf die Drehkoachse geschoben wurde, um den UKW-Tuner anzutreiben. Ich zeige vier Bilder von allen Seiten, zunächst von hinten:

Dann von rechts:

Von links:

Und schließlich von vorne:

Die ausgesprochen professionelle Art, auf die da gearbeitet wurde (schaut Euch bspw. das Montageblech an, auf dem der Tuner steht), sagt mir sehr deutlich: das war ein vom Werk gelieferter Umbausatz, der dazu dienen sollte, das Spitzenmodell des Baujahres 1951 störstrahlungssicher zu machen und um den UKW-Empfang auf das Niveau eines damals modernen Geräts zu bringen. Auch die Seilführung ist perfekt gelöst, der Zeiger läuft seinen ganzen Weg ab, die ganze Mimik ist nur mäßig schwergängig.
Die Störstrahlung kann ich nicht messen, der Empfang ist aber 1A. Und jetzt kommt der Clou: ohne, daß ich am Tuner gedreht hätte, überstreicht er den Bereich von 87,5 bis 108 (!!) Mhz. Da war also jemand am Werk, der nicht nur sehr sauber arbeiten konnte, sondern auch einen Blick in die Zukunft tat. Wann wurde der UKW-Bereich jeweils erweitert ? Auf 104 Mhz etwa 1961 und auf 108 Mhz etwa 1967 ? Der Tuner ist auf jeden Fall älter, ich würde sagen, von 1958.
Und die dritte Überraschung: die EM4, die in dem Gerät sitzt, ist noch ganz ordentlich. Ich werde den Leuchtschirm noch auf den ersten Elko legen, damit sie noch ein wenig an Helligkeit zulegt.
Nun komme ich zurück auf das Gehäuse. Frisches Beißmehl im Innenraum zeigte mir an, daß der Bewohner noch aktiv ist, das Gehäuse ist also nicht zu retten, es wird sein verdientes Ende im Ofen eines Bastelfreundes finden, um ihm bei seinen eigenen Bastelaktivitäten Wärme zu spenden.
Ich war also etwas ratlos, da besuchte mich ein anderer Bastelfreund aus dem Stammtisch, er sah unter meiner Kellertreppe das bedauernswerte Gerät stehen und meinte: "Och, so einen ollen Loewe Atlas habe ich auch noch stehen, den kannste geschenkt haben...." Klar, den nahm ich natürlich und bekam so ein schönes Gehäuse mit einem sehr auffälligen oberen Querbalken - Wurzelholz !
So habe ich also aus zwei Geräten eines gemacht und habe nun ein Chassis und eine Schallwand übrig. Von diesem Chassis, das ich noch nicht wieder in Betrieb gesetzt habe, stammt das obige Bild des Originalzustandes. Noch ein Gehäuse werde ich wohl nicht finden.
Nach reichlich Lötarbeit und fast ebenso viel Polierarbeit zeigt sich das Gerät nun wie folgt - natürlich habe ich auch den Schallwandstoff gewaschen und die Einfassung der EM4 mit Goldlack neu gesprüht:

So halb und halb überlege ich, die zweite Schallwand mit einem zusätzlichen Loch für einen Hochtöner zu versehen, um den Klang auf UKW nach oben hin zu verbessern. Das Radio ist ohnehin nicht mehr im Originalzustand. Es ließe sich ja leicht wieder zurückbauen. Oder zusätzlich Seitenlautsprecher mit Gittern aus einem anderen Schlachter ? Hm.....
Tja, ein Radio ohne Tasten aus dem Baujahr 1951 mit UKW-Empfang bis 108 Mhz hatte ich auch noch nie.....
H.